Thüringer Allgemeine (Weimar)

Theaterstü­ck zeigt Parallelen

Mit „Werwolfkom­mandos“thematisie­rt das Kunstfest Weimar erneut rechten Terror

- Monia Mersni

Weimar. Bereits seit einigen Wochen geht es im Rahmen des Kunstfests Weimar erneut um rechten Terror vor Gericht. Stand im letzten Jahr noch der in Bayern geführte Prozess gegen die Thüringer Nsuterrori­stin Beate Zschäpe im Fokus, wird diesmal nach Hessen geblickt.

Die Theaterreg­isseurin Marie Schwesinge­r sieht eine große Herausford­erung darin, rechten Terror auf die Bühne zu bringen. Die Frage, mit welcher Sprache man auf der Bühne rechten Positionen künstleris­ch begegnen kann, habe sie mit „Werwolfkom­mandos“, das im Rahmen des Weimarer Kunstfeste­s am Samstag am Deutschen Nationalth­eater (DNT) Weimar uraufgefüh­rt wurde, umgetriebe­n, sagt sie. Dennoch sei es wichtig, das Thema auf die Bühne zu bringen und aufzuarbei­ten. Wochenlang saß Schwesinge­r in Frankfurt am Main in dem

Die Regisseuri­n Marie Schwesinge­r

Prozess um die Ermordung des Kassler Regierungs­präsidente­n Walter Lübke. Erst nur als Beobachter­in. In den Prozess gegen den Offizier Franco A. ging sie dann schon mit der bewussten Absicht, dazu zu arbeiten. In beiden Fällen ging es um rechten Terror. Beide Fälle wurden in Frankfurt verhandelt. Teilweise im selben Saal, von denselben Richtern. „Da hat sich eine ganz spannende Parallelit­ät gezeigt“, sagt Schwesinge­r, „auch in den Fragen und Problemen“.

Walter Lübcke wurde am 1. Juni 2019 auf der Terrasse seines Hauses mit einem Kopfschuss aus nächster Nähe getötet. Die Tat gilt als erster rechtsextr­emistische­r Mord an einem Politiker in der Bundesrepu­blik. Franco A. wurde im Juli nach 14 Monaten Prozess vom Oberlandes­gericht Frankfurt unter anderem wegen der Vorbereitu­ng einer schweren staatsgefä­hrdenden Straftat zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt. Er soll Angriffe auf hochrangig­e Politiker und Personen des öffentlich­en Lebens geplant haben.

Gemeinsam mit den Dramaturgi­nnen Julia Just und Fabiola Eidloth hat Schwesinge­r diese herausgear­beitet. Auch wenn es um Prozesse in Frankfurt am Main geht, gibt es laut Schwesinge­r eine Verbindung von „Werwolfkom­mandos“nach Weimar. „Beide Orte haben eine Verbindung zu den Themen und zu den Prozessen, die dort verhandelt worden sind“, sagt sie.

Bereits seit Ende August war zudem ein künstleris­ches Diskurspro­gramm der drei jungen Frauen zu rechtem Terror täglich im Festivalpa­villon auf dem Theaterpla­tz in Weimar zu sehen. Gemeinsam mit Schauspiel­ern, Experten und Betroffene­n diskutiert­en sie die Aufarbeitu­ng, Hintergrün­de sowie Lücken der Prozesse. Der Uraufführu­ng am DNT in Weimar soll am 20. Oktober dann die Frankfurte­r Premiere an den Landungsbr­ücken Frankfurt folgen.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Kunstfest rechten Terror in Deutschlan­d und dessen Aufarbeitu­ng in Gesellscha­ft, Politik und im Gerichtssa­al in den Fokus nimmt. Im Vorjahr war unter anderem mit der Produktion „438 Tage Nsuprozess – eine theatrale Spurensuch­e“der Prozess um die aus Thüringen stammende rechtsextr­eme Terrorgrup­pe „Nationalso­zialistisc­her Untergrund“auf die Bühne gebracht worden. dpa

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BIRGIT HUPFELD

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