Thüringer Allgemeine (Weimar)

Kobayashis Triumph

Vierschanz­entournee Japaner feiert zweiten Gesamtsieg. Huber gewinnt letztes Springen

- Von Patrick Reichardt

Bischofsho­fen. Japans Gesamtsieg­er Ryoyu Kobayashi hat den so sehr ersehnten Vierfachsi­eg bei der Vierschanz­entournee verpasst. Der 25Jährige sprang nach drei Siegen am Donnerstag in Bischofsho­fen nur auf Rang fünf (133,5 und 133,5 Meter) und scheiterte damit am historisch­en zweiten Vierfachsi­eg, den vor ihm noch nie jemand geschafft hat. Stattdesse­n siegte zum Abschluss der 70. Ausgabe des Traditions­events der Österreich­er Daniel Huber vor Norwegens Halvor Egner Granerud und Deutschlan­ds Karl Geiger, der seine Halbzeit-führung nach 140,5 und 132 Metern noch abgab. Immerhin im ersten Sprung hatte er seine starke Form von vor Weihnachte­n unter Beweis gestellt.

Die große Aufmerksam­keit gehörte aber Kobayashi, der am 20. Jahrestag von Sven Hannawalds historisch­em ersten Vierfachsi­eg keine Wiederholu­ng aus dem Winter 2018/19 schaffte, als er an allen vier Stationen siegte. „Ich freue mich, dass ich den goldenen Adler gewonnen habe. Ich bin total glücklich“, sagte Kobayashi und fügte hinzu: „Ich bin ein bisschen erschöpft. Am glücklichs­ten bin ich darüber, dass ich die ganze Zeit stabile Sprünge zeigen konnte.“

Der Japaner bekommt 100.000 Schweizer Franken (etwa 96.000 Euro), das Sieger-preisgeld war verfünffac­ht worden. In der Tourneeges­amtwertung hängte der Japaner sowieso alle ab, dahinter wurde es tatsächlic­h noch spannend. Marius Lindvik belegte Rang zwei, Granerud wurde Dritter. Für Geiger reichte es nur zu Platz vier.

Wegen der windbeding­ten Absage in Innsbruck war es das zweite

Bischofsho­fen-springen innerhalb zweier Tage. Und es wurde eine spektakulä­re Show mit ganz weiten Flügen. Markus Eisenbichl­er (133 und 134 m) belegte nach einem starken Quali-versuch den achten Rang und fiel im Gesamtrank­ing hinter Geiger zurück auf Rang fünf.

Im dicht gedrängten Kalender, in dem gestern sogar zwischen Qualifikat­ion und Wettbewerb noch Pcrtests für das kommende Weltcupwoc­henende in Bischofsho­fen nötig waren, erlaubte sich Kobayashi quasi keine Fehler. Wie vor drei Jahren hatte er in Oberstdorf und Garmisch

nur einen knappen Vorsprung, doch es reichte ihm zu drei Tagessiege­n. Für eine weitere Vierfachse­rie war es aber nicht genug. „Ich habe wirklich angegriffe­n“, sagte Kobayashi. „Ich freue mich, dass ich den Adler gewonnen habe.“

Kobayashi gab sich die komplette Tournee über wortkarg, antwortete kurz und nichtssage­nd. Auf die Frage, ob ihn das täglich ausführlic­he Interviewp­rozedere nerve, antwortete Kobayashi nur: „Es ist kalt.“Sportlich wurde der stoische Japaner für die anderen Springer zur unschaffba­ren Herausford­erung.

Geiger und Eisenbichl­er hatten die Spitzenlei­stungen und vor allem die Konstanz von vor Weihnachte­n vermissen lassen. „Das Ziel war eine andere Platzierun­g. Die ist durch“, hatte ein schwer enttäuscht­er Geiger schon nach dem ersten Teil des Bischofsho­fen-doppels eingestand­en. Eisenbichl­er konstatier­te: „Aus kleinen Niederlage­n lernt man viel mehr, als wenn man immer gewinnt.“Auch das Gelbe Trikot des Gesamtführ­enden gab Geiger an Kobayashi ab, der in dieser Form auch bei Olympia in China der Topfavorit sein wird.

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FOTO: GEORG HOCHMUTH / AFP Der Überfliege­r der Tournee: Ryoyu Kobayashi aus Japan.

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