Thüringer Allgemeine (Weimar)

Herz, Tücken und paar Teufelsker­le

Wie Eisenachs Handballer Nachteile in Vorteile wandeln, beeindruck­en und ersten Sieg landen

- Steffen Eß

Eisenach. Der siebte Versuch scheiterte. Sechs Mal hatte Fynn Hangstein sicher von der Strafwurfl­inie vollendet. Sekunden vor Schluss jedoch war der Fuß von Ludwigshaf­ens Keeper Žiga Urbič dazwischen. Kein Beinbruch. Weder für den Eisenacher Topwerfer noch für seine Thsv-männer. Der erste Saisonsieg war mit Hangsteins 28:23 (16:15) kurz zuvor in der Tasche. Einer der Garanten dafür war er mit elf Toren. Wie des Öfteren. Und ein weiterer stand im Eisenacher Kasten.

„Teufelsker­l Töpfer“, das hätte für ihn unangenehm geklungen. „Teufelsman­nschaft, das klingt viel besser“, meinte Keeper Erik Töpfer mit heiserer Stimme. Mit enormem Zusammenha­lt, unglaublic­h viel Herz gegen zig Tücken hätte sich alle gemeinsam den Ausdruck verdient gehabt. „Jeder hat seinen Job gemacht, einfach alles gegeben“, fügte der 25jährige Torwart am Samstagabe­nd nach dem schwer erkämpften ersten Saisonsieg der Thsv-handballer

Thsv-keeper Erik Töpfer legt selbst alles rein.

gegen einen sehr unbequemen Kontrahent­en an.

Wie viel Töpfer dafür in einem intensiven Heimauftak­t vor 1244 Zuschauern gegeben hatte, ließ sich an seiner ramponiert­en Stimme hören. Und anhand eines Zahlenwert­es ließ sich ablesen, dass er viel dazu beigetrage­n hatte. 13 Paraden wies seine Bilanz auf. Untersetzt mit der Quote von 43 Prozent abgewehrte­r

Bälle ein klasse Arbeitszeu­gnis in einer leidenscha­ftlich auftretend­en Thsv-einheit, sich nach zwei knappen Niederlage­n im Pokal und um Punkte verdienter­maßen belohnte.

„Eine Riesenlast ist von meinen Schultern gefallen“, räumte Thsvtraine­r Misha Kaufmann zufrieden ein, „das wird uns helfen“. „Es war ein hartes Stück Arbeit“, ergänzte Manager René Witte angesichts eines packenden Duells auf Augenhöhe. Eines, in dem ein bessere zweite Hälfte mit einem 4:0-Lauf zu Beginn den Unterschie­d ausmachte, obwohl in Summe Einiges gegen die Thüringer zu laufen schien.

Zehn Minuten länger in Unterzahl, eine Rote Karte gegen Ante Tokic kurz vor der Pause, Pech im Abschluss und ein paar Vorteilssi­tuationen für Ludwigshaf­en, die genauso anders hätten ausgelegt werden können, ja sollen. Für Thsv-trainer Kaufmann gab es mehrfach Anlass, um von unglücklic­hen Entscheidu­ngen sprechen zu können. Dass Tokic runter musste, obwohl er im Abwehrvers­uch genauso nach dem

Ball in den Kreis gesprungen war wie Lion Zacharias, störte ihn ziemlich. Eine Schiri-diskussion wollte er aber ebenso wenig eröffnen wie Erik Töpfer.

„Letztlich muss es egal sein, was der Schiri pfeift“, sagte der Torwart und sah in den Extra-hürden sogar so etwas wie einen zusätzlich­en Antrieb. „Das hat uns viel Mentalität gegeben, noch eine Schippe draufzuleg­en“, fand er. „Aber das passt ja zu einer Teufelsman­nschaft.“

In der fügten sich viele Puzzleteil­e zusammen, um Nachteile in Vorteile umzumünzen. Ein Keeper Johannes Jepsen etwa, der drei von vier Siebenmete­rn parierte. Ebenso die sehenswert­en wie wichtigen Tore von Jannis Schneibel zum 25:21 oder Willy Weyhrauch (26:22) in Schlüsselm­omenten. Eine überhaupt bärenstark­e Defensivle­istung in den zweiten 30 Minuten und stets unbändiger Wille. Diesen Einsatz sprach Gäste-trainer Michael Abt seinem Team in nur fünf Minuten nach der Pause ab: „Da pennen wir komplett. Was nie passieren darf.“

 ?? CHRISTIAN HEILWAGEN ??
CHRISTIAN HEILWAGEN

Newspapers in German

Newspapers from Germany