First Lady – und bald auch Richterin
Elke Büdenbender sagt, was sie in der zweiten Amtszeit von Bundespräsident Frank-walter Steinmeier anders machen will
Berlin. Den Einzug vor fünf Jahren ins Schloss Bellevue bezeichnet Elke Büdenbender heute als „eine riesige Lebenschance“. Sie hatte schon fast 20 Jahre als Richterin gearbeitet, es war der Zeitpunkt, etwas Neues, sehr Einzigartiges beginnen zu können. „Wir haben das von Anfang an als gemeinsames Projekt verstanden – auch wenn natürlich nur er das Amt hat.“Auf Nachfrage unserer Redaktion blickt die 60-Jährige noch einmal auf die vergangenen fünf Jahre als First Lady zurück – und voraus.
Denn am Sonntag wird ihr Mann Frank-walter Steinmeier höchstwahrscheinlich für eine zweite Amtszeit ins Bundespräsidentenamt gewählt. Und die zweite Amtszeit soll anders werden, auch weil Elke Büdenbender nach fünf Jahren Pause wieder als Richterin beim Berliner Verwaltungsgericht arbeiten wird, wenn auch nur in Teilzeit.
Denn die Aufgaben an der Seite des Bundespräsidenten liegen der Juristin und Mutter einer Tochter eben auch: „Ich fand es sehr bereichernd, in meiner jetzigen Funktion auf ganz andere Weise arbeiten zu können, unglaublich unterschiedliche, tolle Menschen kennenzulernen und so viel über unser Land und seine Leute zu lernen“, befindet Büdenbender. „Wenn man von dem umgangssprachlichen ,First Lady‘ absieht, hat meine Funktion ja keinen eigenen Namen und sie ist auch sonst recht unbestimmt. Das hat den Vorteil, dass ich in den vergangenen fünf Jahren sehr viel selbst gestalten konnte.“Besonders wichtig waren ihr die Themen Chancengleichheit durch Bildung und dass Ausbildungsberufe endlich mehr Wertschätzung bekommen. Bei ihren Besuchen, Reisen und Terminen sei es ihr darum gegangen, junge und sozial benachteiligte Menschen zu stärken und die Gleichberechtigung von Frauen zu verbessern.
Was sie in der Zeit vor allem gelernt habe? „Medienaufmerksamkeit
ist eine Währung. Wenn du etwas bewegen willst oder Themen in die Gesellschaft hineintragen möchtest, brauchst du öffentliche Aufmerksamkeit – im stillen Kämmerlein geht das nicht“, so die First Lady.
Die Kritik, dass ihre Aufgabe des Richterjobs vor fünf Jahren kein gutes Zeichen für die Gleichberechtigung gewesen sei, habe sie „etwas erstaunt“, sagte sie der „Zeit“. Sie habe die Entscheidung „total autonom“getroffen und sie nicht bereut. Vielmehr hätten ihr Mann und sie in den Jahren seiner ersten Präsidentschaft mehr Zeit füreinander gehabt als davor. Auch wenn die Corona-pandemie für sie schon „ein wenig gedämpft“habe.
Ihr Entschluss, nun wieder ins Richteramt zurückzukehren, habe auch etwas mit ihrem 60. Geburtstag zu tun gehabt. Direkt nach Abschluss ihres Referendariats trat sie eine Stelle als Verwaltungsrichterin in Hannover an, im Jahr 2000 wurde sie Richterin mit Schwerpunkt Sozialrecht am Verwaltungsgericht Berlin. „Ich liebe meinen Beruf und ich habe hart dafür gearbeitet, Richterin zu werden. Und ich fände es auch mir selbst gegenüber falsch, das nicht zu machen.“Und da ihr die Aufgaben als First Lady auch sehr am Herzen liegen, seien ihr Mann und sie davon überzeugt: „dass es am besten ist, wenn ich künftig beides sein werde – Richterin und First Lady“.
Ihr Mann ist wortwörtlich ein Teil von ihr. Frank-walter Steinmeier spendete seiner Frau Elke Büdenbender im August 2010 eine Niere. Nur eine Organspende konnte ihr Leben retten. Der damalige Spdfraktionschef kündigte nur einen Tag vor der Operation an, eine Niere seiner Frau zu spenden und daher eine zweimonatige politische Auszeit zu nehmen. Seitdem, so sagte es Elke Büdenbender selbst, ist der heutige Bundespräsident nicht nur ihr Gatte, sondern „ein Teil von mir“.
Deutschlands First Lady wuchs in einer katholischen Familie im Siegerland auf, ihr Vater war Tischler, die Mutter Hauswirtschaftslehrerin. Sie war die erste in ihrer Familie, die ein Universitätsstudium absolvierte. Während ihres Jura-studiums in Gießen lernte sie Frankwalter
Steinmeier kennen, erst sieben Jahre später, 1995, heirateten die beiden. Ein Jahr später kam ihre Tochter zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt etwa versagten ihre Nieren. Elke Büdenbender, die zusehen musste, wie ihr Blut in ein Dialysegerät lief, musste sich früh mit dem Tod auseinandersetzen.
„Ich liebe meinen Beruf und ich habe hart dafür gearbeitet.“Elke Büdenbender
Wie sie die
Nierentransplantation erlebte
Wie sie diese Zeit und die Jahre vor der Nierentransplantation erlebte, erzählt sie in einem Buch, das im März erscheinen soll. Zusammen mit dem Transplantationsmediziner Eckhard Nagel reflektiert sie in „Der Tod ist mir nicht unvertraut“über Leben, Sterben und ihre Beziehung zum Tod. Nagel erinnert sich an seinen verstorbenen Sohn, schon damals kannten sich die beiden. Büdenbenders eigenes Kind Merit war schon auf der Welt. Sie habe seinen Schmerz gut verstehen können. Später, als sie selbst wegen ihrer Niere mit dem Tod ring, habe sich ihre Einstellung zum Leben verändert. Sie musste feststellen, dass es endlich ist und man nicht alles erreichen könne. Das Buch haben die Autoren jeweils ihren Eltern gewidmet.
„Wenn mein Mann wiedergewählt wird, ist das für ihn und für mich ein besonderer Grund zur Freude und zu Dankbarkeit. Ich hoffe, dass die Pandemie uns dann die Chance gibt, richtig durchzustarten“, so Büdenbender.