„Wir brauchen Zuwanderung“
Verband: Fachkräftemangel ist größte Herausforderung für Thüringens Wirtschaft
Erfurt. „Die größte Herausforderung für die heimische Wirtschaft ist, geeignete Arbeits- und Fachkräfte zu finden“, sagt Ute Zacharias. Der Mangel lasse sich aufgrund der Demografie nicht aus den personellen Ressourcen des Freistaates generieren, unterstreicht die Sprecherin des Verbandes der Wirtschaft Thüringens (VWT). „Wir brauchen Zuwanderung, natürlich auch aus dem Ausland.“Thüringen sei ein guter Standort. „Wir haben moderne Firmen und gute Arbeitsplätze“, betont Zacharias. Da die Babyboomer in Rente gingen, gebe es zudem gute Aufstiegsmöglichkeiten. Auch die Löhne seien hier in den letzten Jahren überdurchschnittlich gestiegen.
Deshalb begrüßt die Vwtsprecherin ein modernes Einwanderungsgesetz, wie es Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Mittwoch zum Berliner Fachkräfte-gipfel angekündigt hat.
Bei Zuwanderern rangiere Thüringen allerdings nicht ganz oben auf der Beliebtheitsskala, weiß Ute Zacharias. „Die Willkommenskultur ist hierzulande leider nicht so ausgeprägt, wie man es sich wünschen würde.“Derzeit sind im Freistaat rund 60.000 ausländische Beschäftigte registriert.
Auch die Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (THAFF) weiß um die Nöte der Arbeitgeber. Derzeit sind in ihrer Stellenbörse 8630 Jobangebote gemeldet. Vor allem Beschäftigte in der Industrie, Lehrer, Erzieher, Pflege- und medizinisches Personal sowie Mitarbeiter in öffentlichen Verwaltungen werden gesucht. Aktuell ist die Zahl der Stellengebote jedoch leicht rückläufig. Aufgrund ungewisser Corona-perspektiven und explodierender Energiepreise sei manches Unternehmen zurückhaltend, erklärt Oliver Hummel, Referent der THAFF, die bei der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen angesiedelt ist. Vor allem in den Städten Erfurt und Jena sowie in industriestarken Landkreisen wie dem Ilmund Wartburg-kreis sowie dem
Landkreis Gotha würden Fachkräfte gesucht.
In Thüringen gibt es laut Zacharias diverse Projekte, um ausländische Fachkräfte zu gewinnen. Zudem ist die THAFF von der Landesregierung beauftragt, sich um die Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes zu kümmern: Die Agentur unterstützt sowohl Unternehmen als auch ausländische Fachkräfte. Darüber hinaus wirbt sie bei Pendlern, potenziellen Rückkehrern und jungen Menschen für den Arbeitsmarkt Thüringen.
Neben Zuwanderung müsse aber auch die duale Ausbildung „unbedingt gestärkt werden“, sagt Ute Zacharias: „Viele junge Leute wollen um jeden Preis studieren.“Hier müsse gegengesteuert und die Vorzüge einer Ausbildung hervorgehoben werden. Bundesarbeitsminister Heil plant künftig eine Ausbildungsgarantie sowie ein Qualifizierungsgeld und Bildungszeit für die Weiterbildung. Leitartikel
Wir haben in Thüringen moderne Firmen und gute Arbeitsplätze. Da die Babyboomer in Rente gehen, gibt es auch gute Aufstiegsmöglichkeiten. Ute Zacharias, Sprecherin des Verbands der Wirtschaft Thüringens