Reif fürs Derby
Nach dem Jenaer Heimerfolg gegen Halberstadt stimmen die Fans die Zeiss-kicker aufs Duell gegen Erfurt ein
Holger Zaumsegel
Jena. „Gänsehaut“war wohl das Wort, das die Spieler des FC Carl Zeiss Jena am Freitagabend im Ernst-abbe-sportfeld am häufigsten bemühten. Nach dem 2:0 gegen Halberstadt schwappte ihnen die ganze Sympathie des eigenen Anhangs entgegen. „Spitzenreiter, Spitzenreiter“, tönte es durchs Stadion, ehe sich die Zeiss-kicker zum Jubeln geschlossen vor dem Fanblock versammelten.
Dass bei der Auswahl des kollektiven Fcc-fan-repertoires vornehmlich die Zeilen gesungen wurden, die einen Bezug zum Thüringenderby gegen den FC Rot-weiß
Erfurt am kommenden Sonntag haben, war ja klar. „Wenn man das so sieht, bekommt man einen Vorgeschmack darauf, was uns erwartet“, sagte Keeper Kevin Kunz, der sich im Spiel gegen die noch sieglose Germania mehrfach auszeichnen konnte. „Die Fans wollten uns einfach nur heiß machen“, meinte Jonathan Muiomo, der zum ersten Mal so ein großes Derby erleben wird und gegen Halberstadt mit dem 2:0 in der 39. Minute frühzeitig die Weichen auf Sieg stellte.
In der ersten Halbzeit, in der Justin Petermann seine Farben per Kopf in Front brachte (11.), galt noch die volle Konzentration der Germania. In der aus Fcc-sicht dennoch souveränen zweiten Hälfte konnte man aber den Eindruck gewinnen, dass das Derby beim einen oder anderen schon im Hinterkopf steckt. Das galt auch für die Fans, die bereits Schmähgesänge in Richtung der Landeshauptstädter zum Besten gaben. Kurioserweise stimmte dabei sogar der Germaniaanhang trotz seines Ex-erfurter Trainers Manuel Rost mit ein.
Die vierjährige Abstinenz vom Traditionsduell gegen die Rot-weißen hat bei den Jenaern augenscheinlich große Derby-sehnsucht hinterlassen. Kevin Kunz erklärte gerne warum: „Solche Revier-derbys sind für den Fußballer das Geilste, was es gibt. Da ist die Hütte voll.“
Die Favoritenfrage im Spiel um den inoffiziellen Titel als Thüringens Nummer, den der FCC seit mehreren Jahren innehat, ist laut Jenas Maurice Hehne aber nicht ganz so klar, wie es die Tabelle glauben macht. In der rutschten die Saalestädter am Sonntag durch das 2:1 des Berliner AK gegen Cottbus zwar wieder auf Rang zwei, nachdem sie am Freitag kurz Erster waren. Liegen mit 13 Punkten aber dennoch weiter vor dem Aufsteiger aus Erfurt als Fünfter (10). Trotz dieser Ausgangslage habe der FC Carl Zeiss keinen Druck, meint Hehne. „Wir können frei aufspielen. Der Druck liegt eher bei Erfurt. Die spielen zu Hause, die müssen gewinnen.“