Thüringer Allgemeine (Weimar)

Dorf will Geld von Thai-könig

Rama X. liebt seine Villa in Bayern. Dort wollen Bürger nun aber Steuern vom Monarchen

- Von Oliver Stöwing

München. Ob manch einer aus der britischen Royal Family den König von Thailand heimlich beneidet? Maha Vajiralong­korn, königliche­r Name Rama X., kann machen, was er will und bekommt in seinem Land nie negative Presse. Dass 15 Jahre Haft für „Majestätsb­eleidigung“drohen, lenkt die Berichters­tattung in die gewünschte Richtung. Bewegungen wie #Metoo sind ihm unbekannt – der 69-Jährige zieht einen Harem einer Zweierehe vor. Und Schätzunge­n über sein Vermögen reichen von 35 bis 100 Milliarden Dollar. Dagegen sind Europas Regenten sozial schwach. Nun aber muss der reichste König der Welt erstmals in seinem Leben Steuern zahlen – in einem bayerische­n Dorf.

Denn Maha besitzt seit 2018 die neoklassiz­istische Villa Stolberg in Tutzing am Starnberge­r See. Der Bürgervere­in Tutzinger Liste kämpfte dafür, dass der Teilzeit-bayer jetzt Zweitwohns­itzsteuer entrichten muss. Ab dem Jahr 2018 hätte die Gemeinde ihm eigentlich einen Steuerbesc­heid zustellen müssen. „Ein Verwaltung­sdefizit“, sagt Vorstandsm­itglied Lucie Vorlíčková. „Wir freuen uns, dass dieser Steuerbesc­heid noch in diesem Jahr, nach Erhalt der gutachtlic­hen

Schätzung der Jahresnett­okaltmiete, festgesetz­t wird.“Dies zu erreichen, war ein langer Weg. Erwartet wird eine sechsstell­ige Summe.

Am 8. November 2021 hatte Rama X. sein Bayern-comeback gefeiert. Im 50-Euro-trainingsa­nzug flog er erstmals wieder in seine Herzenshei­mat.

Zuvor war er 13 Monate am Stück in Thailand, so lange wie noch nie seit seinem Amtsantrit­t 2016.

König fliegt mit Pudeln und Goldbarren

Voran flogen ab Oktober eine rund 250-köpfige Entourage und 30 weiße Pudel. Cargo-flieger schafften Gegenständ­e des täglichen Bedarfs nach Bayern: Antiquität­en, Goldbarren, Juwelen, Edelsteine und Boxen mit Bargeld. Die Steuer zu zahlen, sollte also kein Problem sein. Allerdings hätte wohl eher Garmisch-partenkirc­hen Anrecht auf die Geldspritz­e. Meist residiert Maha inzwischen im dortigen Grand Hotel Sonnenbich­l, dessen Annehmlich­keiten während der Lockdowns weiteren Gästen verwehrt blieben. Laut Website ist das Hotel immer noch „teilweise“geschlosse­n. Ein Anrufbeant­worter teilt mit, dass „aufgrund der guten Buchungssi­tuation“Reservieru­ngen nur zu „ausgewählt­en Zeiten“möglich wären, ohne diese Zeiten zu nennen. Scheint so, als konzentrie­re man sich ganz auf einen bestimmten Gast.

Einkaufsbu­mmel in Bauchfreis­hirts durch örtliche Schnäppche­nmöbelmärk­te gab es diesmal nicht. Und auch sonst keine Spur. „Wir wissen nicht genau, ob der König noch da ist“, versichert Landratsam­tssprecher Stephan Scharf. „Es kümmert uns auch nicht besonders. Wir sind in Garmisch gekrönte Häupter gewohnt. Der Sultan von Oman hatte hier jahrzehnte­lang seinen Zweitwohns­itz. Wenn sich jemand über den König aufregt, dann sind das immer Leute von außerhalb.“

Um nun noch komfortabl­er zwischen Thailand und Europa hinund herfliegen zu können, soll Rama X. sich jetzt eine Boeing 777300ER geleistet haben, berichten asiatische Medien. Preis der neuen Boeing: 375,5 Millionen Dollar – als Serienmode­ll. Maha aber lässt seinen „Alongkorn“(dt.: Großer Führer) genannten Flieger derzeit in einer Werft in Everett bei Seattle mit Walnusshol­z und Kunst veredeln. Der Jungfernfl­ug, da sind sich alle sicher, wird nach München gehen.

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FOTO: AFP Bei der Hochzeit im Mai 2019 demonstrie­rte Königin Suthida Gehorsam.

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