Ella, endlich in Weimar
Die Sängerin startet ihre deutschlandweite Weihnachtstournee mit Vater Norbert Endlich in der Weimarhalle
Weimar. Die Vorweihnachtszeit steht bevor, und das Kultmärchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“hat wieder Hochkonjunktur – so auch das Lied „Küss mich, halt mich, lieb mich“mit der Märchenmelodie, die Ella Endlich 2009 berühmt machte.
Es folgten Alben, Tourneen und unzählige Fernsehauftritte. Mittlerweile ist sie eine feste Größe in der deutschsprachigen Musiklandschaft und schlägt mit Kolleginnen wie Helene Fischer und Vanessa Mai die Brücke zwischen Schlager und Popmusik. Doch in ihrer ursprünglichen Heimat stand die 39Jährige nie auf der Bühne. Das soll sich nun ändern.
Mit dem Konzert in Ihrer Geburtsstadt, sagen Sie, geht für Sie ein Traum in Erfüllung. Warum?
Absolut. Ich bin in Weimar geboren, doch solang ich auf der Bühne stehe, ist es noch nicht vorgekommen, dass ich in Weimar gespielt habe. Es war immer ein großer Traum für mich. Meine Eltern sind Kinder dieser Stadt. Mein Vater hat an der Musikhochschule Franz Liszt Musik studiert, und meine Mutter ist als junge Frau hier auch ihre Wege gegangen. Sie haben sich hier kennengelernt, und deswegen ist das einfach etwas ganz Besonderes für mich. Einige Mitglieder meiner Familie werden zu dem Konzert kommen, und jetzt haben sie es endlich mal nicht so weit.
Was bedeutet es für Sie, mit Ihrem Vater auf der Bühne zu stehen?
Für mich und meinen Vater ist das eine absolute Ehrensache, und wir verbringen unsere Weihnachtszeit mit nichts lieber als mit Musik. Mein Vater ist ein wunderbarer Musiker und spielt Gitarre und Piano, er singt auch die zweite Stimme für mich. Wir erzählen nebenbei von uns und von unseren erlebten Weihnachten. Dadurch wird es eine sehr emotionale Show. Und ich merke immer, dass die Leute aus unseren Konzerten rausgehen und das Gefühl hatten, dass sie uns so richtig begegnet sind. Deswegen haben diese Shows eine ganz besondere Qualität.
Sie haben Ihre Follower aufgefordert, Ihre Lieblingsgeschichten zu teilen. Was haben Sie damit vor?
Ich habe einen Song, der heißt „Geschichten“und erzählt vom ersten Kapitel meines Lebens: Von meiner Geburt in Weimar geht er über die
Flucht nach Ungarn und Berlin, wo meine Familie wieder zusammengefunden hat. Dann ging’s für mich nach Amerika, nach München und wieder nach Berlin. Also im Grunde alle Kapitel meines Lebens. Darin wird auch die DDR erwähnt, und es heißt „wie war es denn bei dir?“, eine Frage an die Zuhörer. Seitdem bekomme ich Geschichten in Briefform erzählt oder nach den Konzerten. Das ist eine richtige Fanhymne geworden, und ich werde auch in der Weimarhalle einmal kurz „Geschichten“anspielen. Da wir bald Weihnachten haben, habe ich gedacht, frage ich doch alle mal nach ihren schönsten Weihnachtsgeschichten. Einige davon möchte ich im Konzert einbauen.
Die meisten kennen Sie durch das Aschenbrödel-titellied. Singen Sie das noch gern?
Die sieben Erben von Karel Svoboda haben 2009 die Erlaubnis erteilt, diese Märchenmelodie aufzugreifen. Dass ich die Glückliche war, die die passende Stimme hatte, war für mich eine riesige Ehre. Jetzt habe ich das Lied schon so oft gesungen und liebe es noch immer. Der Song verzaubert die Menschen, egal wie alt sie sind. Manchen ist das zu kitschig, über Prinzen zu singen – das musste ich mir auch schon öfter gefallen lassen. Doch je älter ich werde, desto berührender wird diese
Geschichte für mich. Ich sehe mittlerweile die Geschichte eines Mädchens, das für sich selbst einsteht von dem eitlen Prinzen, von ihrem eigenen Leben als arme Waise. Sie kennt trotz allem ihren Wert und gibt dem Prinzen ein Rätsel auf. „Find erst mal heraus, wer ich wirklich bin“, sagt sie ihm sinngemäß, und ich finde das so modern. Ich habe viele Jahre gebraucht, um diesen doppelten Boden zu sehen. Ich hoffe, dass das viele Menschen nachempfinden können.
