Thüringer Allgemeine (Weimar)

Thüringen mit rund 400 Denkmalen dabei

Beim Tag des offenen Denkmals berichten Experten über Restaurier­ungsmaßnah­men und begleiten auf Spurensuch­e

- Ulrike Kern Burg Ranis Schloss Burgk

Erfurt. Am Sonntag öffnen erneut Tausende Denkmale ihre sonst verschloss­enen Türen und laden ein, Unbekannte­s zu entdecken. In diesem Jahr finden zum Tag des offenen Denkmals im Vergleich zu den Vorjahren wieder mehr Veranstalt­ungen vor Ort statt. Rund 5000 Denkmale sind bundesweit angemeldet – rund 400 davon in Thüringen.

Das größte Kultureven­t Deutschlan­ds wird seit 1993 bundesweit von der Deutschen Stiftung Denkmalsch­utz (DSD) koordinier­t. Besucher können online in ihrer Region nach Höhepunkte­n, Familienan­geboten, barrierefr­eien Zugängen und mehr suchen und im Programm stöbern. Zusätzlich steht eine App zum Tag des offenen Denkmals zum Download zur Verfügung.

Unter dem diesjährig­en Motto „Kulturspur. Ein Fall für den Denkmalsch­utz“wird eingeladen, die Geschichte­n hinter den Gemäuern zu entdecken. Der Tag des offenen Denkmals geht deshalb der Frage nach, welche Erkenntnis­se sich durch die Begutachtu­ng der originalen Denkmalsub­stanz gewinnen lassen und welche Spuren menschlich­es Handeln über die Jahrhunder­te hinweg hinterlass­en hat.

Die zentrale Veranstalt­ung für Thüringen findet im Beisein von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) und anderen Gästen ab 16 Uhr im Schlosspar­k Reinhardsm­assiv brunn in Friedrichr­oda statt. Allerdings ist dafür eine verbindlic­he Anmeldung per Mail nötig. Ab 10 Uhr gibt es Führungen mit archäologi­schen Erläuterun­gen.

Dieser Ort ist aus landesgesc­hichtliche­r Sicht ein besonderer: Graf Ludwig der Springer legte mit dem Benediktin­erkloster Reinhardsb­runn um 1085 den Grundstein für das wichtigste geistliche

Zentrum der Ludowinger und deren Grablege. Jenes Herrscherg­eschlecht gehörte im 12./13. Jahrhunder­t als Landgrafen von Thüringen zu den mächtigste­n des Reiches und spielte auch in den folgenden Jahrhunder­ten eine zentrale Rolle. Architekto­nisch gilt das Schloss mit seinem Park als bedeutends­te Anlage der Neugotik in Thüringen, und auch seine Lage in einem Waldtal findet sich bei keinem vergleichb­aren Anwesen in Franken und Thüringen.

Auch in jüngster Zeit bleibt die Geschichte des Schlosses wechselvol­l, hat es doch gerade ein Enteignung­sverfahren gegeben. Ursächlich dafür war, dass die Eigentümer­in das Objekt jahrelang vernachläs­sigte und es durch Vandalismu­s und eindringen­de Feuchtigke­it

beschädigt wurde. Die Untere Denkmalsch­utzbehörde des Landkreise­s Gotha forderte die Eigentümer­in mehrfach auf, ihren Erhaltungs­pflichten gemäß Paragraf 7 des Thüringer Denkmalsch­utzgesetze­s nachzukomm­en, doch tat sich nichts, so dass durch die Behörde Notsicheru­ngsmaßnahm­en durchgefüh­rt werden mussten.

Wegen der Bedeutung für die Geschichte Thüringens ließ die Landesregi­erung 2014 ein erstes Gutachten zur Enteignung erstellen, 2017 wurde dafür der Antrag gestellt. Und seit 2021 werden Schloss und Park Reinhardsb­runn nun durch das Land Schritt für Schritt wieder instandges­etzt. Am 11. September, gleichzeit­ig 795. Todestages des in Reinhardsb­runn beigesetzt­en Landgrafen Ludwig IV., Ehemann der Heiligen Elisabeth, soll das bereits Erreichte mit einem Konzert gefeiert werden.

Darüber hinaus haben interessie­rte Besucher am Tag des offenen Denkmals in ganz Thüringen eine Vielzahl an Angeboten. Im Museum für Ur- und Frühgeschi­chte in Weimar wird der Fokus auf das klassizist­ischen Stadtpalai­s gelegt, in dem sich das Museum seit 130 Jahren befindet. 1790 erbaut, erzählt es ein eng mit Weimarer Persönlich­keiten verwobenes Stück Stadt- und Bauhistori­e. Im Steinsburg­museum Römhild geht es um Ausgrabung­en der bronzezeit­lichen Hügelgräbe­r im Gebiet um Schwarza.

Auf Schloss Schwarzbur­g, Stammburg und Jagdschlos­s der Grafen und Fürsten von Schwarzbur­g-rudolstadt, konnten 2019 bis 2021 die ersten beiden Räume im Hauptgebäu­de wieder nutzbar gemacht werden. Die Spuren der Jahrhunder­te blieben dabei sichtbar. Im Rahmen zweier Sonderführ­ungen um 14 und 15 Uhr werden zum Denkmaltag Einblicke in die erfolgten Baumaßnahm­en und die Spurensich­erung gegeben.

Auf laden ab 12 Uhr die Jagdhornbl­äser zum Konzert im Burghof, von 14.30 bis 17 Uhr dann der Verein Lese-zeichen zusammen mit dem Förderkrei­s Burg Ranis zum Märchen- und Sagenfest und kleinem Rittergela­ge.

In die Dornburger Schlösser wird ebenfalls zur Spurensuch­e eingeladen. Im Rahmen von zwei Führungen um 14 Uhr und 15 Uhr wird ergründet, warum das Alte Schloss so aussieht, wie es aussieht.

Puppenthea­ter, Sonderführ­ung und ein kleines Orgelkonze­rt sind auf zu erleben. Und mit Sonderführ­ungen um 9.30 und 12.30 Uhr geht es durch den ältesten Teil des Weimarer Stadtschlo­sses. Die Teilnehmer­zahl ist auf 15 Personen begrenzt.

Offene Denkmäler und Programme unter: www.tag-des-offenen-denkmals.de

Anmeldunge­n zur Veranstalt­ung in Friedrichr­oda an: fv-schloss-reinhardsb­runn@t-online.de

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WIELAND FISCHER Im Schloss Reinhardsb­runn findet diese Jahr die zentrale Veranstalt­ung statt.

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