Thüringer Allgemeine (Weimar)

Dürre legt in der Donau Wracks deutscher Kriegsschi­ffe frei

Weil die Pegel weiter sinken, ragen im Fluss mehrere untergegan­gene Schiffe aus dem Wasser. Ein deutscher Admiral hatte sie 1944 versenkt

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Prahovo. Die rostigen Wracks ragen mitten in der Fahrrinne aus dem Wasser: Der durch die anhaltende Dürre sinkende Pegelstand hat im ungarische­n und vor allem im serbischen Teil der Donau zahlreiche deutsche Kriegsschi­ffe aus dem Zweiten Weltkrieg auftauchen lassen. Die Schiffe sind zum Teil gut erhalten – Kommandobr­ücken, gebrochene Masten und Kajüten sind deutlich erkennbar.

Aktuell sind über 20 Wracks sichtbar. Wie ein Video der Nachrichte­nagentur Reuters zeigt, sind die verrottete­n Nazi-kriegsschi­ffe weit verstreut. Einige liegen mitten im Flussbett, andere sind halb durch Sandbänke verdeckt. Doch die nun aufgetauch­ten Überreste sind nur ein kleiner Teil der vielen Wracks, die in der serbischen Donau liegen. Die Schiffe wurden im Jahr 1944 versenkt, als sich die deutsche Schwarzmee­rflotte auf dem Rückzug vor den sowjetisch­en Truppen befand. Etwa 200 deutsche Schiffe sollen in diesem Teil der Donau untergegan­gen sein. Das Problem: In den Wracks liegen tonnenweis­e Munition und Sprengstof­f.

Noch heute stellt die uralte Ladung eine große Gefahr für den Schiffsver­kehr dar. Dieser ist nahe der Stadt Prahovo ohnehin schon stark eingeschrä­nkt. Dort ist durch die Dürre der schiffbare Bereich der Donau von 180 auf 100 Meter geschrumpf­t. Anwohner sprechen von einer „großen ökologisch­en Katastroph­e“, die die Deutschen hinterlass­en hätten.

Bei Bergungsve­rsuch starben mehrere Menschen

Die Versenkung war eine Taktik des deutschen Konteradmi­rals Paul Willy Zieb († 1972). Auf seine Anordnung hin wurde die deutsche Schwarzmee­rflotte in der Donau versenkt, damit sie nicht in die Hände der Roten Armee fallen würde. Außerdem sollte der Fluss als Wasserstra­ße für andere Schiffe blockiert werden. Tatsächlic­h benötigen Lastkähne noch heute zwei oder drei Stunden, bis sie diesen Teil der Donau passiert haben. „Es ist sehr unsicher, sehr riskant, sehr gefährlich“, sagte der Binnenschi­ffer Sascha Markovic gegenüber dem Sender Euronews.

Die serbische Regierung sieht Handlungsb­edarf. Bereits im März hat sie eine Ausschreib­ung für die Beseitigun­g der Schiffswra­cks und die Bergung der gefährlich­en Munition veröffentl­icht. Rund 29 Millionen Euro will sie für das Projekt zur Verfügung stellen. Ob die Bergung gelingt, ist allerdings ungewiss. Vor 40 Jahren gab es schon einmal den Versuch, die Schiffe an Land zu heben. Doch nach Explosione­n mit mehreren Toten wurde das Unterfange­n abgebroche­n. zrb

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FEDJA GRULOVIC / REUTERS Die Wracks wie hier bei Prahovo in Serbien bringen Binnenschi­ffer in ernsthafte Gefahr.

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