Bausparen wird wieder beliebter
Kunden können sich damit niedrige Zinsen sichern. Das Neugeschäft steigt um 50 Prozent. Was man beachten sollte
Berlin. Bausparverträge waren in der Niedrigzinsphase ein Ladenhüter. Die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge hatte sich seit 2013 mehr als halbiert. Doch mit den gestiegenen Zinsen erlebt der Bausparvertrag sein Comeback. Der Grund: Immobilienkäufer fürchten drastische Zinsanstiege zum Beispiel bei Anschlussfinanzierungen. Der Trick: Mit Bausparverträgen lassen sich niedrige Zinsen viele Jahre im Voraus sichern. Deshalb setzen Verbraucher wieder vermehrt aufs Bausparen. Doch was muss man beachten? Unsere Redaktion sprach mit Experten und beantwortet wichtige Fragen.
Wie funktioniert Bausparen?
Ein Bausparvertrag kombiniert Ansparen und die Finanzierung einer Immobilie. Mit regelmäßigen Raten sparen Bausparer zunächst Eigenkapital an, in der Regel 30 bis 50 Prozent der vereinbarten Bausparsumme. Wenn der Vertrag zuteilungsreif ist, erhält der Bausparer zum Eigenkapital das Darlehen ausgezahlt. Beides zusammen ergibt die Bausparsumme. Die Ansparphase dauert Jahre, sie ist umso länger, je langsamer angespart wird. Nach der Auszahlung startet die Tilgungsphase.
Das Besondere am Bausparvertrag ist, dass der Zins für das Darlehen bereits bei Vertragsabschluss feststeht. Für Sparer, die erst in einigen Jahren einen Immobilienkauf oder eine Anschlussfinanzierung des laufenden Kredits planen, ist ein Bausparvertrag daher eine Art Versicherung gegen steigende Zinsen. Zwar sind die Zinsen von Hypothekendarlehen wieder etwas gesunken, aber eine Rückkehr zu den historisch niedrigen Zinsen halten Experten für unwahrscheinlich.
Wie groß ist die Nachfrage?
Die gestiegenen Zinsen machen Bausparen wieder interessant. Viele hatten schon verinnerlicht, dass Zinsen für Hypothekendarlehen immer niedrig bleiben. Doch das ist Geschichte. „Wir verzeichnen seit Mitte März einen deutlichen Anstieg der Nachfrage – zuletzt mit einem Plus im Neugeschäft von deutlich über 50 Prozent. Die Ära extrem niedriger Bauzinsen ist vorbei. Das spüren immer mehr Eigentümer und solche, die es werden wollen“, sagt Christian König, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Privaten Bausparkassen. Auch angesichts der staatlichen Auflagen zur Modernisierung der Immobilien, insbesondere zur Verbesserung ihrer Energieeffizienz gewinnt Bausparen an Bedeutung. „Aufgrund des hohen Investitionsbedarfs im Bereich der energetischen Modernisierung sehen wir weiter gute Rahmenbedingungen für das Bauspargeschäft“, sagt Schramm von der LBS. Durch die explodierenden Energiepreise rechnen sich Sanierungen schneller.
Für wen lohnt sich Bausparen? Wer sich als Eigentümer mit laufendem Darlehen gegen höhere Zinsen absichern will, kann einen Bausparvertrag abschließen. Bei Zuteilungsreife in einigen Jahren lässt sich dann ein Darlehen zu festen Konditionen zwischen aktuell 0,45 Prozent bis 2,35 Prozent abrufen. Die Zinsen sind niedriger als bei Hypothekendarlehen. „Bauspardarlehen lassen sich bei der Anschlussfinanzierung als Baustein nutzen, indem sie beispielsweise direkt als Sondertilgung eingebracht werden. Das reduziert die Höhe der Restschuld – und damit die Verbindlichkeiten aus der klassischen Immobilienfinanzierung“, sagt Mirjam Mohr,
Wie Bauspartarife bei der Immobilienfinanzierung helfen
Vorständin für das Privatkundengeschäft beim Baugeldvermittler Interhyp. Auch mit Blick auf Modernisierungen und energetische Auflagen kann ein Bausparvertrag für die Zukunft sinnvoll sein. So lässt sich konsequent eine Rücklage bilden, die sich nicht so schnell auflösen lässt wie ein Sparplan.
Einen Bausparvertrag auf die vage Absicht eines späteren Immobilienkaufs hin abzuschließen, hält der Baufinanzierungsexperte Alexander Krolzik von der Verbraucherzentrale Hamburg aber nicht für sinnvoll. „Da die Verzinsung bei den Bausparkassen sehr gering ist, kann das Eigenkapital auf anderen Wegen angespart werden“, sagt Krolzik. „Für eine Bausparsumme über beispielsweise 300.000 Euro fallen schon bei Vertragsschluss Kosten in Höhe von 3000 bis 4800 Euro an“, rechnet Krolzik vor. Denn die Bausparkassen verlangen eine Abschlussgebühr von einem bis 1,6 Prozent der Bausparsumme.
Gibt es eine Alternative zum Bausparen?
Wer etwa für seine Anschlussfinanzierung eine Bausparsumme über 100.000 Euro abschließt, muss in sieben Jahren hohe monatliche Raten zwischen 500 und 675 Euro aufbringen, wie ausgewählte Tarife (s. Grafik) zeigen. Bei längeren Ansparzeiträumen verringert sich die Ansparrate. Dieses Geld müssen Immobilienbesitzer neben der laufenden Finanzierung erst einmal haben. „Wenn sie es haben, können sie es auch direkt in die Finanzierung stecken, sofern ihr Vertrag Sondertilgungen ermöglicht“, sagt Krolzik. Auch so lässt sich die Restschuld für die zweite Finanzierungsrunde reduzieren, allerdings weniger als mit einem Bauspardarlehen.
Was muss man beachten?
„Bei einem Bauspardarlehen sollte man nicht auf der Jagd nach dem niedrigsten Zins sein, denn je niedriger der Zins ist, desto schneller muss das Darlehen in der Regel auch zurückgezahlt werden“, sagt Max Herbst von der Fmh-finanzberatung. Die längste Zeit für die Rückzahlung haben die Bausparer mit knapp 17 Jahren bei dem Tarif von Wüstenrot mit einem Zins von 1,95 Prozent. Entscheidend sei, dass ich mit dem Zins gut leben kann und eine Zinssicherheit habe, so Herbst. Wichtiger als der Zins sind Ansparrate und Tilgungsrate. Denn mit diesen beiden Größen wird schnell klar, ob man sich ein Bauspardarlehen überhaupt leisten kann. „Ein Bauspardarlehen muss wesentlich schneller getilgt werden als ein Hypothekendarlehen“, sagt Herbst. Auch der Zuteilungszeitpunkt ist ein Schätzwert der Bausparkasse und nicht garantiert.
Eignet sich Bausparen als Sparvertrag?
Das ist keine gute Idee. Mit der Zweckbindung des Bauspardarlehens, den Abschlusskosten sowie den Kontoführungsgebühren von meist 12 Euro im Jahr eignet sich der Bausparvertrag nach Krolziks Einschätzung nicht zum Ansparen. Zudem bieten Bausparverträge einfach keine brauchbaren Guthabenzinsen. Meist sind es nur 0,01 Prozent. In der Vergangenheit gab es auch Bauspartarife mit attraktiven Zinsen. Einige Anbieter hatten mit dem Versuch, Kunden aus den noch hoch verzinsten Altverträgen zu drängen, für Negativschlagzeilen gesorgt.