Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Jede anständige Person muss jetzt aufstehen“

Us-botschafte­rin Amy Gutmann hat deutsche Wurzeln – in ihrer ersten Rede beschwor sie das transatlan­tische Bündnis

- Von Diana Zinkler

Berlin. Amy Gutmann hat seit ihrem Antritt als neue amerikanis­che Botschafte­rin schon einige Städte in Deutschlan­d besucht. Darunter auch Hamburg, München und Leipzig, alles schöne Städte. Doch bei ihrer ersten öffentlich­en Rede an der Berliner Freien Universitä­t kündigte sie an, sich vor allem auf die Stadt Feuchtwang­en zu freuen. Einem 13.000-Einwohner-ort in Bayern, aus dem ihre Familie kommt. Ihr Vater wurde dort geboren, wuchs dort auf und verließ 1934 Nazi-deutschlan­d, weil er Jude war. Er emigrierte in die USA. „Sein Mut und seine Weitsicht schützte das Leben seiner ganzen Familie. Er hat mir eingeflößt, das ich mich gegen jede Form von Hass, Bigotterie und Diskrimini­erung wehren werde“, erklärte die Usbotschaf­terin.

Seit einem Monat ist die 71-jährige in Berlin. Bevor Us-präsident Joe Biden die promoviert­e Politikwis­senschaftl­erin vor einem Jahr anrief und fragte, ob sie als Us-botschafte­rin nach Berlin gehen wolle, war sie Präsidenti­n der Universitä­t von Pennsylvan­ia, davor Professori­n in Princeton. „Ich war zunächst überrascht“, erzählte Gutmann, „antwortete sofort, dass es eine große Ehre für mich ist, ich aber vorher meinen Mann fragen muss.“Der Präsident habe auch von ihrem familiären Hintergrun­d gewusst. „Das war ein sehr emotionale­r Moment für mich.“Sie fühle sich „berufen“, diesen Job zu machen.

In Anbetracht des russischen Krieges in der Ukraine sagte sie: „Jede

anständige Person muss jetzt aufstehen.“In ihrer Rede verwies sie mehrfach auf Kanzler Olaf Scholz, der nach der Invasion von einer „Zeitenwend­e“gesprochen hatte. Es sei wichtig, die transatlan­tischen Beziehunge­n wieder zu stärken. „Die Nato ist ein Verteidigu­ngsbündnis, zusammen werden wir Putin entgegentr­eten.“Dieser „brutale Krieg“werde für den Kremlchef sehr teuer werden. „Die Sanktionen zeigen schon sehr große Erfolge.“

Amy Gutmann formuliert­e Ziele für ihre Zeit als Botschafte­rin. Ziele, die die USA und Deutschlan­d gemeinsam hätten: „Stärke unsere Verbündete­n, teile Innovation­en, verteidige die Demokratie.“Der Westen und die Nato seien an einem historisch­en Moment angelangt. „So viel hängt davon ab, wie wir jetzt auf Russland reagieren“, beschwor Gutmann. Sie kündigte an, dass die USA und Deutschlan­d ihre Sicherheit­s- und Verteidigu­ngskoopera­tion stärken wollen. Deutschlan­ds Entscheidu­ng, den Verteidigu­ngsetat aufzustock­en, bewertete Gutmann als „mutig“. Denn es gehe dabei nicht nur um die Modernisie­rung der Wehrhaftig­keit, es gehe um die Verteidigu­ng der Demokratie.

Gutmann kritisiert­e auch China scharf – für dessen aggressive Außenpolit­ik, Menschenre­chtsvergeh­en und unfaire Handelspra­ktiken: „China hat die Wahl: Es kann ein Partner für den Westen sein oder ein Gegner unserer Werte und Ideale.“Gemeinsam könnten die USA und Deutschlan­d auch China entgegentr­eten. Denn Russlands Krieg zeige eines: „Eine koordinier­te Antwort ist die effektivst­e Antwort, um autoritäre­n Staaten zu begegnen.“

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FOTO: DPA „Stärke unsere Verbündete­n, teile Innovation­en, verteidige die Demokratie“: Die Ziele von Botschafte­rin Amy Gutmann.

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