Thüringer Allgemeine (Weimar)

First Lady – und bald auch Richterin

Elke Büdenbende­r sagt, was sie in der zweiten Amtszeit von Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier anders machen will

- Von Diana Zinkler und Alessandro Peduto

Berlin. Den Einzug vor fünf Jahren ins Schloss Bellevue bezeichnet Elke Büdenbende­r heute als „eine riesige Lebenschan­ce“. Sie hatte schon fast 20 Jahre als Richterin gearbeitet, es war der Zeitpunkt, etwas Neues, sehr Einzigarti­ges beginnen zu können. „Wir haben das von Anfang an als gemeinsame­s Projekt verstanden – auch wenn natürlich nur er das Amt hat.“Auf Nachfrage unserer Redaktion blickt die 60-Jährige noch einmal auf die vergangene­n fünf Jahre als First Lady zurück – und voraus.

Denn am Sonntag wird ihr Mann Frank-walter Steinmeier höchstwahr­scheinlich für eine zweite Amtszeit ins Bundespräs­identenamt gewählt. Und die zweite Amtszeit soll anders werden, auch weil Elke Büdenbende­r nach fünf Jahren Pause wieder als Richterin beim Berliner Verwaltung­sgericht arbeiten wird, wenn auch nur in Teilzeit.

Denn die Aufgaben an der Seite des Bundespräs­identen liegen der Juristin und Mutter einer Tochter eben auch: „Ich fand es sehr bereichern­d, in meiner jetzigen Funktion auf ganz andere Weise arbeiten zu können, unglaublic­h unterschie­dliche, tolle Menschen kennenzule­rnen und so viel über unser Land und seine Leute zu lernen“, befindet Büdenbende­r. „Wenn man von dem umgangsspr­achlichen ,First Lady‘ absieht, hat meine Funktion ja keinen eigenen Namen und sie ist auch sonst recht unbestimmt. Das hat den Vorteil, dass ich in den vergangene­n fünf Jahren sehr viel selbst gestalten konnte.“Besonders wichtig waren ihr die Themen Chancengle­ichheit durch Bildung und dass Ausbildung­sberufe endlich mehr Wertschätz­ung bekommen. Bei ihren Besuchen, Reisen und Terminen sei es ihr darum gegangen, junge und sozial benachteil­igte Menschen zu stärken und die Gleichbere­chtigung von Frauen zu verbessern.

Was sie in der Zeit vor allem gelernt habe? „Medienaufm­erksamkeit

ist eine Währung. Wenn du etwas bewegen willst oder Themen in die Gesellscha­ft hineintrag­en möchtest, brauchst du öffentlich­e Aufmerksam­keit – im stillen Kämmerlein geht das nicht“, so die First Lady.

Die Kritik, dass ihre Aufgabe des Richterjob­s vor fünf Jahren kein gutes Zeichen für die Gleichbere­chtigung gewesen sei, habe sie „etwas erstaunt“, sagte sie der „Zeit“. Sie habe die Entscheidu­ng „total autonom“getroffen und sie nicht bereut. Vielmehr hätten ihr Mann und sie in den Jahren seiner ersten Präsidents­chaft mehr Zeit füreinande­r gehabt als davor. Auch wenn die Corona-pandemie für sie schon „ein wenig gedämpft“habe.

Ihr Entschluss, nun wieder ins Richteramt zurückzuke­hren, habe auch etwas mit ihrem 60. Geburtstag zu tun gehabt. Direkt nach Abschluss ihres Referendar­iats trat sie eine Stelle als Verwaltung­srichterin in Hannover an, im Jahr 2000 wurde sie Richterin mit Schwerpunk­t Sozialrech­t am Verwaltung­sgericht Berlin. „Ich liebe meinen Beruf und ich habe hart dafür gearbeitet, Richterin zu werden. Und ich fände es auch mir selbst gegenüber falsch, das nicht zu machen.“Und da ihr die Aufgaben als First Lady auch sehr am Herzen liegen, seien ihr Mann und sie davon überzeugt: „dass es am besten ist, wenn ich künftig beides sein werde – Richterin und First Lady“.

Ihr Mann ist wortwörtli­ch ein Teil von ihr. Frank-walter Steinmeier spendete seiner Frau Elke Büdenbende­r im August 2010 eine Niere. Nur eine Organspend­e konnte ihr Leben retten. Der damalige Spdfraktio­nschef kündigte nur einen Tag vor der Operation an, eine Niere seiner Frau zu spenden und daher eine zweimonati­ge politische Auszeit zu nehmen. Seitdem, so sagte es Elke Büdenbende­r selbst, ist der heutige Bundespräs­ident nicht nur ihr Gatte, sondern „ein Teil von mir“.

Deutschlan­ds First Lady wuchs in einer katholisch­en Familie im Siegerland auf, ihr Vater war Tischler, die Mutter Hauswirtsc­haftslehre­rin. Sie war die erste in ihrer Familie, die ein Universitä­tsstudium absolviert­e. Während ihres Jura-studiums in Gießen lernte sie Frankwalte­r

Steinmeier kennen, erst sieben Jahre später, 1995, heirateten die beiden. Ein Jahr später kam ihre Tochter zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt etwa versagten ihre Nieren. Elke Büdenbende­r, die zusehen musste, wie ihr Blut in ein Dialyseger­ät lief, musste sich früh mit dem Tod auseinande­rsetzen.

„Ich liebe meinen Beruf und ich habe hart dafür gearbeitet.“Elke Büdenbende­r

Wie sie die

Nierentran­splantatio­n erlebte

Wie sie diese Zeit und die Jahre vor der Nierentran­splantatio­n erlebte, erzählt sie in einem Buch, das im März erscheinen soll. Zusammen mit dem Transplant­ationsmedi­ziner Eckhard Nagel reflektier­t sie in „Der Tod ist mir nicht unvertraut“über Leben, Sterben und ihre Beziehung zum Tod. Nagel erinnert sich an seinen verstorben­en Sohn, schon damals kannten sich die beiden. Büdenbende­rs eigenes Kind Merit war schon auf der Welt. Sie habe seinen Schmerz gut verstehen können. Später, als sie selbst wegen ihrer Niere mit dem Tod ring, habe sich ihre Einstellun­g zum Leben verändert. Sie musste feststelle­n, dass es endlich ist und man nicht alles erreichen könne. Das Buch haben die Autoren jeweils ihren Eltern gewidmet.

„Wenn mein Mann wiedergewä­hlt wird, ist das für ihn und für mich ein besonderer Grund zur Freude und zu Dankbarkei­t. Ich hoffe, dass die Pandemie uns dann die Chance gibt, richtig durchzusta­rten“, so Büdenbende­r.

 ?? FOTO: BERND VON JUTRCZENKA / PICTURE ALLIANCE/DPA ?? Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbende­r im Park von Schloss Bellevue.
FOTO: BERND VON JUTRCZENKA / PICTURE ALLIANCE/DPA Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbende­r im Park von Schloss Bellevue.

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