Scotland Yard versinkt in Skandalen
Sexismus, Rassismus - Londons Polizeichefin wurde jetzt das Vertrauen entzogen
London. Ein Beamter als Entführer und Mörder, mehrere als Vergewaltiger, andere schreiben sich homophobe, sexistische und rassistische Nachrichten – die weltweit gerühmte Londoner Polizei gibt seit Monaten ein jämmerliches Bild ab. Jetzt folgte die längst erwartete und von vielen als überfällig empfundene Konsequenz: Londons Bürgermeister Sadiq Khan entzog Polizeichefin Cressida Dick das Vertrauen, die 61Jährige trat daraufhin zurück.
Zwar genoss Dick den Rückhalt der britischen Regierung, aber in der Hauptstadt war sie seit ihrem Amtsantritt 2017 umstritten. Letztlich waren es einfach zu viele Skanmachten dale, die unter Dicks Führung passierten und gegen die sie offensichtlich kein Mittel fand. Das Fass zum Überlaufen brachte nun, dass mehrere Beamte der Direktion im Bezirk Charing Cross per Chat Vergewaltigungsfantasien und diskriminierende Botschaften teilten. Die unabhängige Polizeiaufsicht betonte, es handele sich nicht um Einzelfälle. Damit begann 2022 für Dick so, wie das Vorjahr endete.
Kritiker höhnen, die erste Frau an der Spitze von Scotland Yard habe sich allein 2021 häufiger für Fehler entschuldigen müssen, als dass wichtige Fälle aufgeklärt worden seien. Am eindrücklichsten ist der
Fall Sarah Everard: Ein Beamter entführte, vergewaltigte und ermordete die 33-Jährige. Bei einer Mahnwache gingen Beamte mit Gewalt gegen demonstrierende Frauen vor. Es folgten Entschuldigungen, weil zwei Beamte Fotos von Leichen
und an Freunde schickten, eine unabhängige Kommission institutionelle Korruption in der Behörde feststellte, und weil Polizeifehler dazu führten, dass ein Serienmörder mehr Opfer umbringen konnte.
Dabei galt die Senkrechtstarterin, die 1983 als Streifenpolizistin begann, als Vorzeigebesetzung. Sie war die erste Frau an der Spitze der Metropolitan Police und die erste offen homosexuell lebende Führungskraft. Lange wehrte Dick Rücktrittsforderungen ab. Nur wenige Stunden, bevor sie doch dem Druck nachgab, hatte sie noch betont, sie werde im Amt bleiben.