Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Cool Runnings“in Calgary

- Andreas Rabel über den legendären Jamaika-bob, dessen Sturz 1988 Thüringen Gold kostete

Gag-gold für Jamaika. In der erfolgreic­hen Us-komödie „Cool Runnings“rockt der Jamaika-bob die olympische Eisrinne. 1993 wurde der Film mit den vier Sunnyboys gedreht und erinnert an Calgary 1988, an die olympische Entscheidu­ng im Viererbob.

1984 in Sarajevo war Wolfgang Hoppe mit seiner Crew Doppelolym­piasieger geworden, im ersten Anlauf bei Olympia. Eigentlich war er als Ersatzmann hinter den etablierte­n Bobpiloten Bernhard Lehmann und Bernhard Germeshaus­en nach Jugoslawie­n gereist.

Beim Training vor Ort fuhr der Apoldaer eine Bestzeit nach der anderen. Hoppe statt Germeshaus­en hieß die Entscheidu­ng. Doch dann verletzte sich Hoppe beim Abschlusst­raining am Rücken.

„Ich bin rumgelaufe­n wie Charlie Chaplin, bekam Spritzen.“Mehr als ein wenig Gymnastik geht nicht, er setzt alles auf seinen Anschieber Dietmar Schauerham­mer. „Ich quälte mich unter Schmerzen in den Anzug. Erst als ich am Startbügel stand, war die Blockierun­g weg“, erinnert sich Hoppe. Trotz allem: Der Bob DDR II mit Hoppe an den Lenkseilen war im Zweier und Vierer nicht zu toppen.

Auch in Calgary 1988 standen die Zeichen auf Sieg. Doch Wolfgang Hoppe hatte sich im Vorfeld eine Zerrung zugezogen, konnte kaum trainieren. „Er hat sich praktisch in den Bob reingesetz­t und ich habe geschoben. Das ging auf Dauer über meine Kräfte. Meine Knie haben das nicht mitgemacht. Zwei Kaputte in einem Bob, das ging nicht. So haben wir zusammen entschiede­n: Bogdan Musiol fährt im Zweier – und ich bereite mich auf den großen Schlitten vor“, erzählt Dietmar Schauerham­mer.

Hoppe/musiol fuhren hinter dem Schlitten von Janis Kipurs aus der UDSSR zu Silber. Und wären da nicht die Jungs aus Jamaika gewesen: Hoppe und Schauerham­mer hätten wohl ihr drittes Olympiagol­d eingefahre­n. „Wir hatten die besten Zeiten hingelegt. Dann waren die Jamaikaner vor uns dran. Die haben bei einem Sturz die

Bahn zur Sau gemacht, komplett abgeräumt. Dann war Pause, und die Sonne weichte die ganze Bahn auf. Da war nichts zu machen für uns. Alle Favoriten waren vor uns unten, damals wurde noch nicht in Gruppen gefahren, sondern die Reihenfolg­e ausgelost“, erzählte Schauerham­mer. Nichts zu machen. Mit der 13. Zeit reichte es nur zu Silber für die Thüringer.

Doch richtig böse konnten sie den Jungs aus der Karibik nicht sein. Später gab es den Film „Cool Runnings“. Die Aufnahmen vom Sturz, die waren original Calgary. „Auf ihre Art hatten die Jamaikaner viel für uns getan, um den Bobsport populär zu machen.“Und dass zum Repertoire seines musikalisc­hen Trios „Rubebötze“auch jamaikanis­che Rhythmen dazu gehören, verstehe sich von selbst.

„Den Reggae haben wir im Blut“, sagt Schauerham­mer und lacht.

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