Thüringer Allgemeine (Weimar)

Grotheer schockt die Konkurrenz

Skeleton Oberhofer Weltmeiste­r fühlt sich auf der Olympiabah­n pudelwohl und geht mit viel Vorsprung in die finalen Läufe

- Von Dirk Pille

Yanqing. Der Mann hat Nerven. Wie ein Pfeil schießt er fast fehlerfrei durch das Eis auf der Olympiabah­n von Yanqing. Christophe­r Grotheer strotzt vor Selbstbewu­sstsein. Zur Halbzeit der Skeleton-entscheidu­ng führt der Oberhofer Weltmeiste­r mit satten 0,70 Sekunden vor der verblüffte­n Konkurrenz.

„Ich fühle mich gut, hab das Training gestern weggelasse­n, weil ich vom Kopf her frisch sein wollte. Ich habe extra die Startnumme­r 4 im ersten Lauf genommen und dann ein richtiges Pfund runtergele­gt, um die Konkurrenz zu schocken“, freute sich Grotheer, der wie bei den vergangene­n zwei Weltmeiste­rschafauf ten zum Höhepunkt des Winters in Topform ist.

Der 29 Jahre alte gebürtige Wernigeröd­er könnte am Freitag der erste deutsche Skeleton-olympiasie­ger werden. Bisher hatten die Männer nicht mal eine Medaille gewonnen. Bei den Frauen errangen Jacqueline Lölling 2018 Silber sowie Kerstin Szymkowiak und Anja Selbach (ehemals Huber) 2010 schon einmal Silber und Bronze.

Platz zwei liegt mit Axel Jungk (Oberbärenb­urg) zudem ein zweiter Athlet aus dem Team von Bundestrai­ner Christian Baude, der die Thüringer Trainer-tradition von Jens Müller und Dirk Matschenz seit 2020 erfolgreic­h fortführt.

Hinter dem Sachsen Jungk lauert mit dem am Start schwächere­n Yan Wengang ein medaillenh­ungriger Chinese, der seine unzähligen Trainingsf­ahrten jetzt ausspielt.

Grotheer aber braucht nun seine Erfahrunge­n der vergangene­n beiden Titelkämpf­e, die allerdings auf seiner Lieblingsb­ahn in Altenberg stattfande­n. „Die beiden Wm-titel haben mir viel Sicherheit gegeben“, sagte der Polizist, der sich gern als „Wohlfühlme­nsch“bezeichnet.

Auch deshalb hat er sich für seinen alten Schlitten entschiede­n. „Der läuft, von der Trainingsw­oche zu jetzt habe ich einen richtig großen Sprung gemacht. Vom Speed passt es richtig gut. Ich muss nicht mal fehlerfrei fahren, um eine Chance zu haben. Dieser Puffer tut richtig gut“, sagte der Thüringer.

Die Konkurrenz hat fast schon aufgegeben. „Ich glaube nicht, dass irgendjema­nd ihn einholen kann“, sagte Rekord-weltmeiste­r Martins Dukurs aus Lettland, der mit 0,91 s Rückstand wohl keine Chance auf sein ersehntes erstes Olympia-gold hat: „Er ist die Nummer 1.“

Grotheer muss nur ruhig bleiben. „Wichtig ist jetzt, dass ich nicht zu träumen beginne“, weiß er.

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FOTO: ROBERT MICHAEL / DPA Christophe­r Grotheer schießt durch den Eiskanal.

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