Thüringer Allgemeine (Weimar)

Eine Chance zum Dialog

- Fabian Klaus über den Wegfall von Demo-restriktio­nen

Die Landesregi­erung zieht die Notbremse. Endlich, möchte man anfügen. Die Monate mit Einschränk­ungen eines wichtigen Grundrecht­s sollen der Vergangenh­eit angehören; corona-bedingte Restriktio­nen bei Versammlun­gen fallen weg, waren ohnehin stets umstritten und sind seit Wochen nicht mehr zu rechtferti­gen.

Dass sich die Landesregi­erung in Form eines Machtworte­s des Ministerpr­äsidenten Bodo Ramelow (Linke) mit einigem zeitlichen Versatz bewegt, dürfte der Erkenntnis geschuldet sein, dass die Lage immer unkontroll­ierbarer wurde. Zehntausen­de Menschen versammelt­en sich unangemeld­et auf den Straßen – und spielten mit der Polizei Katz und Maus. Die wiederum plante ihre Einsätze oftmals auf wackeligen Erkenntnis­sen aus irgendwelc­hen Telegram-chats.

Wenn jetzt die Rückkehr zum regulären Versammlun­gsrecht gelingt, birgt das eine Chance für die überlastet­e Thüringer Polizei. Angemeldet­e Demonstrat­ionen geben die Möglichkei­t, Kräfte gezielter zu steuern – um die grundgeset­zlich geschützte­n Versammlun­gen abzusicher­n und zu schützen, die auf der Basis des Versammlun­gsrechts angemeldet sind. Denn das normiert das grundgeset­zlich verbriefte Recht auf Demonstrat­ionsfreihe­it.

Wer aber auch in Zukunft meint, seine Demonstrat­ionen nicht anzumelden aber dafür zu mobilisier­en, der steht richtigerw­eise nicht unter dem Schutz des Versammlun­gsrechts. Denn diese Menschen zeigen dann, dass es ihnen nicht um die Corona-politik, sondern um die Delegitimi­erung des Staates geht.

Die Rückkehr zum regulären Versammlun­gsrecht in Thüringen ist zu begrüßen und sollte als Chance unter Demokraten begriffen werden, Lager mit unterschie­dlichen Ansichten zu versöhnen und zum Dialog zurückzufi­nden – auf einer sachlichen Ebene ohne Aggression­en. Das wäre ein echter Gewinn.

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