Thüringer Allgemeine (Weimar)

Hofdame Luise träumt von Italien

Beate Hölscher studiert nach der Pensionier­ung noch einmal und legt ihr erstes Buch vor

- Christiane Weber

Die „13“ist für Beate Hölscher eine Glückszahl. Denn als Band 13 seiner Schriftenr­eihe bringt der Freundeskr­eis Goethenati­onalmuseum mit Förderung durch die Thüringer Staatskanz­lei im Quartus-verlag Bucha Hölschers erstes Buch heraus. „Ein Glücksgrif­f“, sagt auch Vorsitzend­er Dieter Höhnl über die Kooperatio­n, denn Beate Hölscher widmet sich einer Persönlich­keit der Weimarer Klassik, die bislang nicht viel öffentlich­e Aufmerksam­keit erfuhr: Luise von Göchhausen (1752-1807), Hofdame von Herzogin Anna Amalia.

Beate Hölscher war Gymnasiall­ehrerin für Deutsch und Kunst, die nach ihrer Pensionier­ung mit 63 Jahren nochmals ein Universitä­tsstudium aufnahm. Sie legt mit der 468 Seiten umfassende­n Neuerschei­nung die nur geringfügi­g überarbeit­ete Version ihrer Dissertati­onsschrift vor. Diese wurde im Winterseme­ster 2021/22 am Fachbereic­h Sprach- und Literaturw­issenschaf­t der Universitä­t Osnabrück angenommen.

Vier bisher unbekannte Briefe bei Recherche entdeckt

Bei der Recherche sei sie zur „Archivmaus“geworden, schmunzelt Beate Hölscher. Sie recherchie­rte in Archiven in Weimar, Rudolstadt, Kraków, Dresden, Frankfurt, Düsseldorf und Leipzig. Dabei förderte sie Erstaunlic­hes zu Tage, nämlich vier bislang unbekannte Briefe von Luise von Göchhausen aus Neapel.

Die neue Publikatio­n des Freundeskr­eises Goethe-nationalmu­seum schließt Lücken in der Forschung und ist auch für den intereshan­del

sierten Laien eine Leseempfeh­lung. Seit den 90er-jahren sei sie immer wieder mit Schülergru­ppen in Weimar gewesen, berichtet die Autorin. Eine spannende Zeit und eine spannende Stadt zwischen Buchenwald und Klassik. „Weimar hat mich immer ziemlich beeindruck­t“, bekennt Beate Hölscher, die mit ihrer Familie im Landkreis Osnabrück zu Hause ist. Schon von Berufs wegen nah an der Klassik orientiert, habe Luise von Göchhausen sie schon immer interessie­rt. Sehr großen Wert habe sie bei ihrer Arbeit darauf gelegt, nur Originalqu­ellen zu verwenden. Adressiert sind die aufschluss­reichen

Briefe an Herzogin Anna Amalia, Charlotte von Stein, Karl Ludwig von Knebel sowie an Johann Gottfried Herder und seine Ehefrau Caroline. Weil vier Briefe und ihre zeitliche Einordnung nun eben doch ein wenig dünn für eine Dissertati­on sind, geht Beate Hölscher ausführlic­h auf den Weimarer Freundeskr­eis um Anna Amalia und die Geselligke­itskultur im 18. Jahrhunder­t sowie auf die damalige Italienseh­nsucht ein. „Ich finde Luise von Göchhausen sehr spannend“, sagt Beate Hölscher.

Die Neuerschei­nung „Aus dem Zauberreic­h Neapel“ist im Buch

in Weimar erhältlich. Für die Autorin geht es direkt weiter: Sie schreibt jetzt eine Biographie über Luise von Göchhausen und kann auch hier ihren profunden Wissenssch­atz über die Hofdame einbringen, von der bislang vor allem eines bekannt war: Nur in ihrer Abschrift ist Goethes „Urfaust“überliefer­t, das Original ist nicht erhalten.

Beate Hölscher „Aus dem Zauberreic­h Neapel“, Luise von Göchhausen in Neapel – Briefe und Selbstzeug­nisse des Jahres 1789, 468 Seiten, Quartus-verlag Jena, 24,90 Euro, ISBN 978-3-94764619-7

 ?? CHRISTIANE WEBER ?? Im Hof des Kirms-krackow-hauses, wo einst auch Luise von Göchhausen lebte stehen Dieter Höhnl, Vorsitzend­er des Freundeskr­eises Goethe-nationalmu­seum (links), Autorin Beater Hölscher und Verleger Detlef Ignasiak, vom Quartus Verlag.
CHRISTIANE WEBER Im Hof des Kirms-krackow-hauses, wo einst auch Luise von Göchhausen lebte stehen Dieter Höhnl, Vorsitzend­er des Freundeskr­eises Goethe-nationalmu­seum (links), Autorin Beater Hölscher und Verleger Detlef Ignasiak, vom Quartus Verlag.

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