„Es gibt keine größere Umweltverschmutzung, als schlecht zu bauen“
Nominiert für den Emily-roebling-preis 2022: Carola Busse geht gern neue Wege und engagiert sich vielfältig
Erfurt/arnstadt. Wo andere kalte Füße bekommen, läuft sie erst zur Hochform auf: „Ich bin für schwierige Projekte gut zu haben und hab’ schon öfters im Leben alles auf eine Karte gesetzt. Das hat bisher gut geklappt,“erklärt die Chefin der Wachsenburg-baugruppe mit Sitz in Arnstadt, Carola Busse. Ihre Spezialität: Mit Einfühlungsvermögen und Know-how ein gutes Miteinander von alten und neuen Häusern zu schaffen – und damit auch für die Menschen, die darin leben.
Wer heute durch die Auen- oder Schottenhöfe in Erfurt spaziert und die frischen Eindrücke mit alten Bildern
vergleicht, der kann ermessen, wie viel Qualität in solchen Stadtentwicklungsprojekten steckt. Die Bau-unternehmerin hat fast 40 Jahre Erfahrung: „Du musst den Kunden überzeugen, du musst die Handwerker überzeugen. Und dann gibt es noch all die Auflagen und Schwierigkeiten vom Brandund Denkmalschutz bis zu den Herausforderungen am Bau. Von Fragen der Finanzierung ganz zu schweigen.“
Ein Haus mit Wärmepumpen und Solarenergie zu versorgen? „Das haben wir schon in einem Musterhaus 1999 umgesetzt, gegen viele Widerstände. Damals waren wir Pioniere, heute ist es Standard.“Als
Carola Busse von der Wachsenburg-baugruppe ist für den Emilyroebling Preis 2022 nominiert. sie vom „Bosco Verticale“hört (italienisch für ‚senkrechter Wald‘) – den begrünten Zwillingstürmen des Mailänder Architekten Stefan Boeri – zündete bei ihr die Idee für das „Wir-quartier“, das in diesen Wochen die ersten Bewohner aufnehmen wird: 108 Wohnungen sind entstanden, etwa 15.000 Quadratmeter Wohn- und Gewerbeflächen, mit viel Umsicht für die Herausforderungen durch den Klimawandel wie für Belange der Bewohner, vom Kita-platz bis zur Senioren-wg, mit Gastronomie und Tiefgarage. „Meine Grundfrage ist bei allen Projekten: Würde ich selber hier leben wollen? In dem Haus, in dem Quartier? Wenn ich diese Fragen nicht bejahen kann, dann lasse ich es lieber bleiben.“Das Wir-quartier hatte sie als Investorin begonnen, aber aufgrund von Verzögerungen 2019 an eine Leipziger Immobilien AG verkauft. Ihr eigenes Unternehmen, die Wachsenburg Baugruppe mbh, hat die gebürtige Erfurterin 1990 gegründet. Zu Ddr-zeiten hatte sie bereits ein Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert saniert.
Die Nähe zur Heimat, der Rückhalt in ihrer Familie und die Verbindung zu ihrem Umfeld sind ihr wichtig: „All das geht nur mit einem guten, motivierten Team und mit gegenseitigem Respekt. Wir leben in und mit unserem Netzwerk und feiern das auch.“Das wird auch an ihrem breiten gesellschaftlichen Engagement deutlich: ob in der CDU, im Ortsteilrat, für den Weinberg „der Gräfner“oder den Thüringer Maler Otto Knöpfer (1911 1993. Dessen Haus in Holzhausen hat sie saniert. Aus einem der baufälligsten und ältesten Gebäude ist ein kulturelles Zentrum geworden. www.wachsenburg-baugruppe.de
Der Emily-roebling-preis ist mit 5000 Euro dotiert, gesponsert von der Thüringer Aufbaubank. Die Preisträgerin wird am 27. September im Rahmen des Unternehmerinnentages Mitteldeutschland geehrt. Der Preis wird ausgelobt vom Verband deutscher Unternehmerinnen, Landesverband Thüringen.