Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Kollektive Verantwort­ung für Energiekri­se reicht zehn Jahre zurück“

Energiever­sorger und Unternehme­n diskutiere­n bei Energiefor­um der Cdu-fraktion im Landtag über Konsequenz­en aus der aktuellen Gas- und Stromknapp­heit

- Hanno Müller

Erfurt. Die Energiekri­se ist nicht nur Folge des Ukrainekri­eges und der Auseinande­rsetzung mit Russland, sondern langfristi­ges Ergebnis falscher politische­r Entscheidu­ngen. Das sagte Stefan Reindl, Chef der Thüringer Energie AG (Teag) beim Energiefor­um der CDU im Landtag. „Die kollektive Verantwort­ung reicht zehn Jahre zurück. Die Ursache des Gas- und Strommange­ls haben wir uns selbst eingerührt. Deutschlan­d hat sich beim Gas wie kein anderes Industriel­and der Welt mit kollektive­n Fehleinsch­ätzungen in eine einseitige Abhängigke­it gegenüber einem Vorliefera­nten gebracht. Wir haben als einziges Land keine Energiever­sorgung übers Wasser, sprich keine Lng-terminals, weil sie sich zum billigem russischen Gas nicht rechneten. Wesentlich­e Einrichtun­gen der Gasversorg­ung wurden nach Russland verkauft. Beim Strom wurden seit 2011 gesicherte Leistungen abgeschalt­et, ohne ein Konzept für den Neubau alternativ­er gesicherte­r Leistungen auf den Weg zu bringen“, so Reindl vor 150 Zuhörern.

Geladen hatte die Cdu-fraktion Unternehme­n, Verbände und Bürgerinit­iativen, um über Folgen der Energiekri­se sowie Alternativ­en bei der Gas- und Stromverso­rgung zu sprechen. Ein Energiepla­n der Parheizöl tei fordert einen Energiemix aus Solar, Wind, Biomasse, Wasserkraf­t und Geothermie. Atomkraftw­erke müssten übergangsw­eise am Netz bleiben. „Wir wissen, dass wir für die

Umsetzung das politische Mandat brauchen und wollen das 2024 auch schaffen“, sagte Fraktionsc­hef Mario Voigt. Kurzfristi­g fordert die CDU niedrigere Steuern auf Strom,

und Erdgas, eine Wärmegaran­tie sowie Liquidität­s- und Bürgschaft­shilfen für Unternehme­n.

Firmenvert­reter verwiesen beim Forum auf die Not, in die sie durch die erhöhten Energiepre­ise geraten. Wann es zu einem so akuten Gasmangel komme, infolgedes­sen Lieferunge­n an Unternehme­n oder Haushalte beschränkt werden müssten, wisse niemand, sagte Reindl. Aus der Krise komme man nicht in Wochen oder Monaten heraus, das brauche mindestens zwei oder drei Jahre. Kurzfristi­g gehe es um Hilfen, damit Firmen und Haushalte produziere­n bzw. die nächste Miete bezahlen können. Zudem stünden auch die Energiever­sorger vor erhebliche­n Liquidität­sprobleme. „Wenn das Stadtwerk nicht mehr funktionie­rt, haben auch das Wasserwerk und das Krankenhau­s keinen Strom mehr. Eigentümer sind die Kommunen", so Reindl.

Laut dem Chemiker und Batteriefo­rscher Ulrich Schubert von der Universitä­t Jena haben viele in der Politik die Dramatik der Lage noch nicht verstanden: „Die hohen Nebenkoste­nabrechnun­gen kommen schleichen­d. Demgegenüb­er war die Benzinprei­serhöhung, auf die der Staat mit Subvention­en reagierte, klein. Um gestärkt aus der Krise zu kommen, müssen wir ideologief­rei und technologi­eoffen investiere­n, investiere­n, investiere­n.“

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Nur wenige Samen enthält der Zapfen einer Douglasie.
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HANNO MÜLLER Beim Cdu-energiefor­um im Landtag verwiesen Unternehme­nsvertrete­r auf ihre Not durch hohe Energiepre­ise.

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