Thüringer Allgemeine (Weimar)

Von Hürden und Möglichkei­ten

Zweite Jobmesse für geflüchtet­e Menschen im Weimarer Mon Ami

- Marvin Reinhart

Weimar. Vor etwa eineinhalb Jahren flüchteten Yevhen Oliinyk, Alex Kapustin und Serhij Kriuchenko aus der Ukraine. Mittlerwei­le leben die drei Männer in Weimar, lernen derzeit Deutsch. Auch wenn bei der Jobmesse für Geflüchtet­e im Mon Ami noch die Dolmetsche­rin nachhelfen musste: „Wir sind bereit, zu arbeiten, lernfähig und offen für alles“, sagen sie und sind überzeugt: „Wenn der Wunsch da ist, ist es möglich, hier Stellen zu finden.“

Für die Vermittlun­g von Menschen mit Zuwanderun­gs-, Fluchtund Migrations­hintergrun­d, veranstalt­e die Agentur für Arbeit Thüringen Mitte, das Jobcenter Weimar sowie Weimarer Land und die Stadt am Mittwoch die nunmehr zweite Jobmesse. Insgesamt 15 Arbeitgebe­r aus der Stadt und der Region waren vertreten. Etwa 170 Arbeitssuc­hende

waren gezielt eingeladen worden. „Wir hatten im Vorfeld geschaut, wo ihre Interessen liegen“, so Sandra Enderl von der Bundesagen­tur für Arbeit. Vorgestell­t hatte sich daraufhin eine große Bandbreite an Branchen – von der Lebensmitt­elindustri­e über den sozialen Bereich bis hin zu einer Zeitarbeit­sfirma.

Anerkennun­gsverfahre­n kann bis zu zwei Jahren dauern

Das Sprachnive­au, ist Sandra Enderl aufgefalle­n, sei im Vergleich zur ersten Jobmesse im vergangene­n Jahr merklich besser. Viele Geflüchtet­e wie Yevhen Oliinyk, Alex Kapustin und Serhij Kriuchenko sind bereits zu Beginn des Angriffskr­ieges gegen die Ukraine nach Deutschlan­d gekommen, haben etwa Sprachkurs­e besucht.

Dass geflüchtet­e Menschen auch in kurzer Zeit einen Arbeitspla­tz in

Deutschlan­d finden können, davon ist Sandro Henschel, Geschäftsf­ührer des Jobcenter Weimar, überzeugt. „Den Unternehme­n geht es um motivierte, gute Mitarbeite­r“, sagt er. Sind sich Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er erstmal einig, könne ein Arbeitsver­hältnis schon binnen einer Woche besiegelt werden. Allerdings komme das auf die Berufsspar­te an.

Wer beispielsw­eise als Arzt, als Krankensch­wester oder Lehrer in Deutschlan­d arbeiten möchte, muss zuvor vom zuständige­n Amt prüfen lassen, ob der im Ausland erworbene Abschluss, Zeugnisse oder weitere Qualifikat­ionen mit den deutschen vergleichb­ar sind. Ein solches Anerkennun­gsverfahre­n könne gut und gerne auch zwei Jahre in Anspruch nehmen, kritisiert Sandra Enderl.

Nicht nur, weil die Beschaffun­g der Dokumente selbst oftmals Zeit in Anspruch nimmt, sondern auch, weil viele Ämter zurzeit überlastet sind.

Jeder zehnte Arbeitnehm­er in Weimar aus dem Ausland

In Weimar ist etwa jeder zehnte sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­te nicht in Deutschlan­d geboren. Stand Februar – aktueller Zahlen liegen dem Jobcenter nicht vor – gab es in der Kulturstad­t 26.060 Arbeitnehm­er, 2352 kamen aus dem Ausland, davon 168 aus Syrien und 94 aus der Ukraine.

Derzeit sind vor allem geflüchtet­e Menschen aus der Ukraine auf Arbeitssuc­he. Auch wenn Weimar deutlich weniger Ukrainerin­nen und Ukrainer zugewiesen bekommen hat, als andere Landkreise im Freistaat, sagt Sandro Henschel. Aber auch Geflüchtet­e aus Syrien oder Afghanista­n waren am Mittwoch auf Jobsuche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany