Pfeifkonzert nach Nichtangriffspakt: Ddr-fußballer gewinnen Bronze
Jena. Das Bild hat er sich vergrößern lassen, es hängt im Traditionszimmer im Keller seines Hauses in Jena. Das Foto zeigt den jungen Konrad Weise und und den späteren Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld. Weil das Foto der Fußballer aus Ost und West vor 50 Jahren groß in der Bildzeitung erschien, schlug es einige Wellen. „Wir hatten 3:2 gewonnen. Das war schon mal gut“, sagt Weise. „Und als ich der Sportführung darlegte, ein Spieler der unterlegenen Mannschaft hat mir gratuliert, das sei doch üblich, da war die Sache glücklicherweise vom Tisch.“
Schon vor dem legendären 1:0 im Hamburg bei der Fußball-wm 1974 hatte es ein deutsch-deutsches Fußballduell gegeben, in der Zwischenrunde des olympischen Fußballturniers 1972. Mit 3:2 gewann die vom Geraer Georg Buschner trainierte Ddr-auswahl gegen die Olympiamannschaft des Gastgebers. Eberhard Vogel schoss in der 82. Minute das Siegtor und die DDR qualifizierte sich hinter Ungarn als Zweiter für das Spiel um Platz drei gegen die Sowjetunion. Oleg Blochin (10.) und Murtas Churzilawa (30.) hatten die Sbornaja mit 2:0 in Front gebracht, doch Hans-jürgen Kreische (33.) und Vogel (78.) glichen mit ihren Toren aus. Und dann?
„Und dann passierte es einfach so. Es hatte keine Absprache gegeben, keine Weisung von der Trainerbank“,
erinnerte sich der damals 21jährige Weise an den Nichtangriffspakt mit den sowjetischen Fußballern. „Auf einmal wurde nur noch hintenrum gespielt, der Ball in den eigenen Reihen gehalten, kein Zug nach vorn. Null Risiko. Und die Zuschauer pfiffen und buhten.“
Das damalige Reglement sah vor: Steht es unentschieden, gibt es zweimal Platz drei. Ein Elfmeterschießen war nicht vorgesehen. „Also brachten wir das Spiel über die Zeit, der Medaillengewinn war uns wichtig, es hing ja doch einiges dran.“Als bei der Siegerehrung Polen und Ungarn geehrt wurden, gab es Applaus. Als die beiden Bronze-teams aufgerufen wurden, setzte es wieder ein gellendes Pfeifkonzert. „Wir haben uns dann schnell verdrückt, die Bronzemedaille im Gepäck.“
Später ging es in eine Gaststätte, wie vorgeschrieben in der Olympiafreizeitkleidung. „Wir sahen ja auch schick aus. Ich bin zwei, drei Mal nach Leipzig zum Schneider gefahren, die Anzüge waren maßgeschneidert, saßen perfekt.“Am Abend, erzählt Konrad Weise, „da wurde kurz hinter der Theke getuschelt und wir bekamen als Bronzemedaillengewinner einen ausgegeben, die Pfiffe im Stadion waren für den Augenblick vergessen.“
In unserer Serie erinnern wir an Thüringer Medaillengewinner sowie besondere Sportler und Ereignisse bei den Olympischen Spielen 1972 in München