Das ganze Dorf feiert mit dem eisernen Paar
Ilse und Hermann Sonnabend vollenden in Leutenthal 65 glückliche Ehejahre im Kreise ihrer großen Familie
Michael Grübner
Leutenthal. Ob es tatsächlich die allererste Eiserne Hochzeit im Dorf war? Es kann sich zumindest niemand an ein Paar erinnern, das in Leutenthal die 65 Ehejahre vollendet hätte. Fest steht in jedem Fall: Das Dorf feiert in dieser Woche mit Ilse und Hermann Sonnabend. Ihr Tor ist mit Tannengrün geschmückt, darin angebracht alte und neuere Fotos der beiden. Zum Polterabend am Dienstag ging es auf dem Hof schon hoch her, auch zum eigentlichen Jubiläumstag am Mittwoch gaben sich die Gratulanten die Klinke in die Hand. Am Samstag folgt eine große Feier im Dorfsaal. Kennengelernt haben sich die beiden zur Leutenthaler Kirmes 1952. Erst kurz zuvor war Hermann Sonnabend mit seinen Eltern hierher gezogen – sie waren zum Kriegsende aus einem schlesischen Dorf bei Breslau mit dem Pferdewagen geflüchtet, zuerst in Sachsen und dann in Nermsdorf bei Buttelstedt gelandet.
Als der Leutenthaler Bürgermeister sie 1957 traute, „war genau so schönes Wetter wie heute“, erinnerten sich die beiden. Beide arbeiteten bis kurz nach der Wende in der Landwirtschaft, er als Traktorist, sie auf dem Feld. 1958 wurde mit Dietmar der erste Sohn geboren, drei
Jahre später folgte Gerald. Je drei Enkel und Urenkel machen die Familie komplett, die dafür sorgt, dass die beiden mit 90 und 86 Jahren noch keinen Pflegedienst brauchen. Ilse Sonnabend kocht noch regelmäßig für ihre Enkel und Urenkel.
Wie immer ist die spannendste Frage die nach dem Geheimnis einer so langen und glücklichen Ehe. „Toleranz ist wichtig. Jeder von uns hatte auch seine Freiheiten“, sagen die Sonnabends. Sie waren nahezu Selbstversorger: Hof, mehrere Gärten, Vieh in den Ställen, es gab immer viel zu tun. In der Freizeit strickte sie gern, sein Hobby war eine Voliere mit Ziervögeln.