„Würde auch gern mal gewinnen“
„Lottofee“Franziska Reichenbacher über Spielsucht und den Traum vom Millionenglück
Suhl/weimar. Franziska Reichenbacher ist das Gesicht der samstäglichen Lotto-ziehung. Am Samstag war sie in Weimar und feierte mit der Staatslotterie das 30-jährige Bestehen von Lotto Thüringen.
Was macht aus Ihrer Sicht den Reiz beim Lottospielen aus?
Der Reiz besteht darin, mit einem vergleichsweise geringen Einsatz von 1,20 Euro pro Kästchen – die Bearbeitungsgebühr kommt noch dazu – einen Fuß in der Tür zum Schicksal des Millionenglücks zu haben. Auch wenn diese Tür nur einen kleinen Spalt offen ist.
Denn die Zahl der Kästchen ist nach oben offen – und damit auch die Schwelle zur Gefährlichkeit nicht weit entfernt.
Viele Studien haben das Thema Spielsucht analysiert. Lotto gehört nicht zu den Spielen, die eine Sucht fördern, weil der Zeitraum zwischen Spieleinsatz und Gewinn dafür eher zu lang ist. Bei Spielautomaten oder in Casinos stellt sich das anders dar, da ist der Intervall kürzer,
Franziska Reichenbacher war zu Besuch in Thüringen. weil auf den Einsatz sofort ein Ergebnis folgt, was den süchtig machenden ‚Kick‘ bringt. Deshalb gibt es da eine viel höhere Gefahr für Spielsucht.
2013 wurde das Ziehungsgerät abgeschafft, da war der Reiz plötzlich weg. Als Nächstes steht dann vielleicht kein Mensch mehr da und präsentiert die Zahlen. Sehen Sie die Gefahr? Veränderungsprozesse laufen nicht zwangsläufig in die Richtung von ‚immer weniger‘. Die Sendung wurde damals in eine kompakte Form gebracht, mit dem klaren Bekenntnis, dass die Zahlen weiter von einem Menschen präsentiert werden. Es ist natürlich ein Unterschied, ob nur Zahlen über einen Bildschirm flimmern oder sie von einer Person mit einer aktuellen Moderation vorgestellt werden. Letztlich hat der Hessische Rundfunk mit allen Entscheidungen, die damals getroffen wurden, absolut richtig gelegen.
Wie bereitet man sich eigentlich auf so eine kurze Sendung vor?
Kurze Sendungen sind natürlich anders als lange, aber dennoch braucht man eine perfekte Vorbereitung. Gerade bei einer kurzen Sendung müssen sie total fokussiert und auf dem Punkt sein. Bei einer kurzen Sendung gibt es keine Fehlertoleranz. Ein Fehler, ein Versprecher, eine technische Panne – da kann man fast nichts mehr retten. Donnerstag oder Freitag stelle ich meinen Text fertig. Montag oder Dienstag überlege ich dann schon, welches Thema am Samstag in der nächsten Sendung eine Rolle spielen könnte. Und beobachte natürlich, was der Jackpot macht.
Kennen Sie eigentlich den höchsten Lotto-gewinn, den je ein Thüringer erzielt hat?
Na klar: 32,5 Millionen Euro.
Gut vorbereitet. Das war im Juni 2020. Was würden Sie mit so viel Geld machen?
Das ist eine Größenordnung, die ich mir gar nicht richtig vorstellen kann. Erst einmal würde ich eine Stiftung gründen und demokratiefördernde Projekte und Initiativen gegen Rechtsextremismus unterstützen und auch Initiativen für Umwelt und Nachhaltigkeit fördern. Und nachdem ich dann noch 35 Jahre weiter die Lottosendung moderiert habe (lacht), würde ich wahrscheinlich ganz viel reisen.
Jetzt haben Sie also endlich gesagt, wie lange Sie weitermachen wollen. Spielen Sie selbst Lotto?
Ja. Aus zwei Gründen: Zum einen würde ich einfach auch gerne mal gewinnen. Und zum anderen mache das aber auch deshalb gerne, weil ich dann die Haltung meiner Zuschauer und ihre Emotionalität beim Schauen der Sendung besser nachvollziehen kann.