Die bunten Türen von Funchal
Die Kunstinitiative Projecto Arte De Portas Abertas bringt seit Jahren Farbe in die Altstadt von Madeiras Kapitale
Karsten-thilo Raab
Funchal. Seit dem Jahre 2010 treibt es Funchal, Insel-hauptstadt von Madeira im wahrsten Sinne des Wortes bunt. Insbesondere entlang der Rua Santa Maria gibt es kaum eine Tür, kaum ein Tor, an der im Rahmen der Kunstinitiative Projecto Arte De Portas Abertas, was auf Deutsch in etwa so viel bedeutet wie „Kunst der offenen Türen“, nicht ein außergewöhnlicher Hingucker entstanden ist.
Dabei entstehen Blickfänge, die gleichzeitig von den bröckelnden Fassaden in Funchals historischer Altstadt ablenken und beinahe unweigerlich auch Passanten zu einer ganz individuellen Fotosafari auf der Jagd nach den schönsten Motiven einladen.
Malerei und Graffiti, Musik, Fotografie und Skulpturen
Mal schaukelt eine überdimensionale Meerjungfrau vor der Haustür und wird dabei von einem Delfin beobachtet, mal stolziert ein Madeirer Pärchen in traditioneller Tracht über den steinigen Strand, dann wiederum liegt sich ein Paar leidenschaftlich in den Armen.
An anderen Türen fliegt Amor mit seinem Pfeil auf der Suche nach Liebenden durch die Luft, spielt ein
Musiker im Frack auf dem Cello und eine splitterfasernackte Frau bedeckt einen Hauseingang. Keine Frage, die von mittlerweile mehr als 100 Künstlern gestalteten Motive bestechen durch Vielfältigkeit und Kreativität und sorgen gleichzeitig für Kunstgenuss im Vorbeigehen.
Angefangen hatte alles mit der Tür der Hausnummer 207 in der
Rua da Carreira, die 2010 von Martinho Mendes umgestaltet wurde. Danach wurde die Kunstinitiative vor mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt offiziell für die Rua Santa Maria ins Leben gerufen. Dort durfte sich der Künstler Mark Milewski dann im Jahr 2011 als Erster am Eingang des Hauses mit der Nummer 77 verewigen.
Die einstmals verlassene und heruntergekommene Gegend wurde in der Folge nach und nach mit neuem Leben gefüllt und mit kulturellen und künstlerischen Aktivitäten belebt.
Seither wächst die Zahl der künstlerisch gestalteten Hauseingänge kontinuierlich. Auch weil hier absolute künstlerische Freiheit herrscht. Von Malerei über Graffiti, Musik und Fotografie bis hin zu Skulpturen ist alles erlaubt, was das Straßenbild verschönert. Und so ist das Projekt in der Altstadt von Funchal zu einem Selbstläufer geworden, das Künstler aus aller Welt anlockt und sich längst auch auf weitere Straßen im historischen Zentrum ausgeweitet hat.
Es dauerte, bis die ersten Hausbesitzer überzeugt waren Von der heutigen Dynamik war in den Anfangsjahren des Kunstprojekts zunächst einmal wenig zu spüren. Dies lag insbesondere daran, dass es alles andere als einfach war, die jeweiligen Hausbesitzer mit ins Boot zu nehmen und schließolich deren Erlaubnis für die Umgestaltung ihres Eigentums zu erhalten. Zudem gab es bei vielen Vorbehalte, gerade gegenüber weniger bekannten Künstlern, da sich die Qualität ihrer Arbeiten nur schwer einschätzen ließ.
Doch das ist mittlerweile Schnee von gestern. Nicht von ungefähr wird daher in Funchal mit Blick auf die mehr als 100 gestalteten Türen und Tore von einer „Fiesta des Lichts und der Farbe“gesprochen. Ein Fest für die Augen, das tagtäglich beim Gang durch Funchal genossen werden kann.