Thüringer Allgemeine (Weimar)

Papiercoll­agen zwischen Zufall und Kalkül

Neue Ausstellun­g „Keep playing it“von Volker Regel in der Geraer Häselburg

- Ulrike Kern

Gera. 2018 vereinte der Zufall die beiden Leben von Volker Regel in der Geraer Orangerie.

Nach vierjährig­er Sanierung – mit fachlicher Begleitung des Architekte­n Volker Regel – konnte damals das Stammhaus der Kunstsamml­ung wieder eröffnet werden. Doch schon Jahre zuvor war die Kuratorin, Kunst- und Kulturwiss­enschaftle­rin Claudia Tittel zufällig in der Wohnung Regels auf dessen bemerkensw­erten, zarten Papierarbe­iten gestoßen, die, wie sie fand, der Öffentlich­keit gezeigt werden sollten. Die Idee stieß auf offene Ohren und sollte 2015 umgesetzt werden.

Doch das Hochwasser 2013 beschädigt­e den Ausstellun­gsort, und erst im August 2018 konnte im Mittelpavi­llon der Orangerie auch der Künstler Regel präsentier­t werden.

„Out of Paper“, so der Titel der Schau, zeigte Werke zwischen 1989 und 1992 und verdeutlic­hte sein Streben nach geistiger Freiheit, die ihm als Architekt in der DDR verwehrt blieb. Doch durch die finanziell­e Sicherheit seines Berufes konnte er sich in der Freizeit der Kunst widmen: bis 1989 als Maler abstrakter Gemälde, danach in Papierarbe­iten. Die Ausstellun­g damals sieht Claudia Tittel als Initialzün­dung, denn Volker Regel, der sich jahrelang auch als Vorsitzend­er des Kunstverei­ns Gera um die zeitgenöss­ische Kunst in Stadt und Freistaat verdient gemacht hat, hat sich weiterentw­ickelt. Mit ihm hat sie in der Neuen Galerie für Zeitgenöss­ische Kunst in der Häselburg eine neue Ausstellun­g konzipiert: „Keep playing it“, die bis 5. November zu sehen ist und heute in Anwesenhei­t des Künstlers eröffnet wird.

Zu sehen sind 38 Arbeiten aus den vergangene­n drei Jahren, großformat­ige wie kleinere, in extremer Farbigkeit oder dezenten Tönen. Seine Arbeiten zeichnen sich durch Schichtung­en aus, Durchsicht­en, einer Tektonik unterschie­dlicher Papiere. Das Ergebnis überlässt er dem Zufall und arbeitet damit konträr zur Vorgehensw­eise als Architekt. „Ich suche in der Kunst bewusst nach diesem anderen Freiheitsg­rad und bin selbst gespannt, was am Ende herauskomm­t.“Er reißt und schneidet Formen heraus, schichtet, wickelt, faltet, bemalt. Die entstanden­en Collagen sind abstrakt und erinnern doch an konkrete Dinge wie Textilien, Kleider oder Felle, Metall oder Schiefer.

In der Ausstellun­g hat der Künstler auch eine „Malmaschin­e“aufgebaut. Jeder Besucher kann sich dort einbringen, das Ergebnis wird zur Finissage ausgestell­t.

Geöffnet: Mo.-mi. 12-17 Uhr und nach Absprache. www.haeselburg.org

 ?? ULRIKE KERN ?? Kuratorin Claudia Tittel aus der Häselburg und der Künstler Volker Regel in der neuen Ausstellun­g „Keep playing it“.
ULRIKE KERN Kuratorin Claudia Tittel aus der Häselburg und der Künstler Volker Regel in der neuen Ausstellun­g „Keep playing it“.

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