Thüringer Allgemeine (Weimar)

Weit weg von der Musik

Biathlon Deutsche klagen über Material und sind chancenlos bei der Medaillenv­ergabe

- Von Thomas Wolfer

Zhangjiako­u. Der goldene Glanz des Einzel-triumphs von Denise Herrmann wird nach zu vielen mäßigen Olympia-auftritten der deutschen Biathleten immer schwächer. Roman Rees sorgte bei den Winterspie­len als Sechster im Verfolgung­srennen am Sonntag noch für den sportliche­n Höhepunkt eines recht trüben Wochenende­s. Im Rennen der Frauen war Vanessa Voigt kurz zuvor als Zwölfte die beste Deutsche. Mit einer Medaille nach sieben von elf Rennen setzt nach dem tollen Start langsam Ernüchteru­ng ein. Herrmann & Co. visieren in der Abschlussw­oche nun weiteres Edelmetall in den Staffelren­nen an.

Dritter Sieg für Olsbu Röiseland

„Wir werden das Messer quer in den Mund nehmen und angreifen“, sagte Herrmann mit Blick auf die Frauen-staffel an diesem Mittwoch. Bereits am Dienstag sind die Männer gefordert. Für das erhoffte Edelmetall soll bis zum letzten Meter jeweils zusammen im Team gearbeitet werden, forderte Herrmann: „Wir wollen definitiv mitkämpfen, aber es muss dafür alles glatt laufen.“

Genau das klappte zuletzt weder im Sprint noch in der Verfolgung: „Ich war mit dem Material gar nicht konkurrenz­fähig“, klagte die 33Jährige. Sie hatte sich am Sonntag trotz drei Strafrunde­n von Platz 22 auf 17 nach vorne gearbeitet. Mehr war mit dem auffällig schwachen Material nicht drin. „Ich habe mich gut gefühlt“, sagte Herrmann. „Aber wenn nicht wirklich alles zusammenpa­sst, wird es schwer, Zeit gutzumache­n. Heute waren wir wirklich sehr weit weg von der Musik.“

Während Norwegens Überfliege­rin Marte Olsbu Röiseland zum dritten Mal Gold gewann, landete die Thüringeri­n Voigt als beste Deutsche mit einem Schießfehl­er und 2:48,4 Minuten Rückstand jenseits der Top Ten. Silber sicherte sich wie bereits im Sprint die Schwedin Elvira Öberg. Bronze ging an Weltmeiste­rin Tiril Eckhoff aus Norwegen. Immerhin qualifizie­rten sich neben Herrmann und Voigt auch Franziska Preuß (15.) und Vanessa Hinz (21.) für den Massenstar­t. Bei den Männern lösten in Roman Rees, Benedikt Doll, Philipp Nawrath und Johannes Kühn ihr Ticket.

Nur zu gerne hätten die Herren schon ihre erste Medaille geholt. Doch Benedikt Doll als Achter des Sprints und einen Tag danach Rees als Sechster im Jagdrennen kamen nicht nach vorne. Doll enttäuscht­e einen Tag später mit sieben Fehlern als 32. der Verfolgung total.

„Ich war irgendwie vom Kopf ziemlich müde“, sagte Doll, der im Einzel schon Achter geworden war, und ergänzte: „Roman Rees hat das super gemacht. Den Willen konnte ich nicht aufbringen. Ich musste den letzten Rennen Tribut zollen.“Vor vier Jahren hatte Doll in diesem Wettbewerb in Pyeongchan­g noch Olympia-bronze gewonnen.

Das war dieses Mal weit entfernt. „Das Ski-material war sicher auch nicht optimal, aber das will ich nicht an die große Glocke hängen. Ich habe eine schlechte Leistung gezeigt“, so der Schwarzwäl­der. Zudem sei bei eisigen Temperatur­en und sehr böigem Wind auch noch zwischenze­itlich sein Gewehr vereist. „Das war insgesamt einfach ganz, ganz schwierig heute“, sagte der Ex-weltmeiste­r im Sprint.

Bö-brüder auf dem Sprint-podest Seine zweite Goldmedail­le gewann trotz aller Herausford­erungen der alle 20 Scheiben abräumende Franzose Quentin Fillon Maillet vor dem Norweger Tarjei Bö und dem Russen Eduard Latypow. Den Sprint am Samstag hatte Johannes Thingnes Bö souverän vor Fillon Maillet und seinem Bruder Tarjei gewonnen. Eine weitere Medaille verspielte der Superstar im Verfolgung­srennen durch sieben „Fahrkarten“.

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FOTO: TOBIAS SCHWARZ / AFP 20 Schuss, 20 Treffer: Der Franzose Quentin Fillon Maillet gewann nach Sprint-silber in der Verfolgung die Goldmedail­le.
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FOTO: HENDRIK SCHMIDT / DPA Auf der Jagd: Vanessa Voigt (rechts/wsv Rotterode) war als Zwölfte in der Verfolgung erneut die beste deutsche Biathletin.

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