Sie haben eine Überraschung für das Palliatus Hospiz in Weimar. Warum ist Ihnen das wichtig?
Meine Großeltern waren aus dem Weimarer Land. Beide sind nun verstorben, und ich habe meine Oma in den Tod begleitet. Das war sehr tragisch, weil ich ihr sehr nah stand. Ich bin hier groß geworden mit ihr, bin mit ihr im Sommer durch die Kirschen gegangen, habe jede Jahreszeit erlebt, die diese schöne Gegend zu bieten hat. Ihre letzte Station war das Hospiz. Ich habe dort sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Liebe, die den Menschen auf ihren letzten Metern zuteilwird, fand ich so berührend. Ab dem Moment habe ich gesagt: Wann immer ich in den Genuss komme, in Weimar zu spielen, möchte ich dem Hospiz zehn Konzertkarten schenken als Dank für ihre Arbeit.
Sie sind vor Kurzem Mutter geworden. Ist die Vorfreude auf Weihnachten nun intensiver?
Ja, ist sie. Weihnachten wird so lebendig mit Kindern. Es macht plötzlich ganz neu Sinn. Obwohl mein Sohn noch so klein ist, jetzt mittlerweile fünf Monate alt, ist es etwas, auf das ich mich so sehr freue. Ich habe einen Song geschrieben, der heißt „Du und ich“und wird am 1. Dezember veröffentlicht. Darin heißt es: „Dein erstes Weihnachtsfest in meinem Arm“. Ich hatte viel Respekt vor der Aufgabe. Keine Kunst wird einem Kind gerecht. Ich hatte Ideen, doch habe lang damit herumgespielt, den Text oft gedreht und gewendet. Irgendwann fügte es sich dann. Als ich es zum ersten Mal vorgespielt habe, war meine Family absolut ergriffen. Das bestätigt mich in meinem Weg. So viele Menschen fühlen sich davon angesprochen, wenn man von wahren Gefühlen singt.
Viele Mütter fragen sich wahrscheinlich, wie Sie es jetzt schon schaffen, auf Tour zu gehen. Wie gehen Sie sicher, sich nicht zu übernehmen?
Ich habe noch keine Erfahrungswerte, all das mache ich ja zum ersten Mal. Wichtig war mir, es so zu organisieren, dass ich keine Bauchkrämpfe bekomme, wenn ich an die bevorstehenden Termine denke. Ich will oft genug zu Hause sein und
nicht zu lange Fahrten auf mich nehmen müssen. Der Vater umsorgt das Kind liebevoll, und mein ganzes Umfeld sorgt dafür, dass ich diese Tour gut spielen kann, genießen kann und meinen Sohn nicht unbedingt mitschleifen muss. Ruhe und Routine sind ganz viel wert für ihn.
Ihre „Sternenschwimmer“-tour mussten Sie durch Ihre Schwangerschaft absagen. Können Sie Ihren Fans schon sagen, wann es damit weitergeht?
Noch gibt es nichts Spruchreifes. Fest steht, dass ich wieder Sommerkonzerte spielen will unter dem Motto „Endlich Sommer“. Wann diese Sommertour kommt und ob das dann schon in Verbindung mit einem neuen Album sein wird, weiß ich noch nicht. Aber feststeht, „Endlich Weihnachten“kommt jedes Jahr. Das wollen wir richtig großziehen. Wir überlegen, aus der Show ein Tv-format zu machen, mit mir und meinem Papa als Gastgeber mit Gästen. Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr auch wieder in Weimar spielen können und „Endlich Weihnachten“ein Erlebnis wird, auf das man sich jedes Jahr freuen kann.
„Endlich Weihnachten“am 10. Dezember, 20 Uhr, in der Weimarhalle und am 17. Dezember, 18 Uhr, im Volkshaus Jena. Tickets unter ticketshop-thueringen.de und Tel. 0361 / 227 5 227.