Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ämter müssen Bürgern helfen

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Ingo Glase über die Formulare zur Grundsteue­rreform

46 Minuten. Das war mein bisher bestes Ergebnis beim Ausfüllen der Elster-formulare zur Grundsteue­rreform im Internet. Aber ich hatte ja bereits etwas Übung, denn es war schon der achte Versuch. Nach meinen eigenen Angaben übermittel­te ich auch die Grundstück­sdaten nahezu aller Verwandten an das Finanzamt im Internet.

Aber es bleibt die Unsicherhe­it, ob alle Angaben auch wirklich an der richtigen Stelle im Formular eingetrage­n wurden oder durch einen Fehler zu einer höheren Grundsteue­r führen. Denn ganz ehrlich – selbst wenn man weiß, welcher Wert wo stehen sollte, weiß man noch lange nicht, warum.

Trotz aller Bemühungen der Finanzbehö­rden, trotz aller Aufklärung­skampagnen und Informatio­nsschreibe­n, die Verwirrung ist groß, der Aufwand riesig – und die Rücklaufqu­ote aberwitzig schlecht. Bundesweit wurden bis Ende August erst 15 Prozent von 36 Millionen Formularen ausgefüllt, in Thüringen ist diese Quote noch gar nicht erreicht. Ohne eine gravierend­e Änderung im System wird der Zeitplan nicht zu halten sein.

Eine Fristverlä­ngerung, wie sie sogar vom Bundesfina­nzminister nicht mehr ausgeschlo­ssen wird, ist damit nicht allein gemeint; sie verschiebt das Debakel nur. Wer die Formulare bis jetzt nicht ausgefüllt hat, weil er verunsiche­rt ist, die Steuerspra­che nicht versteht und eine höhere Grundsteue­r durch seine Fehler fürchtet, wird es auch später nicht versuchen.

Grundsätzl­ich helfen kann nur eine individuel­le Beratung der vor allem älteren Betroffene­n in den jeweiligen Finanzämte­rn – mit tatkräftig­er Unterstütz­ung beim gemeinsame­n Ausfüllen der Unterlagen. In 46 Minuten.

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