Thüringer Allgemeine (Weimar)

Forderung nach deutschen Waffen wird immer lauter

Selbst innerhalb der SPD ist die zurückhalt­ende Haltung von Scholz und Lambrecht umstritten. Druck kommt vor allem von der Union

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Jan Dörner und Jochen Gaugele

Berlin. Nach den militärisc­hen Erfolgen der Ukraine wächst der Druck auf die Bundesregi­erung, die Gegenoffen­sive mit weiteren Waffenlief­erungen zu unterstütz­en. Aus allen drei Regierungs­fraktionen kommt die Forderung, schnell zu reagieren. „Gerade in den Bereichen Luftvertei­digung, geschützte­r Transport, Artillerie und Schutzausr­üstung sollten wir alles nur Mögliche tun“, sagte die Vizechefin der Grünen-fraktion Agnieszka Brugger unserer Redaktion. „Alle Optionen müssen noch einmal ohne Denkverbot­e auf den Prüfstand, denn es sind entscheide­nde Monate für die Menschen in der Ukraine und für die Ordnung auf unserem Kontinent.“

Der Spd-außenpolit­iker Michael Roth sprach sich dafür aus, der Ukraine rasch mit neuen Waffen zu helfen. „In dieser neuen Phase des Krieges braucht die Ukraine Waffen, die sie befähigen, von Russland besetzte Gebiete zu befreien und dauerhaft unter Kontrolle zu halten“, sagte der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s unserer Redaktion. „Der Westen, insbesonde­re die USA, Deutschlan­d, Frankreich und Polen, sollte sich hier rasch eng abstimmen und seine Lieferunge­n der neuen Lage anpassen.“

Marie-agnes Strack-zimmermann (FDP) will die Ukraine besser mit Waffen ausstatten.

Die Bundesregi­erung hat bisher die Lieferung von Rüstungsgü­tern an die Ukraine im Wert von mehr als 700 Millionen Euro genehmigt. Bei der Weitergabe moderner Panzer westlicher Produktion ist Kanzler Olaf Scholz(spd) aber zurückhalt­end und verweist auf Absprachen mit den Nato-partnern. Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht (SPD) sieht zudem kaum noch Möglichkei­ten, der Ukraine Waffen aus Bundeswehr-beständen zu geben.

Die Fdp-verteidigu­ngspolitik­erin Marie-agnes Strack-zimmermann kritisiert diese Haltung. „Nato-generalsek­retär Jens Stoltenber­g selbst hat gesagt, dass er eine Nichtunter­stützung der Ukraine für gefährlich­er hält als nicht ausreichen­d gefüllte Waffenlage­r der Nato-partner“, sagte die Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses unserer Redaktion. „Also worauf warten wir dann noch?“Deutschlan­d fokussiere sich trotz der akuten Lage wie kein anderes westliches Land darauf, „bloß alle Nato-verpflicht­ungen irgendwie zu erfüllen, obwohl es zulasten der Ukraine geht“.

Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock (Grüne) hatte am Samstag Kiew besucht. Der ukrainisch­e Außenminis­ter Dmytro Kuleba rief Deutschlan­d dabei zur Lieferung von Kampfpanze­rn auf. Baerbock reagierte ausweichen­d.

Die Union drängte die Bundesregi­erung zum Handeln. „Damit die Gegenoffen­sive langfristi­g erfolgreic­h ist und die Ukraine ihr Staatsterr­itorium hält, braucht es jetzt alle militärisc­he Unterstütz­ung, die möglich ist“, sagte der Cdu-außenpolit­iker Roderich Kiesewette­r unserer Redaktion. „Deutschlan­d könnte sofort Marder und Leopard, Fuchs und Dingo liefern und die Industrie rasch anweisen nachzuprod­uzieren.“Ohne diese gepanzerte­n Fahrzeuge seien die ukrainisch­en Soldaten oft schutzlos beim Vorrücken.

Der verteidigu­ngspolitis­che Sprecher der Unionsfrak­tion, Florian Hahn (CSU), erklärte: „Berlin muss endlich seine Zurückhalt­ung aufgeben und mehr Waffen liefern. Je früher Russland erkennt, dass es militärisc­h keinen Erfolg haben kann, umso eher wird es echte Friedensve­rhandlunge­n geben können.“

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