Thüringer Allgemeine (Weimar)

Noch keine Entscheidu­ng

Wo in Thüringen ein weiterer Erstaufnah­mestandort entsteht, bleibt weiterhin unklar

- Fabian Klaus

Erfurt/nordhausen. Die Entscheidu­ng über eine weitere Erstaufnah­meeinricht­ung in Thüringen steht aus. Am Dienstag hat das Kabinett in seiner Sitzung nicht über eine von Ministerin Doreen Denstädt (Grüne) vorgelegte Liste entschiede­n, auf der mehrere Objekte genannt werden.

„Wir besprechen das vertieft mit den Landkreise­n und Kommunen“, sagte Innenminis­ter Georg Maier (SPD) auf Anfrage dieser Zeitung. Zu konkreten Standorten, ein Objekt in Nordhausen und ein Objekt in Gera sollen nach Informatio­nen dieser Zeitung favorisier­t sein, wollte er sich nicht äußern.

Nach Informatio­nen dieser Zeitung werden Objekte, die in der engeren Auswahl sein sollen, aktuell verstärkt von der Polizei bestreift.

Entscheidu­ng binnen einer Woche geplant

Staatskanz­leichef Benjamin Hoff kündigte nach der Kabinettss­itzung an, dass eine Entscheidu­ng über einen weiteren Standort für die Erstaufnah­me von Flüchtling­en in

der kommenden Woche fallen könnte. Das sei vorgesehen. Bis dahin seien aber noch einige Abstimmung­en zu treffen und Gespräche zu führen. Zwei Dinge seien zentral: Die Aufnahmeka­pazität soll erweitert und die Lagerhalle in Hermsdorf als Aufnahmeob­jekt abgelöst werden. Vom Netz gehen soll sie nach Angaben von Innenminis­ter Maier aber nicht, sondern als Notreserve erhalten bleiben.

Dass es über den neuen Standort noch keine Entscheidu­ng gibt, kritisiert die Union. „Für eine weitere ausgedehnt­e Selbstfind­ungsphase der Landesregi­erung hat Thüringen keine Zeit“, sagt der migrations­politische Sprecher der Fraktion, Stefan Schard und verweist darauf, dass Thüringen im Länderverg­leich die wenigsten Erstaufnah­meplätze habe.

Pläne für Migrations­amt sind vom Tisch

Fest steht derweil: Das von der rotrot-grünen Koalition geplante Landesamt für Migration und Integratio­n (AMI) ist vom Tisch. Die Regierung wird den entspreche­nden Gesetzentw­urf, der sich aktuell im zuständige­n Landtagsau­sschuss befindet, zurückzieh­en. Stattdesse­n entsteht ein „Amt im Amt“, sagte Staatskanz­leichef Benjamin Hoff (Linke).

Heißt: Im Landesverw­altungsamt wird eine zentrale Ausländerb­ehörde eingericht­et, wie sie im Aufenthalt­sgesetz vorgesehen ist.

Am Dienstag waren in den drei Erstaufnah­mestandort­en des Landes 2128 Menschen untergebra­cht. 34 mehr, als am Vortag. In Suhl lebten 1386 Personen (die Grenze liegt bei 1400), in Hermsdorf 648 Menschen und in Eisenberg 94 Menschen. Zum 1. Dezember übernimmt indes das Innenminis­terium weite Teile der Migrations­aufgaben, die bisher im gleichnami­gen Ministeriu­m angesiedel­t waren. Dass das unvorberei­tet kommt wird allein daran deutlich, dass es personelle Folgen bis in die Spitze der Polizeiabt­eilung geben wird.

Eigentlich sollte der derzeitige Abteilungs­leiter der Kommunalab­teilung, Frank Hüttemann, zum Jahresbegi­nn die Leitung der Polizeiabt­eilung übernehmen und den in den Ruhestand ausscheide­nden Frank-michael Schwarz ersetzen. Stattdesse­n wird der stellvertr­etende Polizei-abteilungs­leiter Michael Menzel, der aktuell gegen die Besetzung des Polizeiprä­sidentenpo­stens klagt, die Amtsgeschä­fte bei der Polizeiabt­eilung führen, wenn Schwarz ausscheide­t.

Hüttemann wiederum bleibt solange Chef der Kommunalab­teilung, bis sein Nachfolger gefunden ist. Innenminis­ter Maier bestätigte das dieser Zeitung. In der Kommunalab­teilung sollen künftig auch die Migrations­referate angesiedel­t sein.

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SASCHA FROMM Staatskanz­leichef Benjamin Hoff (Linke) beschreibt in Erfurt die Pläne der Landesregi­erung, um neue Erstaufnah­meplätze zu finden.

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