Webers Wurf und schnelle Frauen
Speerwerfer als Röhler-nachfolger. Staffel-titel für die Damen. Männer verlieren Stab
München. Sprintkönigin Gina Lückenkemper fiel Schlussläuferin Rebekka Haase überglücklich um den Hals, Maskottchen „Gfreidi“trug Alexandra Burghardt auf Händen – und von der Tribüne klatschte der neue Speerwurf-europameister Julian Weber begeistert Beifall. Mit noch einmal zwei Goldmedaillen sorgten die deutschen Leichtathletik-asse am Schlusstag der Heimem wieder einmal für Partystimmung. Das Wm-debakel von Eugene schien da Ewigkeiten weit her.
„Das ist unfassbar geil“, sagte Lückenkemper, die die Sprintstaffel über 4x100 m vor einem tobenden Publikum in 42,34 s vor Polen (42,61) und Italien (42,84) zum Sieg geführt hat. Lückenkemper holte damit fünf Tage nach ihrem überraschenden Triumph über die 100 m ihre zweite Goldmedaille. Bei der Ehrenrunde erhoben sich rund 45.000 Fans von ihren Sitzen.
Mit sieben Gold-, sieben Silberund zwei Bronzemedaillen schloss das deutsche Team als Nummer eins im Medaillenspiegel die Wettkämpfe am Sonntagabend ab.
Die Sprint-staffel der Männer scheiterte hingegen. Kranz, Hartmann, Ansah und Ansah-peprah büßten den Stab ein, als der erste Wechsel von Kranz auf Hartmann verunglückte. In 37,97 s hatte das Dlv-quartett im Vorlauf den deutschen Rekord verbessert, das Finale endete bitter. Der Titel ging in 37,67 s an die Favoriten-staffel aus Großbritannien vor Frankreich und Polen. Mit der Vorlauf-zeit wären die Deutschen Dritter geworden.
Julian Weber schlug erst die Hände vor sein Gesicht, dann präsentierte der neue Speerwurf-europameister dem Publikum stolz seine Muskeln. Der „Blech-fluch“war endlich gebannt: Nach zwei bitteren vierten Plätzen bei Olympia und der WM erfüllte sich Weber seinen Medaillentraum. Und wie. Der Mainzer setzte sich mit 87,66 m durch und trat damit die Nachfolge von Thomas Röhler aus Jena, der in der Quali klar gescheitert war, an. Der Tscheche Vadlejch (Tschechien/87,28) holte vorm Finnen Etelätalo (86,44) Silber.
Am Samstagabend hatte Hindernisläuferin Lea Meyer für einen magischen Moment gesorgt. Erst ihr Wm-sturz in den Wassergraben, dann auch noch eine Corona-infektion – und nun diese Silbermedaille: Meyer konnte es nicht fassen. „Was hier passiert ist, verstehe ich noch nicht so ganz“, sagte sie überglücklich und ein bisschen ratlos. Meyer holte über 3000 m die vielleicht emotionalste deutsche Emmedaille in München. sid