Herz, Tücken und paar Teufelskerle
Wie Eisenachs Handballer Nachteile in Vorteile wandeln, beeindrucken und ersten Sieg landen
Eisenach. Der siebte Versuch scheiterte. Sechs Mal hatte Fynn Hangstein sicher von der Strafwurflinie vollendet. Sekunden vor Schluss jedoch war der Fuß von Ludwigshafens Keeper Žiga Urbič dazwischen. Kein Beinbruch. Weder für den Eisenacher Topwerfer noch für seine Thsv-männer. Der erste Saisonsieg war mit Hangsteins 28:23 (16:15) kurz zuvor in der Tasche. Einer der Garanten dafür war er mit elf Toren. Wie des Öfteren. Und ein weiterer stand im Eisenacher Kasten.
„Teufelskerl Töpfer“, das hätte für ihn unangenehm geklungen. „Teufelsmannschaft, das klingt viel besser“, meinte Keeper Erik Töpfer mit heiserer Stimme. Mit enormem Zusammenhalt, unglaublich viel Herz gegen zig Tücken hätte sich alle gemeinsam den Ausdruck verdient gehabt. „Jeder hat seinen Job gemacht, einfach alles gegeben“, fügte der 25jährige Torwart am Samstagabend nach dem schwer erkämpften ersten Saisonsieg der Thsv-handballer
Thsv-keeper Erik Töpfer legt selbst alles rein.
gegen einen sehr unbequemen Kontrahenten an.
Wie viel Töpfer dafür in einem intensiven Heimauftakt vor 1244 Zuschauern gegeben hatte, ließ sich an seiner ramponierten Stimme hören. Und anhand eines Zahlenwertes ließ sich ablesen, dass er viel dazu beigetragen hatte. 13 Paraden wies seine Bilanz auf. Untersetzt mit der Quote von 43 Prozent abgewehrter
Bälle ein klasse Arbeitszeugnis in einer leidenschaftlich auftretenden Thsv-einheit, sich nach zwei knappen Niederlagen im Pokal und um Punkte verdientermaßen belohnte.
„Eine Riesenlast ist von meinen Schultern gefallen“, räumte Thsvtrainer Misha Kaufmann zufrieden ein, „das wird uns helfen“. „Es war ein hartes Stück Arbeit“, ergänzte Manager René Witte angesichts eines packenden Duells auf Augenhöhe. Eines, in dem ein bessere zweite Hälfte mit einem 4:0-Lauf zu Beginn den Unterschied ausmachte, obwohl in Summe Einiges gegen die Thüringer zu laufen schien.
Zehn Minuten länger in Unterzahl, eine Rote Karte gegen Ante Tokic kurz vor der Pause, Pech im Abschluss und ein paar Vorteilssituationen für Ludwigshafen, die genauso anders hätten ausgelegt werden können, ja sollen. Für Thsv-trainer Kaufmann gab es mehrfach Anlass, um von unglücklichen Entscheidungen sprechen zu können. Dass Tokic runter musste, obwohl er im Abwehrversuch genauso nach dem
Ball in den Kreis gesprungen war wie Lion Zacharias, störte ihn ziemlich. Eine Schiri-diskussion wollte er aber ebenso wenig eröffnen wie Erik Töpfer.
„Letztlich muss es egal sein, was der Schiri pfeift“, sagte der Torwart und sah in den Extra-hürden sogar so etwas wie einen zusätzlichen Antrieb. „Das hat uns viel Mentalität gegeben, noch eine Schippe draufzulegen“, fand er. „Aber das passt ja zu einer Teufelsmannschaft.“
In der fügten sich viele Puzzleteile zusammen, um Nachteile in Vorteile umzumünzen. Ein Keeper Johannes Jepsen etwa, der drei von vier Siebenmetern parierte. Ebenso die sehenswerten wie wichtigen Tore von Jannis Schneibel zum 25:21 oder Willy Weyhrauch (26:22) in Schlüsselmomenten. Eine überhaupt bärenstarke Defensivleistung in den zweiten 30 Minuten und stets unbändiger Wille. Diesen Einsatz sprach Gäste-trainer Michael Abt seinem Team in nur fünf Minuten nach der Pause ab: „Da pennen wir komplett. Was nie passieren darf.“