Kulturerbe als Spekulationsobjekt
Erste Straßennamen, Gebäude und Orte für das Weimar-monopoly sind durchgesickert
Weimar. Sozusagen „verplappert“haben sich die Macher der Weimarer Monopoly-edition. Eigentlich sollten die Straßen, Plätze & Co, die auf dem regionalisierten Brettspielklassiker vorkommen, erst zur Präsentation der Edition in diesem Frühjahr verraten werden. So zumindest hatte es die Agentur „polar|1“stets angekündigt, die das Spiel in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Spieleverlag Winning Moves realisiert.
Auf der Internetseite, auf der bereits seit Ende des vergangenen Jahres Vorbestellungen für das Weimarmonopoly möglich sind, findet sich jetzt allerdings eine vage Beschreibung, was die Fans und Käufer erwartet.
Und in der Spiele-welt wird dann möglich, was sonst undenkbar ist und vor allem bei der Klassik-stiftung im wahren Leben für Schnappatmung und Herzrasen sorgen würde: Beim Brettspiel können abgezockte Spekulanten oder in Immobiliendingen
eher vorsichtige Anleger Goethes Wohnhaus kaufen.
Auch das Römische Haus im Ilmpark sorgt bei ein wenig Geschick des künftigen Besitzers für satte Mieteinnahmen. Und mit der Annaamalia-bibliothek dürfte so mancher Spieler seinen Lieblingsort gefunden haben, den er unbedingt für sein Portfolio erwerben möchte. Wer es moderner mag: Auch das
Bauhaus-museum ist in der Brettspielvariante käuflich, ebenso der gesamte Frauenplan.
Noch nicht verraten haben die Macher, welche Weimarer Straßen und Plätze wo auf den 22 regionalisierten Spielfeldern eingebaut werden. Schließlich bietet der Klassiker nicht nur noble Adressen, wie die Schlossallee und die Parkstraße, einnahmeträchtige Orte wie die
Berliner Straße oder unter anderem den Opernplatz.
Dort zu landen, kann für die Gegner teuer werden, kommt allerdings fast zwangsweise durch die Ereigniskarte „Rücke vor bis zum Opernplatz“. Spannend ist aber auch die Frage, welche Weimarer Orte Pate für die weniger lukrativen Straßen stehen, vor allem die kostengünstigsten: Bad- und Turmstraße.
Für die Namensgebung hatte eine Online-abstimmung stattgefunden. Aus zuvor 230 zumeist von Weimarern vorgeschlagenen Straßen, Plätzen und Sehenswürdigkeiten wurden so die 22 am häufigsten genannten ausgewählt. Der Spitzenreiter soll mehr als 500 der insgesamt über 20.000 Stimmen erhalten haben.
Die Weimar-edition sollte eigentlich pünktlich für das lukrative Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen. Lieferprobleme bei Kleinteilen, Personalmangel sowie Corona- und Brexit-folgen sorgten dann aber für eine verspätete Produktion. Neues Erscheinungsdatum ist nun der 30. März.