Boxtraining unter Mädchen
Deutsche Meisterin betreut Athletik-plus-klasse des Weimarer Humboldt-gymnasiums
Weimar. Ein gemeinsames Training mit einer Deutschen Meisterin ist im normalen Sportunterricht eigentlich undenkbar. Doch dank des Sportprojektes Athletik plus des Weimarer Humboldt-gymnasiums kamen kürzlich einige Mädels zu diesem besonderen Erlebnis.
„Wenn man Savina so im Schulalltag erlebt, dann kann man das fast gar nicht glauben. Sie ist ja eher eine ruhige Person, aber wie sie so mit den Mädels umgeht und was sie selbst auch sportlich erreicht, da muss ich mir immer kurz die Augen reiben“, sagt Anke Steinbrück, Sportlehrerin am Gymnasium in Weimar-west, die an diesem Nachmittag die Mädels in Augenschein nimmt, wie sie zu Beginn erstmal ein paar Runden um die Boxringe drehen – aufwärmen und so. Von Aufregung bei Savina Sennewald, die im Dezember des vergangenen Jahres den deutschen Meistertitel in Lindow holte, keine Spur. Das bestätigt sie auch kurz vor der Trainingseinheit. „Ich denke, es wird Spaß machen, aber aufgeregt bin ich nicht“, sagt sie.
Wenn man die Humboldt-mädels so anschaut während der Einheit, dann sieht man jedenfalls viele lachende Gesichter, vor allem, wenn es ins gemeinsame Sparring geht. Wann hat man schon einmal die Erlaubnis, dem Gegenüber eine zu verpassen? Thomas Elke unterstützt das Ganze ein wenig, hilft Savina bei der Organisation der besonderen Unterrichtsstunde. Der langjährige Trainer des Boxvereins Weimar weiß über seinen weiblichen Schützling nur Gutes zu berichten, auch wenn das nicht immer so war. „So viele Jahre gab es hier nur Jungs in der Boxhalle, da wollte ich von Mädels nichts wissen“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Mittlerweile hat der Verein aber einige Athletinnen als Mitglieder. „Savina ist unglaublich fleißig im Training. Als sie hier her kam, sind wegen der Übungen mit den Jungs am Anfang einige Tränen geflossen, aber sie hat sich durchgebissen und ist noch stärker daraus hervorgegangen“, sagt Thomas Elke, der den
Schülerinnen auch das Video von Savinas Finalkampf auf dem Fernseher zeigt. Gebannt werden die drei Runden beobachtet, ehe noch einmal die Handschuhe angezogen werden.
Mit Blick auf die boxenden Mädchen, die sich aber nicht ernsthaft eine Gerade verpassen, denkt man als Sportredakteur an die eigene Schulzeit zurück und ist ein wenig neidisch. Leichtathletik, Turnen, die üblichen Ballsportarten, all das war und ist noch Standard. „Da sind wir schon sehr froh, dass wir den Jungs und Mädchen mit Athletik plus solche speziellen Sportarten wie zum Beispiel auch Fechten oder Judo anbieten können. Den Vereinen und auch dem Stadtsportbund sind wir dankbar, dass sie uns da helfen“, sagt Anke Steinbrück. Drei Einheiten sind insgesamt in der Boxhalle vorgesehen, die dritte und letzte folgt am ersten Donnerstag nach den Winterferien.
Alle Mädels gehören zu einer Projekt-gruppe (5. bis 8. Klasse), die pro Woche zwei Stunden zusätzlich Sportunterricht absolvieren, um so die Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Der Großteil ist schon im Verein, spielt etwa Volleyball, Fußball oder sind Leichtathleten.