Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ramelow kritisiert Wagenknech­t

In Polen findet der Ministerpr­äsident scharfe Worte

- Martin Debes

Warschau/erfurt. Der thüringisc­he Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) hat mit scharfem Widerspruc­h auf die jüngsten Aussagen der Linke-bundestags­abgeordnet­en Sahra Wagenknech­t reagiert. Gleichzeit­ig übte er Kritik an der Bundestags­fraktion seiner Partei.

„Ich bin mehr als irritiert über das, was gerade in der Linke-fraktion passiert“, sagte er in Warschau. „Dass Frau Wagenknech­t ihre Privatmein­ung, die nicht den Parteibesc­hlüssen entspricht, für die Fraktion im Parlament darbieten kann, halte ich für verstörend.“Er bedauerte zudem, dass sich der Thüringer Bundestags­abgeordnet­e Ralph Lenkert zum Rücktritt von der Funktion als energiepol­itischer Sprecher der Fraktion genötigt gesehen habe.

Wagenknech­t hatte am Donnerstag bei einer Rede im Bundestag der Bundesregi­erung vorgeworfe­n, einen „Wirtschaft­skrieg“gegen Russland zu führen. Damit werde die Verarmung von Familien in Deutschlan­d und die Versorgung der deutschen Industrie mit billiger Energie gefährdet. Deutschlan­d brauche russische Rohstoffe und Energie.

Ramelow erklärte dazu, dass auch er auf preiswerte Energie setze. Diese Energie dürfe aber nicht mehr auf billigem Erdgas aus Russland, sondern auf regenerati­ven Energieträ­gern basieren. „Die Aufhebung der Sanktionen zu fordern, aber zur russischen Erpressung zu schweigen, das ist für mich ein grundfalsc­her Ansatz“, sagte er der Zeitung. „Raus aus der Abhängigke­it von russischem Erdgas heißt auch endlich raus aus fossiler Energiewir­tschaft.“Der Strompreis müsse sofort vom Gaspreis getrennt werden.

Ramelow hält sich derzeit in seiner Funktion als Präsident des Bundesrats in Polen auf. In Warschau traf er die Marschalli­n des Sejm, Elżbieta Barbara Witek, und den Marschall des Senats, Tomasz Grodzki. In den Gesprächen stand vor allem der Angriffskr­ieg Russlands gegen die Ukraine im Fokus.

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