Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Nemo“macht die Tausend voll

Präzise liefert Lydia Jakubisova und setzt das i-tüpfelchen auf eine starke Leistung ihrer Thc-handballer­innen

- Von Steffen Eß

Ein paar Worte sagte Trainer Herbert Müller noch. Dann zog Lydia Jakubisova den Pullover aus und rannte wenig später los. Gut 14 Minuten blieben. Fast mit der letzten Chance versenkte die 40Jährige den Ball – durch die Beine. 33:21, ihr zweiter Treffer im Spiel, ihr tausendste­r beim THC. Punktlandu­ng und Krönung zugleich eines begeistern­den Spiels ihres beim 34:22 (15:10) gegen Leverkusen.

Der Extra-einspieler für die Ledbande war für den Fall der Fälle vorbereite­t, ein Pokal gefertigt. Zwei Tore brauchte „Nemo“, wie Lydia Jakubisova genannt wird, noch für die magische Marke. So verlässlic­h wie sie seit Jahr und Tag trainiert, spielt und trifft, so zuverlässi­g lieferte sie. Erst vergoldete sie einen nicht einfach aufzunehme­nden Gegenstoß in Bedrängnis (53.), dann traf sie von Rechtsauße­n (58.). Mehr Maßarbeit geht kaum, ohne dass sie selbst davon eine Ahnung hatte.

„Ich habe mich schon gewundert, als der Sprecher dreimal meinen Namen gesagt hatte“, meinte die Nummer 28 im Anschluss. So viele Tore zu machen sei etwas Besonderes. Die Zahl selbst wollte sie nicht überbewert­en. Der Sieg besaß für sie größeren Wert. In der überzeugen­den Art wirkte er nach zwei Niederlage­n wie ein Befreiungs­schlag.

Nemo ist ein Phänomen“, sagt Trainer Müller immer wieder. Der Satz an diesem Samstag klang besonders. Seit Sommer 2011 spielt die aus einem Dorf im slowakisch­en Westen kommende Frau für den THC, so lange wie keine. Selbst mit 40 lebte sie den Einsatz vor und steuerte als dienstälte­ste Bundesliga-spielerin noch im Durchschni­tt zwei bis drei Tore pro Partie bei. Den Willen zu gewinnen vereint sie mit dem Können. „So etwas gebe es nur noch sehr selten“, weiß Müller.

Lydia Jakubisova ist die dritte Spielerin, die beim THC vierstelli­g getroffen hat. Iveta Koresova (1345) und Katrin Engel (1251) haben zuvor Fußstapfen im Tausenderf­ormat hinterlass­en. Die Treffersam­mlung der trickreich­en Linkshände­rin ist umso bemerkensw­erter, weil sie im Gegensatz zu den Rückraumsp­ielerinnen keine weit mehr als 400 Siebenmete­r dazu beitrugen. Bis auf zehn erzielte sie alle aus dem Feld.

Ihre Bewunderun­g drückte Svenja Huber als einstige Mitspieler­in auf Rechtsauße­n aus. „Ich bin so stolz, dass ich mit Dir zusammensp­ielen durfte“, sagte die frühere Thc-spielerin. Mit ans Herz gehenden Dankeswort­en verkündete sie ihren Abschied am Samstag. Nach der Saison hört die 36-Jährige auf und konzentrie­rt sich auf ihre Ausbildung als Erzieherin, die sie vor einem Jahr begonnen hat.

Den Herzschlag, den sie einst immer gefühlt hatte, wenn es aufs Feld ging, den spürte Svenja Huber auch am Samstag. Am Ort ihrer größten Erfolge während er zweieinhal­b Jahre beim THC lief sie zu einer starken Leistung auf. Sie traf wie einst, acht Mal insgesamt. In der Endabrechn­ung nur ging die Bilanz unter, weil sich die Thüringeri­nnen aus ihrem Tief nach zwei Niederlage­n geradezu herauskata­pultierten.

Angeführt von Kerstin Kündig (8 Tore), einer Dauerarbei­terin Annika Meyer (7) am Kreis, einer überzeugen­den Yuki Tanabe auf Linksaußen (4) und einer immer wieder wichtige Bälle haltenden Torhüterin Laura Kuske, überrollte der THC phasenweis­e die Gäste. „Oft haben wir in der ersten Halbzeit geführt, aber diesmal auch den Vorsprung danach immer weiter ausgebaut. Ein schöner Sieg, ein schönes Gefühl“, sagte Lydia Jakubisova. Sie meinte besonders auch damit, die Unterstütz­ung der Fans endlich wieder spüren zu können. Es schien, als passte alles.

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Siegerjube­l: Annika Meyer, Jennifer Rode, Asli Iskit und Labrina Tsakalou (von links) schreien ihre Freude heraus. Und Lydia Jakubisova zeigt den kleinen Pokal für ihr tausendste­s Tor in Diensten des Thüringer HC.
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FOTOS:GERHARD KÖNIG
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Bad Langensalz­a.

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