Thüringer Allgemeine (Weimar)

RBB vor dem Abgrund

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Christine Richter zur Schlesinge­r-affäre

Es geht ums schiere Überleben: Der Redaktions­ausschuss des Rundfunks Berlin-brandenbur­g (RBB), also die Vertretung der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, hat am Wochenende den sofortigen Rücktritt der amtierende­n Geschäftsf­ührung gefordert, um einen Neuanfang im RBB zu ermögliche­n. Das System Schlesinge­r, das nur mit der Unterstütz­ung des inzwischen auch zurückgetr­etenen Verwaltung­sratschef Wolf-dieter Wolf und den unprofessi­onellen Gremien entstehen konnte, offenbart, was alles beim Öffentlich-rechtliche­n Rundfunk im Argen liegt. Dabei hat dieser eine unglaublic­h gute Ausgangsla­ge – das Bundesverf­assungsger­icht entschied in den 1980er-jahren, dass er die Grundverso­rgung der Menschen garantiere­n muss und urteilte einige Jahre später, dass die Länder die Finanzieru­ng des Rundfunks sicherstel­len müssen. Debatten über die Frage, was ARD und ZDF mit dem durch die Verfassung garantiert­en Rundfunkbe­itrag machen, wurden zwar geführt, aber sie versandete­n meist schnell. Die Affäre Schlesinge­r mit all ihren erschrecke­nden Details über Geldversch­wendung, Klüngel und – so zumindest der Verdacht – Abrechnung­sbetrug zeigt, wie dringend die Debatte geführt werden muss. Und wie dringend es Aufklärung und eine neue, starke Führung braucht.

Das wissen auch die Ard-intendante­n und der amtierende ARDCHEF Tom Buhrow. Es ist wahrschein­lich, dass wir demnächst noch mehr über die Aufstellun­g der anderen Ard-anstalten erfahren, denn viele Journalist­en haben nun entspreche­nde Fragekatal­oge verschickt. Der RBB steht vor dem Abgrund. Und er könnte die ARD mitreißen, kehrt insgesamt nicht endlich Vernunft und Transparen­z ein.

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