Kinderlähmung breitet sich weltweit aus
Hoch ansteckende Infektionskrankheit galt als ausgerottet, doch auf drei Kontinenten häufen sich Fälle. Bundesstaat New York ruft Katastrophenfall aus
Erst traf es Afrika, dann Europa – und nun die USA. Obwohl Kinderlähmung in den meisten Teilen der Welt eigentlich als ausgerottet gilt, breitet sich die Infektionskrankheit seit Monaten aus – ausgerechnet in zwei der größten Ballungsräume der Erde.
Zuletzt hat der Us-bundesstaat New York den Katastrophenfall ausgerufen. Der Grund sind weitere Virennachweise – nach den Countys Rockland, Orange und Sullivan sowie New York City wurden jüngst auch in Nassau County Polioviren im Abwasser gefunden. Mit dem Katastrophenfall wurde als Sofortmaßnahme zum Beispiel das Netzwerk der Anbieter ausgeweitet, die eine Polio-impfung verabreichen dürfen – auf Noteinsatzkräfte, Hebammen und Pharmazeuten. Die Gesundheitsbehörde rief alle unzureichend oder gar nicht geimpften Einwohner dringend auf, sich immunisieren zu lassen. New Yorks Gesundheitsbeauftragte Mary Bassett appellierte in einer Mitteilung an Eltern, vor allem die Kinder schnell zu impfen: „Wenn Ihr Kind nicht geimpft ist oder der Impfstatus nicht auf Stand ist, dann ist das Risiko einer lähmenden Erkrankung real.“
Die hoch ansteckende Krankheit galt auch in den USA lange als ausgerottet. Das Bekanntwerden einzelner Fälle ließ im Sommer die Sorge vor einer Ausbreitung in der Millionenmetropole
New York aufkommen. Die Erkrankung kann Lähmungen auslösen und zum Tod führen, vor allem Kleinkinder können dauerhafte Lähmungen davontragen. Verbreitet wird das Virus oft über verunreinigtes Wasser.
Polio-erreger im Abwasser:
Auch London schlägt Alarm
Erst im Juni hatte das Londoner Gesundheitssystem nach dem Fund von Polio-viren im Abwasser Alarm geschlagen. Laut der UK Health Security Agency (UKHSA) wurde das Virus offenbar von jemandem nach London importiert, der kürzlich im Ausland mit einer lebenden Form des Virus geimpft wurde. Wie die
Erreger ins Abwasser gelangen, erklären Experte so: Eine Person, die im Ausland mit einem Lebendimpfstoff versorgt wurde, habe das Virus ausgeschieden. In seltenen Fällen kann diese Form des Virus dann auf andere übertragen werden.
Experten zufolge besteht das Risiko einer neuen Ausbreitung in zurzeit poliofreien Ländern. Bis vor Kurzem zirkulierte das Virus praktisch nur noch in Pakistan und Afghanistan – mit je einer Handvoll Fällen. Aber in diesem Jahr wurden erstmals seit 2016 wieder Fälle im afrikanischen Malawi gemeldet. Auch in Mosambik wurde das Virus nachgewiesen, eingeschleppt vermutlich aus Pakistan. zrb