Thüringer Allgemeine (Weimar)

Hilfe für die Seele

Das Trägerwerk Soziale Dienste Thüringen kann auf ein großes Netzwerk von Anbietern zurückgrei­fen

- Von Elena Rauch

Erfurt. Trennung, Krankheit, der Verlust eines nahen Angehörige­n, Arbeitslos­igkeit…. Es gibt viele Gründe, die Menschen auch psychisch so aus der Bahn werfen können, dass der gewohnte Alltag nicht mehr zu stemmen ist. Suchterkra­nkungen etwa, die mit jahrelange­r Selbsttäus­chung verbunden sind, bis es irgendwann nicht mehr geht, beschreibt Sebastian Paul eine häufige Problemlag­e. Oder ein Unfall ändert von einer Sekunde auf die andere das Leben, verweist plötzlich auf den Rollstuhl…

Sebastian Paul verantwort­et den Bereich Gesundheit und Teilhabe beim Trägerwerk Soziale Dienste Thüringen. Es bietet mit seinem breiten Netzwerk nicht nur Dienste wie Einglieder­ungshilfen für Menschen mit besonderen Hilfsbedar­fen an, sondern auch niedrigsch­wellige Unterstütz­ung, wenn die

Seele Hilfe braucht. Und ja, die

Pandemie habe neue

Bedarfe geschaffen. Menschen, die mit ihren Ängsten nicht klarkommen, mit den Beschränku­ngen, mit der veränderte­n Arbeit im häuslichen Umfeld und den damit verbundene­n Folgen.

Im Übrigen, konstatier­t Paul einen Befund, betrifft das vor allem jene, die vor der Pandemie einen normalen Alltag lebten. Menschen,

die wegen ihrer Ängste schon vorher Hilfe brauchten, gewisserma­ßen das Leben im Krisenmodu­s kannten, konnten offenbar mit dieser Situation besser umgehen. Die Pandemie habe nur geringfügi­g die Zahl der Menschen erhöht, die in den psychosozi­alen Kontakt- und Beratungss­tellen nach Hilfen fragten. Aber es habe die Bedarfe etwas verschoben.

Doch aus welchen Gründen auch immer Menschen den Weg zur Beratung suchen, am Anfang stehe immer eine genaue Anamnese. Fachlich fundiert, wie es die Mitarbeite­r der Beratungss­tellen leisten können. Mitfühlend zuhören zu können genüge nicht, um zu den eigentlich­en Ursachen einer Problemlag­e vorzudring­en, die dem Betreffend­en oft selbst nicht klar seien. Hier seien Methoden wie eine Familienau­fstellung hilfreich, um zum Beispiel auch Ressourcen aus persönlich­en Netzwerken zu ergründen.

Ein Beispiel aus der Praxis, die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn der Schuldnerb­eratungsst­ellen des Trägerdien­stes tägliche Herausford­erung sind: Die Frage, ob die Schulden Ursache oder Wirkung einer psychische­n Schieflage sind.

„Man kann nicht nur ein Problem behandeln, sondern muss schauen, welche Nebenbaust­ellen mitschwing­en, die auch, oder vielleicht vorrangig bearbeitet werden müssen“, erklärt Sozialpäda­goge Paul. Die meisten Gespräche seien Einzelgesp­räche. Jedoch gebe es auch Hilfesuche­nde, die sich besser in einer Gruppe öffnen wollen oder können, auch das sei möglich.

Und nach der Ergründung der Ursachen? Wichtig sei ein klares Ziel. Was will der Hilfesuche­nde erreichen? Die Antwort darauf muss der Mensch selbst geben, Hilfe zur Selbsthilf­e ist ein zentraler Ansatz. Individuel­l, auf die Bedarfe des Menschen ausgericht­et.

Die besondere Stärke des Trägerwerk­s dabei ist sein großes Netzwerk, in dem zahlreiche Anbieter vereint sind. Wenn es gewünscht werde, vermitteln die Berater psychologi­sche Hilfe für Tiefenarbe­it. Aber auch sehr niedrigsch­wellige Angebote können schon helfen, in den normalen Alltag zurückzufi­nden. Wenn zum Beispiel das Trägerwerk anbietet, sich einmal in der Woche mit einer Gruppe von Menschen, die mit den gleichen Problemen beschäftig­t sind, im Wald zu betätigen, kann das weiterbrin­gen. „Hilfe light“, nennt es Paul.

Zur Finanzieru­ng solcher Angebote psychosozi­aler Hilfe können Betroffene beim Sozialamt Einglieder­ungshilfe beantragen, ein „persönlich­es Budget“. In solchen Fällen wäre es zwar die niedrigste Bedarfsstu­fe, aber oft schon mit großer Wirkung.

 ?? SYMBOL-FOTO: SALAMATOVA YULIA ?? Auch die Pandemie kann die Psyche so stark belasten, dass der normale Alltag nicht mehr zu bewältigen ist. Wer den Weg in eine psychosozi­ale Beratung sucht, erhält Hilfe zur Selbsthilf­e, die schon sehr niedrigsch­wellig wirken kann.
SYMBOL-FOTO: SALAMATOVA YULIA Auch die Pandemie kann die Psyche so stark belasten, dass der normale Alltag nicht mehr zu bewältigen ist. Wer den Weg in eine psychosozi­ale Beratung sucht, erhält Hilfe zur Selbsthilf­e, die schon sehr niedrigsch­wellig wirken kann.

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