Politik- Gipfel bei FUNKE
Die Zentralredaktion hat Entscheider aus Politik und Wirtschaft eingeladen. Vor allem über zwei Themen wurde geredet
Berlin. Zwei Themen bestimmten am Donnerstagabend die Gespräche in Clärchens Ballhaus: der Krieg in der Ukraine, die Folgen auch hierzulande – und der Tod der Queen. Auf Einladung der FUNKE Zentralredaktion waren rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Diplomatie und gesellschaftlichem Leben in das traditionsreiche Tanzlokal im Herzen von Berlin gekommen.
„Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass wir unseren Leserinnen und Lesern im Jahr 2022 erklären müssen, wie sie vielleicht ohne Heizung durch den Winter kommen“, sagte Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion, in seiner Begrüßung. „Oder dass ein Raketenkrieg mit Russland nur ein paar Hundert Kilometer von uns entfernt ist.“
Mehrere Gäste gehörten zu der Runde, die gerade das dritte Entlastungspaket verhandelt hatte, mit dem die Regierung den Bürgerinnen und Bürgern angesichts der gestiegenen Energiekosten helfen will: Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) war ebenso anwesend wie Fdp-fraktionschef Christian Dürr, der Spd-vorsitzende Lars Klingbeil, Spd-fraktionschef Rolf Mützenich oder Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt, der als rechte Hand von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gilt.
Eine weitere Perspektive auf den Krieg in der Ukraine brachte der scheidende ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, in die Gespräche des Abends ein. „Der Überfall Russlands auf die Ukraine war für uns alle ein brachialer Einschnitt“, sagte Quoos. Während der Rede eilte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nach vorn und zeigte dem Chefredakteur sein Handy. Darauf zu lesen: die Nachricht vom Tod der Queen. Ein Raunen der Bestürzung und Anteilnahme ging durch die Menge.
Journalismus: „Lebensmittel der Demokratie“
Sorge um den unabhängigen Journalismus als „Lebensmittel der Demokratie“äußerte an diesem Abend Julia Becker, FUNKE Verlegerin und Aufsichtsratsvorsitzende. „Unerträglich ist es, dass die Zahl der tätlichen Attacken auf Journalistinnen und Journalisten in alarmierender Weise steigt“, sagte Julia Becker. „Der Angriff des Bad Lobensteiner Bürgermeisters auf einen Reporter unserer Ostthüringer Zeitung vor wenigen Wochen war ein trauriger Höhepunkt der Eskalation.“Dass kurz nach diesem Vorfall die Radmuttern am Auto eines Reporters der Ostthüringer Zeitung von einem Unbekannten entfernt beziehungsweise gelockert wurden, zeige „in furchtbarer Weise, dass wir als Verlage, aber auch die Politik alles dafür tun müssen, dass Vertreterinnen und Vertreter der freien Presse auch wirklich frei – und das heißt ohne Bedrohungen – ihrer Arbeit nachgehen können“, sagte die FUNKE Verlegerin. „Leider ist genau das nicht mehr selbstverständlich in unserem Land.“
Hochkarätige Gäste aus Regierung und Opposition
Es war das fünfte Mal, dass die FUNKE Zentralredaktion zahlreiche hochkarätige Gäste zum „Medien-q“eingeladen hatte. Aus dem Bundeskabinett folgten auch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Bundesfamilienministerin
Lisa Paus (Grüne) der Einladung. Die Opposition war etwa durch Csu-landesgruppenchef Alexander Dobrindt und die Vorsitzende der Partei Die Linke, Janine Wissler, vertreten. Die beiden Bundestagsvizepräsidenten Katrin Göring-eckardt (Grüne) und Wolfgang Kubicki (FDP) waren ebenfalls anwesend. Die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD), fehlte ebenso wenig in der Runde wie Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, und der Musikproduzent Leslie Mandoki.
Julia Becker richtete sich auch mit Kritik an die anwesende Politprominenz.
Zum Stand der Diskussion über die für Verlage wichtige Förderung der Zeitungszustellung sagte sie: „Ich sehe sehr wenige konkrete Anzeichen dafür, dass die Regierung sich für eine wirkungsvolle und ausreichende finanzielle Unterstützung der frühmorgendlichen Zeitungszustellung einsetzt.“Ihr
Appell an die anwesenden Politikerinnen und Politiker: „Sorgen Sie dafür, dass dieses einmalige Versorgungsnetz erhalten bleibt und auch künftig gewährleistet ist, dass täglich Millionen Haushalte aktuelle überregionale und lokale Informationen ins Haus geliefert bekommen.“(fmg)