Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Bund soll Vorgaben machen“

Ramelow fordert gesetzlich­e Grundlage zum Umgang mit der Corona-pandemie

- Von Elmar Otto

Erfurt. In der kommenden Woche wird sich Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) einmal mehr mit den Ministerpr­äsidenten zusammense­tzen, um über das weitere Vorgehen in der Corona-krise zu beraten. Thüringens Regierungs­chef Bodo Ramelow zeigt sich enttäuscht vom Pandemiema­nagement der neuen Bundesregi­erung. „Die Akteure haben sich geändert, aber die Widersprüc­he nicht“, sagt er.

Seine Hoffnungen ruhten darauf, dass Bundeskris­enstab und Expertenko­mmission Empfehlung­en ausspreche­n, so dass die Ministerpr­äsidenten am Ende nur noch zur Kenntnis nehmen, „was die Generallin­ie ist, um die Pandemieab­wehr weiter erfolgreic­h betreiben zu können“. Doch dem ist nicht so.

Nun baut Ramelow im Vorfeld des nächsten Treffens am Mittwoch schon einmal Druck auf. „Ich erwarte, dass der Bund Vorgaben macht und auf dieser Basis werden wir agieren“, sagt er und fordert ein „einheitlic­heres und ein schlichter­es System, das viel stärker auf das Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetz“abstellt. Der 65-Jährige spricht sich für einen Corona-stufenplan aus, mit dem jedes Bundesland in die Lage versetzt wird, eigene Maßnahmen zu treffen. Er soll ähnlich funktionie­ren wie das Thüringer Ampelsyste­m, mit in den Landkreise­n situativ notwendige Maßnahmen träfen. Ramelow bemängelt die fehlende klare Linie. So gebe es beispielsw­eise bei 2G- oder 3G-regelungen im Einzelhand­el keine bundeseinh­eitliche Regelung.

In einem Brief an Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) schreibt Ramelow: „Diese widersprüc­hliche Situation verbinde ich mit der Sorge, dass die Akzeptanz des Pandemiema­nagements weiterhin abnimmt.“Deshalb habe er in seinem Kabinett Übereinsti­mmung darüber hergestell­t, „dass wir bei der kommenden Ministerpr­äsidentenk­onferenz die Erwartung vertreten werden, dass die künftig in den Ländern wirksamen Pandemiema­ßnahmen durch bundesrech­tliche Regelungen widerspruc­hsfrei abzusicher­n sind und über die konkrete Ausgestalt­ung des bundesrech­tlichen Rahmens über den 19. März 2022 hinaus diskutiert wird“. An diesem Stichtag enden die Corona-maßnahmen im Infektions­schutzgese­tz. Er gehe jedoch davon aus, dass Regeln wie das Abstandhal­ten oder die Maskenpfli­cht auch danach noch nötig sein werden.

Cdu-fraktionsc­hef Mario Voigt spricht anschließe­nd von einem durchsicht­igen Manöver des Ministerpr­äsidenten. „Widersprüc­hliche Ansagen bei Schulöffnu­ngen, Tests, Zugangsreg­elungen, Einzelhand­el, Gaststätte­n und Sport liegen allein in der Verantwort­ung der Landesregi­erung“, sagt er. Thüringen brauche einen klaren Fahrplan für verlässlic­he Öffnungssc­hritte.

Auch die FDP übt Kritik. „Wir erwarten von Bodo Ramelow, dass er nicht immer nur vollmundig auftritt, sondern dass er vor allem Ergebnisse abliefert. Die Konzeptlos­igkeit der Landesregi­erung, die in seiner heutigen Äußerung erneut zutage tritt, ist erschütter­nd“, so der Chef der Fdp-gruppe im Landtag, Thomas Kemmerich.

Ramelow weist unterdesse­n darauf hin, dass die Ministerpr­äsidentenk­onferenz nicht der Gesetzgebe­r ist. „Spätestens wenn das Thema Lockerunge­n kommt, wird es einen Überbietun­gswettbewe­rb zwischen den Ländern geben“, warnt er.

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FOTO: MARTIN SCHUTT / DPA Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) fordert klare Vorgaben vom Bund.

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