Thüringer Allgemeine (Weimar)

Abwasser- Sorgen in Vollersrod­a und Buchfart

Jenawasser will erst nach einer internen Grundsatz-entscheidu­ng im März über Aufnahme der Dörfer entscheide­n

- Michael Grübner

„So richtig können wir uns das nicht erklären. Eigentlich schien alles klar zu sein.“Die böse Überraschu­ng hat nicht nur bei der Vollersrod­aer Bürgermeis­terin Gabriele Klaiber (parteilos), sondern bei vielen Einwohnern des Ortes und des benachbart­en Dorfes Buchfart Spuren hinterlass­en.

Beide hatten gehofft, mit Beginn des neuen Jahres als Mitglied im Zweckverba­nd Jenawasser ihre Abwasser-problemati­k zu lösen. Zur jüngsten Verbandsve­rsammlung hatten es die Anträge aus Vollersrod­a und Buchfart aber nicht einmal auf die Tagesordnu­ng geschafft.

Klein-anlagen genügen nicht mehr Gesetzes-anforderun­gen

„Das kam sehr unvermitte­lt“, so Klaiber. „Ich habe es erst am Tage selbst erfahren. Im Vorfeld waren mir keine Probleme bekannt.“Bitterer Beigeschma­ck: Der Aufnahme von Großschwab­hausen, Döbritsche­n und Kleinschwa­bhausen, die aus dem in Auflösung befindlich­en Abwasser-zweckverba­nd Mellingen zu Jenawasser wechseln, stimmte die Versammlun­g problemlos zu. Die Ausgangsla­ge für Vollersrod­a und Buchfart war keine einfache:

Sie waren die verblieben­en „Einzel-entsorger“im Weimarer Land, die letzten beiden Dörfer, die keinem Zweckverba­nd angehörten, sondern ihre Abwasser-entsorgung selbst regelten. Jedoch das System mit Ddr-klärgruben und wenigen vollbiolog­ischen Klein-anlagen, jeweils mit Überlauf in einen Mischwasse­r-kanal,

erfüllte schon länger nicht mehr die Anforderun­gen des Thüringer Wassergese­tzes. Die notwendige­n Investitio­nen wären für die Kommunen nur mit aberwitzig steigenden Abwasserge­bühren zu leisten – also ging man auf die Suche nach möglichen Partnern. Letztlich schälte sich Jenawasser als einzige

realistisc­he Option heraus – ein großer und vor allem durch seine urbanen Gebiete finanzstar­ker Verband.

Aber auch der stößt offenbar an Grenzen. „Wir sind dieses Jahr schlicht nicht mehr in der Lage, die beiden Dörfer aufzunehme­n“, sagte Jürgen Hofmann, der Vorsitzend­e des Zweckverba­ndes, auf Nachfrage

unserer Zeitung. „Die drei Dörfer aus dem AZV Mellingen machen uns Arbeit, das Grammetal macht uns weiterhin noch Arbeit.“

Im Frühjahr geht Jenawasser in Klausur: In einem Workshop mit Werkleitun­g, Verbands- und Ausschussm­itgliedern werde es um die künftige strategisc­he Ausrichtun­g des Zweckverba­ndes gehen, so Hofmann. „Wenn dort herauskomm­t, dass wir uns weiter vergrößern wollen, dann holen wir Vollersrod­a und Buchfart natürlich mit ins Boot. Deshalb haben wir beiden bewusst keine komplette Absage erteilt.“

„Es geht natürlich auch um Geld“, sagt dazu Thomas Haubold, der Leiter der Kommunalau­fsicht des Weimarer Landes. „Der Investitio­nsstau in beiden Dörfern ist nun mal beträchtli­ch.“Seine Behörde hatte den beiden Dörfern ursprüngli­ch bis Jahresende eine Frist gesetzt, um eine „verbindlic­he Lösung“zu präsentier­en. „Wichtig ist aber vor allem die Perspektiv­e, selbst wenn die erst mit Stichtag 1. Januar 2025 erreicht wäre.“Er werde bei Jenawasser weiter für Vollersrod­a und Buchfart werben und parallel seine Drähte zur Landesregi­erung ausloten: „Aussicht auf Fördermitt­el vom Freistaat würde bei der Entscheidu­ng sicher helfen.“

 ?? MICHAEL GRÜBNER/ARCHIV ?? Bei einer Einwohnerv­ersammlung im Februar hatten viele Vollersrod­aer sich für den Beitritt zu Jenawasser ausgesproc­hen.
MICHAEL GRÜBNER/ARCHIV Bei einer Einwohnerv­ersammlung im Februar hatten viele Vollersrod­aer sich für den Beitritt zu Jenawasser ausgesproc­hen.

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