„Nemo“macht die Tausend voll
Präzise liefert Lydia Jakubisova und setzt das i-tüpfelchen auf eine starke Leistung ihrer Thc-handballerinnen
Ein paar Worte sagte Trainer Herbert Müller noch. Dann zog Lydia Jakubisova den Pullover aus und rannte wenig später los. Gut 14 Minuten blieben. Fast mit der letzten Chance versenkte die 40Jährige den Ball – durch die Beine. 33:21, ihr zweiter Treffer im Spiel, ihr tausendster beim THC. Punktlandung und Krönung zugleich eines begeisternden Spiels ihres beim 34:22 (15:10) gegen Leverkusen.
Der Extra-einspieler für die Ledbande war für den Fall der Fälle vorbereitet, ein Pokal gefertigt. Zwei Tore brauchte „Nemo“, wie Lydia Jakubisova genannt wird, noch für die magische Marke. So verlässlich wie sie seit Jahr und Tag trainiert, spielt und trifft, so zuverlässig lieferte sie. Erst vergoldete sie einen nicht einfach aufzunehmenden Gegenstoß in Bedrängnis (53.), dann traf sie von Rechtsaußen (58.). Mehr Maßarbeit geht kaum, ohne dass sie selbst davon eine Ahnung hatte.
„Ich habe mich schon gewundert, als der Sprecher dreimal meinen Namen gesagt hatte“, meinte die Nummer 28 im Anschluss. So viele Tore zu machen sei etwas Besonderes. Die Zahl selbst wollte sie nicht überbewerten. Der Sieg besaß für sie größeren Wert. In der überzeugenden Art wirkte er nach zwei Niederlagen wie ein Befreiungsschlag.
Nemo ist ein Phänomen“, sagt Trainer Müller immer wieder. Der Satz an diesem Samstag klang besonders. Seit Sommer 2011 spielt die aus einem Dorf im slowakischen Westen kommende Frau für den THC, so lange wie keine. Selbst mit 40 lebte sie den Einsatz vor und steuerte als dienstälteste Bundesliga-spielerin noch im Durchschnitt zwei bis drei Tore pro Partie bei. Den Willen zu gewinnen vereint sie mit dem Können. „So etwas gebe es nur noch sehr selten“, weiß Müller.
Lydia Jakubisova ist die dritte Spielerin, die beim THC vierstellig getroffen hat. Iveta Koresova (1345) und Katrin Engel (1251) haben zuvor Fußstapfen im Tausenderformat hinterlassen. Die Treffersammlung der trickreichen Linkshänderin ist umso bemerkenswerter, weil sie im Gegensatz zu den Rückraumspielerinnen keine weit mehr als 400 Siebenmeter dazu beitrugen. Bis auf zehn erzielte sie alle aus dem Feld.
Ihre Bewunderung drückte Svenja Huber als einstige Mitspielerin auf Rechtsaußen aus. „Ich bin so stolz, dass ich mit Dir zusammenspielen durfte“, sagte die frühere Thc-spielerin. Mit ans Herz gehenden Dankesworten verkündete sie ihren Abschied am Samstag. Nach der Saison hört die 36-Jährige auf und konzentriert sich auf ihre Ausbildung als Erzieherin, die sie vor einem Jahr begonnen hat.
Den Herzschlag, den sie einst immer gefühlt hatte, wenn es aufs Feld ging, den spürte Svenja Huber auch am Samstag. Am Ort ihrer größten Erfolge während er zweieinhalb Jahre beim THC lief sie zu einer starken Leistung auf. Sie traf wie einst, acht Mal insgesamt. In der Endabrechnung nur ging die Bilanz unter, weil sich die Thüringerinnen aus ihrem Tief nach zwei Niederlagen geradezu herauskatapultierten.
Angeführt von Kerstin Kündig (8 Tore), einer Dauerarbeiterin Annika Meyer (7) am Kreis, einer überzeugenden Yuki Tanabe auf Linksaußen (4) und einer immer wieder wichtige Bälle haltenden Torhüterin Laura Kuske, überrollte der THC phasenweise die Gäste. „Oft haben wir in der ersten Halbzeit geführt, aber diesmal auch den Vorsprung danach immer weiter ausgebaut. Ein schöner Sieg, ein schönes Gefühl“, sagte Lydia Jakubisova. Sie meinte besonders auch damit, die Unterstützung der Fans endlich wieder spüren zu können. Es schien, als passte alles.