Beckert mit Bayern-mentalität
Eisschnelllauf Erfurter Außenseiter träumt über 10.000 Meter von einer Medaille
Peking. Weiter, immer weiter. Die Einstellung, die Oliver Kahn beim FC Bayern vorlebte, hat Patrick Beckert verinnerlicht. „Die Mia-sanmia-mentalität passt eigentlich perfekt zu mir“, sagte der Erfurter Eisschnellläufer. Hohe Ansprüche an sich selbst zu haben, bis zur letzten Sekunde an den Sieg zu glauben, niemals aufzugeben. „Das“, sagte der Erfurter, „prägt eigentlich meine ganze Sportkarriere.“
Bei den Olympischen Winterspielen in Peking soll das Bayerngen den glühenden Anhänger des Fußball-rekordmeisters zu einem Höhepunkt seiner Laufbahn tragen. Im 10.000-m-rennen am Freitag (9 Uhr MEZ) hat Beckert seine größte Chance auf eine Top-platzierung. Eine Medaillenchance besitze er „wenn, dann über die 10.000 m. Auch wenn ich nicht zu den drei Top-favoriten zähle.“Die heißen Nils van der Poel (Schweden), Jorrit Bergsma (Niederlande) und Tedjan Bloemen (Kanada). Beckert will ihnen das Leben so schwer wie möglich machen: „Ich habe die letzten Wochen und Monate komplett für dieses Rennen trainiert.“
Der 31-Jährige ist seit Jahren Deutschlands bester Langstreckenläufer und eine Konstante für den deutschen Verband, der immer weniger Athleten in der Weltspitze vorzuweisen hat. Beckert ist deutscher Rekordhalter auf allen Langstrecken. Drei Mal wurde er Wm-dritter über 10.000 m, bei Winterspielen landete er auf der längsten Einzelstrecke auf den Plätzen sechs (2014) und sieben (2018). Sein deutscher Rekord von 12:47,93 min dürfte auf dem eher schweren Eis in Peking nicht fallen, trotzdem soll es für ihn weit nach vorn gehen. „Ich bin fit. Am Freitag nach 25 Runden wissen wir mehr“, so Beckert.
Der deutsche Meister hat sich eine schmerzhafte Leidenschaft ausgesucht. Das 10.000-m-rennen ist eine Tortur. Den „Stern des Südens“könnte er während des Rennens gleich drei Mal hören. Luft zum Mitsingen hat er nicht. Erst schmerzen die Beine, später bereitet mitunter trockene Luft in Eishallen Kopfschmerzen. „Über die Kotzgrenze“, sagte Beckert, „bin ich definitiv schon öfter gegangen.“
Am Freitag muss er erneut über sich hinauswachsen. Sein Lieblingsklub ist dafür eine Inspiration. Weiter, immer weiter.