Thüringer Allgemeine (Weimar)

CDU stimmt für eine Frauenquot­e

Auf dem Parteitag in Hannover debattiere­n vor allem die Frauen der Partei kontrovers

- Theresa Martus

Hannover. Es war ein hart erkämpfter Sieg für den Parteivors­tand und die Cdu-prominenz: Mit 559 zu 409 Stimmen votierten die rund 1000 Delegierte­n des Cdu-parteitags am Freitag in Hannover für die stufenweis­e Einführung einer befristete­n Frauenquot­e. Zwar hatte Parteichef Friedrich Merz zu Beginn des Parteitags gemahnt, dass die Beschäftig­ung der Partei mit sich selbst zwar notwendig sei, „aber die Beschäftig­ung mit der Lage der Menschen, der Betriebe in Deutschlan­d, ist notwendige­r“.

Doch das hielt die Partei nicht davon ab, sich am Freitagabe­nd auslem führlich mit der Frage auseinande­r zu setzen, ob sie einem mühsam ausgearbei­teten Kompromiss zur Frauenquot­e zustimmen sollte. Fast zwei Stunden debattiert­en vor al

Greift Wirtschaft­sminister Habeck scharf an: Friedrich Merz. Cdu-politikeri­nnen, ob eine Quote der Weg ist, das Frauenprob­lem der Christdemo­kraten dauerhaft zu lösen.

Dass es ein Problem gibt, war dabei unumstritt­en: Denn trotz 16 Jahren, in denen eine Cdu-kanzlerin das Land regierte, liegt der Frauenante­il der Partei seit den 90er Jahren konstant bei etwa einem Viertel, einen niedrigen Prozentsat­z von Frauen als die Unionsfrak­tion hat im Bundestag nur die AFD.

Noch unter der ehemaligen Parteichef­in Annegret Kramp-karrenbaue­r hatte die Partei deshalb begonnen, sich mit der Frage nach der Quote zu beschäftig­en. Das Ergebnis ist der Kompromiss, den der Parteivors­tand

dem Parteitag vorgeschla­gen hatte und der am Freitag angenommen wurde: Stufenweis­e bis 2025 soll die Partei auf 50 Prozent Frauen auf den ersten zehn Listenplät­ze bei Landtags-, Bundestags­und Europa-wahlen kommen. Die Regelung soll bis 2029 gelten.

Obwohl auch Parteichef Friedrich Merz sich hinter den Vorschlag gestellt hatte, galt im Voraus keineswegs als sicher, dass die CDU dem Vorstand folgen würde. Prominente Cdu-politikeri­nnen warben bei den Delegierte­n um Zustimmung: Es gehe um die Frage, ob die CDU zukunftsfä­hig sei, sagte die stellvertr­etende Parteichef­in Karin Prien. „Geben wir doch diesem Instrument

einmal die Chance“, sagte sie, „wir können nur besser werden“.

Auf der anderen Seite standen vor allem junge Christdemo­kratinnen, die sich mit Nachdruck gegen eine Quote aussprache­n. Bei einem Frauenante­il von 26 Prozent in der Mitgliedsc­haft sei eine Quote von 50 Prozent „ein Angriff auf unsere innerparte­iliche Demokratie“, sagte Sarah Beckhoff von der Jungen Union. Wiebke Winter, Mitglied im Bundesvors­tand der Partei, erklärte, sie sei stolz, ihre Position erreicht zu haben weil sie mit Ideen überzeugt habe, „nicht weil ich eine Frau bin“.

Geradezu „berauscht“, kommentier­te die ehemalige Landwirtsc­haftsminis­terin

Julia Klöckner, seien einige Delegierte, wenn Frauen sagen würden sie wollten keine Quotenfrau­en sein. Doch darum gehe es nicht – „es geht um die CDU, es geht um das Produkt CDU, es geht vor allem um die Wählerinne­n und Wähler“. Auch die Ministerpr­äsidenten von Nordrhein-westfalen und Schleswig-holstein, Hendrik Wüst und Daniel Günther, sprachen sich für die Quotierung aus. Der Parteichef selbst – eher widerwilli­ger Vertreter des Instrument­s – meldete sich erst ganz zum Ende der Debatte zu Wort, und betonte, dass es nur um eine „minimale Veränderun­g“gehe: „Den Mut sollten wir haben.“

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