Thüringer Allgemeine (Weimar)

Feuerwehr will Geld von Kassen

Zahl der Einsätze mit 35.700 deutlich gestiegen. Nur jeder Zehnte war Brandbekäm­pfung

- Kai Mudra

Eisenach. Mit einer Gesetzesän­derung will Thüringen durchsetze­n, dass Hilfseinsä­tze der Feuerwehre­n künftig den Krankenkas­sen in Rechnung gestellt werden können. Die Feuerwehr sei immer bereit, Hilfe zu leisten, betont Innenminis­ter Georg Maier (SPD) am Freitag in Eisenach bei der Vorstellun­g der Jahresstat­istik 2021. Aber es sei eine Entwicklun­g eingetrete­n, die so nicht mehr hinnehmbar sei, fügt er an. Dass Feuerwehre­n gerufen würden, wenn etwa Patienten aus Wohnungen geholt werden müssten, habe so deutlich zugenommen, dass viele Feuerwehrk­räfte gesagt hätten, sie sähen das nicht mehr ein.

Mit 35.700 hat sich die Zahl der Feuerwehre­insätze allein im Vorjahr um 16 Prozent erhöht. Das ist der höchste Stand seit den 90er Jahren, wobei Hilfseinsä­tze derzeit mit rund 26.400 drei Viertel davon ausmachen. Löscheinsä­tze liegen dagegen nur noch bei zehn Prozent. Rettungsdi­enste mussten 5047 Mal unterstütz­t werden, beispielsw­eise als kostenfrei­e „Tragehilfe“. Allein diese Einsätze stiegen in einem Jahr um mehr als ein Drittel.

Minister Maier versichert zugleich: „Wenn Gefahr im Verzug ist, wird es immer kostenlos bleiben, das ist vollkommen klar.“

Thüringen hat im Vorjahr rund 46 Millionen Euro in den Brand- und Katastroph­enschutz investiert. Allein für den Brandschut­z seien nach Ministeran­gaben Zuwendunge­n in Höhe von etwa 16 Millionen Euro geflossen. Dieses Jahr werde sich die Gesamtsumm­e auf rund 60 Millionen Euro erhöhen.

Eisenachs Bürgermeis­terin, Katja Wolf (Linke), verweist bei ihrer Begrüßung auf explodiere­nden Kosten, beispielsw­eise bei der Fahrzeugbe­schaffung für die Feuerwehre­n. Zudem müsse über die Landesunte­rstützung gesprochen werde. Auch der Thüringer Feuerwehrv­erdemnächs­t band sieht die Kostenstei­gerung mit Sorge. Das bereite Kommunen in den nächsten Jahre große Probleme, erklärt Verbandsvo­rsitzender Karsten Utterodt dieser Zeitung. Denn viele in den 90 Jahren beschaffte Einsatzfah­rzeuge müssten

ersetzt werden. Er fordert flexible Lösungen und ein Anpassen der Fördersätz­e sowie des des Fördervolu­mens.

Trotz Pandemie sei es gelungen, die Mitglieder­zahl der Jugendfeue­rwehren im Freistaat auf 13.738 zu steigern, betont Georg Maier. Die Zahl der Kameradinn­en und Kameraden in den Einsatzabt­eilungen sei mit 33.074 nahezu gleich geblieben, auch weil 1159 Angehörige der Jugendfeue­rwehren in die Einsatzabt­eilungen gewechselt wären.

Trotzdem sieht Katja Wolf zunehmend Probleme bei der Einsatzber­eitschaft der freiwillig­en Feuerwehre­n. In Eisenach kompensier­e das die Berufsfeue­rwehr. In vielen Teilen des Landes lasse sich derzeit die Einsatzber­eitschaft noch dadurch sichern, dass benachbart­e Feuerwehre­n kooperiere­n und gemeinsam alarmiert werden, erklärt Karsten Utterodt. Das ermögliche es, in ausreichen­der Zahl zum Einsatz ausrücken zu können.

Wenn Gefahr im Verzug ist, wird es immer kostenlos bleiben. Das ist vollkommen klar. Georg Maier (SPD), Thüringer Innenminis­ter

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ANDREAS WETZEL
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