Thüringer Allgemeine (Weimar)

Tochter von Putin-vertrautem stirbt bei Bombenansc­hlag

Darja Dugina in Moskau getötet. Die Umstände deuten darauf hin, dass die Explosion ihrem Vater, dem Nationalis­ten Alexander Dugin, galt

- Christian Unger

Berlin/moskau. Die Flammen lodern meterhoch, Splitter und Metallteil­e liegen auf dem Asphalt. Ein Feuerwehrw­agen rückt an, Blaulicht, Sirene. Mitten in Moskau. In dem Video, das auf sozialen Netzwerken geteilt wird, ist kurz ein Mann zu sehen: älter, ein grauer Vollbart. Er steht nur wenige Meter von dem brennenden Auto entfernt, hält seine Arme kurz an den Kopf, als begreife er jetzt erst die Lage. Der Mann ist Alexander Dugin, ultranatio­nalistisch­er Publizist und ein global vernetzter Neurechter, mit Kontakten in die USA und bis nach Deutschlan­d. Manche sagen ihm auch Kontakte in das Umfeld von Präsident Wladimir Putin nach.

Meldungen zu den Bildern aus der russischen Hauptstadt lauten: „Tochter von russischem Nationalis­ten stirbt bei Bombenansc­hlag“. Denn im Auto saß nicht Alexander Dugin selbst – sondern dessen Tochter Darja Dugina, 29 Jahre alt. Auch sie ist in der rechten Szene stark vernetzt, wettert wie ihr Vater gegen Gegner Putins, teilweise mit drastische­n Parolen. Als glühende Verfechter­in des russischen Angriffskr­iegs in der Ukraine soll sie auf Sanktionsl­isten etwa von Großbritan­nien stehen.

Die Hintergrün­de für die Bombenexpl­osion waren bis Sonntagend­e nachmittag unklar. Die russischen Ermittler bestätigen den Tod von Dugins Tochter, die Angaben lassen

Ein Videoaussc­hnitt zeigt Alexander Dugin kurz nach dem Anschlag. sich allerdings nicht unabhängig überprüfen.

Demnach detonierte während der Fahrt in einer Moskauer Vorstadtsi­edlung ein Sprengsatz an dem Auto. Laut russischer Behörden werde in „alle Richtungen ermittelt“. Dugin und seine Tochter

Darja Dugina (29) wurde bei dem Bombenansc­hlag getötet. sollen am Samstag gemeinsam das patriotisc­he Festival „Tradition“besucht haben, das von einer Stiftung des Präsidente­n Putin unterstütz­t wird. Es sei geplant gewesen, dass Vater und Tochter gemeinsam zurückfahr­en. Doch offenbar saß Tochter Darja allein im Auto.

Alexander Dugins Zeit als „Putins Einflüster­er“scheint laut Russlandex­perte Andreas Umland seit einigen Jahren vorbei zu sein. Und doch ist er bedeutend für die radikal nationalis­tische Szene – in Russland, aber auch in Europa.

Nun beginnt das, was Fachleute als Gefahr sehen: Das mutmaßlich­e Attentat wird in der Propaganda instrument­alisiert. So könnte am

auch der Ukraine-krieg weiter angeheizt werden. „Die Terroriste­n des ukrainisch­en Regimes haben versucht, Alexander Dugin zu liquidiere­n und seine Tochter in die Luft gesprengt“, schreibt etwa der Anführer der pro-russischen Separatist­en im ukrainisch­en Donezk.

Doch ob ukrainisch­e Kräfte hinter der Tat stecken, ist unklar. Die Ukraine habe „nichts mit der Explosion zu tun“, sagte der Berater des Präsidente­n Selenskij laut Medienberi­chten. „Weil wir kein kriminelle­r Staat sind – wie die Russische Föderation – und schon gar kein Terrorstaa­t.“Auch einzelne Fachleute halten die Ukraine nicht für fähig zu einer solchen Geheimoper­ation.

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