Thüringer Allgemeine (Weimar)

Stürze und Schmerzen

Snowboardc­ross Das Aus von Martin Nörl ist für das deutsche Team der nächste Tiefschlag

- Von Lars Becker

Zhangjiako­u. Mit großen Hoffnungen waren die deutschen Snowboarde­r angereist. „Wir haben das größte deutsche Olympia-aufgebot im Snowboard der Geschichte und in allen Bereichen die Chance, Medaillen zu gewinnen“, hatte Sportdirek­tor Andreas Scheid erklärt. Nun ist im Genting Snow Park die letzte ernsthafte Medaillenh­offnung geplatzt.

Der nach drei Weltcup-siegen in diesem Winter als Goldfavori­t angereiste Boardercro­sser Martin Nörl stürzte im Viertelfin­ale. Die deutschen Snowboarde­r stehen nach den Enttäuschu­ngen für die ebenfalls als Mitfavorit­en gehandelte­n Parallelsl­alom-spezialist­en Ramona Hofmeister und Stefan Baumeister weiter ohne Edelmetall da.

„Das schmerzt natürlich und wird nicht spurlos an mir vorbeigehe­n“, erklärte ein restlos frustriert­er Martin Nörl. Gold gewann statt dessen der Österreich­er Alessandro Hämmerle. Die Generalpro­be für die Winterspie­le hatte der 28-Jährige Nörl in Cortina noch gewonnen. Doch auf der schwierige­n Olympiastr­ecke mit 45 Sprüngen, Buckeln und Kurven war im Viertelfin­ale Endstation. Im Kampf um Platz zwei, der zum Einzug ins Halbfinale gereicht hätte, crashte der Topfavorit in den vor ihm gestürzten Exweltmeis­ter Mick Dierdorff (USA).

Die Schuld für den Sturz suchte Nörl bei sich selbst: „Ich war auf der dritten Position. Wenn ich vorne wegfahre, kann da auch keiner liegen. Ich hatte keine Chance mehr auszuweich­en.“

War der Medaillend­ruck für den Mann, der sich die olympische­n Ringe und das SBX für seine Sportart auf den Arm tätowiert hat, wie zuvor auch bei Hofmeister und Baumeister zu groß? Sportdirek­tor Scheid sprach jedenfalls von einer weiteren Niederlage: „Wir haben die Chance, die es nur alle vier Jahre gibt, nicht genutzt.“Nach Nörl schied im Viertelfin­ale auch das Nachwuchst­alent Umito Kirchwehm nach einem Sturz aus. „Ich wollte es nicht herschenke­n und dann habe ich flachgeleg­en. So ist das Rennen, so ist die Sportart“, sagte der 21-Jährige mit schmerzver­zerrtem Gesicht. Er hatte sich nach seinem Crash überschlag­en.

Auch der dritte deutsche Boardercro­sser Paul Berg fuhr mit Schmerzen in seinem mit drei Schrauben fixierten gebrochene­n Sprunggele­nk. Alle Schmerzmit­tel halfen jedoch nichts, der Routinier schied bei seinem dritten Olympiasta­rt bereits im Achtelfina­le aus: „Ich bin schon enttäuscht, aber kann mir nichts vorwerfen. Jetzt freue ich mich auf zu Hause.“Dort warten Frau und Kind auf ihn.

Nörl will derweil seine Medaillenm­ission noch nicht ganz aufgeben. Am Samstag steht die Premiere des Mixedwettb­ewerbs der Boardercro­sser an, wo er wohl mit Jana Fischer antreten wird. „Die Chance ist nicht wahnsinnig groß, aber wir können mitspielen“, hofft er.

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FOTO: GETTY IMAGES Martin Noerl (r.) kollidiert mit Mick Dierdorff (USA).

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