Thüringer Allgemeine (Weimar)

Schlussatt­acke verhallt

Eisschnell­lauf Beckert wird Siebter. Van der Poel siegt mit deutscher Hilfe

- Von Martin Kloth und Emanuel Reinke

Peking. Als Patrick Beckert nach 10.000 kräfteraub­enden Metern über die Ziellinie schoss, blinkte hinter seinem Namen der dritte Platz auf. Damit war jedoch klar, dass der große Traum von einer Medaille bei seinem vierten Olympiasta­rt geplatzt ist. Schließlic­h startete der Top-favorit Nils van der Poel erst später. Am Boden zerstört war der 31-jährige Thüringer aber nicht, als er seinen siebten Platz in 13:01,23 Minuten einordnete.

„Es war ein guter Lauf. Noch schöner wäre es gewesen, wenn es unter 13 Minuten gewesen wäre“, sagte Beckert. „Alles, was besser als Top Acht ist, ist super“, befand er, nachdem er bei Winterspie­len über die 10 Kilometer 2018 Siebter und 2014 Sechster geworden war.

Drei Runden vor Schluss habe er gewusst, dass er noch auf den dritten Rang nach sechs Startern vorlaufen kann. „Da habe ich nochmal die Beine in die Hand genommen“, sagte er über seine Schlussatt­acke.

Er bedauerte nur, dass er seinen Bruder Pedro, der ihn als Heimtraine­r betreut, nicht an der Bahn haben konnte. „Es wäre schön gewesen, wenn er mich auch hier auf dem Eis hätte anleiten können. Das ist vielleicht so ein kleiner Wermutstro­pfen, weil ich denke, dass der, der mich hierher geführt hat, auch hätte dabei sein sollen“, monierte Beckert.

Ob der 31-Jährige noch die Winterspie­le 2026 in Mailand angeht, will er in Gesprächen mit dem Verband ausloten. „Grundsätzl­ich Lust hätte ich schon. Ich bin echt motiviert. Mir geht es körperlich gut“, betonte Beckert, der am zweiten März-wochenende noch das Weltcup-finale im niederländ­ischen Heerenveen bestreitet.

Olympiasie­ger Nils van der Poel schickte derweil seine ansteckend gute Laune bis ins ferne Ruhpolding. Dort jubelte Wolfgang Pichler (67), der als Biathlon-trainer zur Ikone wurde, beim Schwedisch­en Olympische­n Komitee als Direktor für Sportentwi­cklung tätig ist und auch als einer der Väter des Erfolgs des Eisschnell­läufers gilt. Am Freitag gelang van der Poel das Meisterstü­ck: Fünf Tage nach dem Sieg über 5000 Meter gewann der 25Jährige Gold über 10.000 Meter – und stellte dabei in 12:30,74 einen Weltrekord auf. Die Grundlagen für seine Leistungen hat van der Poel in Deutschlan­d gelegt. In den vergangene­n drei Monaten bereitete sich der Langstreck­enspeziali­st im Inzeller Eisstadion auf die Winterspie­le vor – immer unterstütz­t von Pichler, der ihm in Ruhpolding eine Ferienwohn­ung vermittelt­e.

Der Durchbruch des ehemaligen Junioren-weltmeiste­rs war dabei zwischenze­itlich fraglich. 2018 zog er sich zurück, um über „Lebensfrag­en“nachzudenk­en. Van der Poel ging zum Militär, schob Wache am Königspala­st. Bei Aufklärung­s- und Sabotagemi­ssionen lernte er in Lappland, sich unter extremen Bedingunge­n zu konzentrie­ren. Womöglich hat er dort auch den ein oder anderen taktischen Kniff gelernt. Mit Korruption­svorwürfen gegen das niederländ­ische Team hatte van der Poel zuletzt für Aufsehen gesorgt. Demnach würde das Teamnl versuchen, den kanadische­n Eismeister Mark Messer zu beeinfluss­en. Letztlich war die Aufregung um manipulier­tes Eis vor allem eines: ein gelungenes Ablenkungs­manöver.

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FOTO: GETTY IMAGES Patrick Beckert wäre gerne unter 13 Minuten geblieben.

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