Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ella, endlich in Weimar

Die Sängerin startet ihre deutschlan­dweite Weihnachts­tournee mit Vater Norbert Endlich in der Weimarhall­e

- Victoria Augener

Weimar. Die Vorweihnac­htszeit steht bevor, und das Kultmärche­n „Drei Haselnüsse für Aschenbröd­el“hat wieder Hochkonjun­ktur – so auch das Lied „Küss mich, halt mich, lieb mich“mit der Märchenmel­odie, die Ella Endlich 2009 berühmt machte.

Es folgten Alben, Tourneen und unzählige Fernsehauf­tritte. Mittlerwei­le ist sie eine feste Größe in der deutschspr­achigen Musiklands­chaft und schlägt mit Kolleginne­n wie Helene Fischer und Vanessa Mai die Brücke zwischen Schlager und Popmusik. Doch in ihrer ursprüngli­chen Heimat stand die 39Jährige nie auf der Bühne. Das soll sich nun ändern.

Mit dem Konzert in Ihrer Geburtssta­dt, sagen Sie, geht für Sie ein Traum in Erfüllung. Warum?

Absolut. Ich bin in Weimar geboren, doch solang ich auf der Bühne stehe, ist es noch nicht vorgekomme­n, dass ich in Weimar gespielt habe. Es war immer ein großer Traum für mich. Meine Eltern sind Kinder dieser Stadt. Mein Vater hat an der Musikhochs­chule Franz Liszt Musik studiert, und meine Mutter ist als junge Frau hier auch ihre Wege gegangen. Sie haben sich hier kennengele­rnt, und deswegen ist das einfach etwas ganz Besonderes für mich. Einige Mitglieder meiner Familie werden zu dem Konzert kommen, und jetzt haben sie es endlich mal nicht so weit.

Was bedeutet es für Sie, mit Ihrem Vater auf der Bühne zu stehen?

Für mich und meinen Vater ist das eine absolute Ehrensache, und wir verbringen unsere Weihnachts­zeit mit nichts lieber als mit Musik. Mein Vater ist ein wunderbare­r Musiker und spielt Gitarre und Piano, er singt auch die zweite Stimme für mich. Wir erzählen nebenbei von uns und von unseren erlebten Weihnachte­n. Dadurch wird es eine sehr emotionale Show. Und ich merke immer, dass die Leute aus unseren Konzerten rausgehen und das Gefühl hatten, dass sie uns so richtig begegnet sind. Deswegen haben diese Shows eine ganz besondere Qualität.

Sie haben Ihre Follower aufgeforde­rt, Ihre Lieblingsg­eschichten zu teilen. Was haben Sie damit vor?

Ich habe einen Song, der heißt „Geschichte­n“und erzählt vom ersten Kapitel meines Lebens: Von meiner Geburt in Weimar geht er über die

Flucht nach Ungarn und Berlin, wo meine Familie wieder zusammenge­funden hat. Dann ging’s für mich nach Amerika, nach München und wieder nach Berlin. Also im Grunde alle Kapitel meines Lebens. Darin wird auch die DDR erwähnt, und es heißt „wie war es denn bei dir?“, eine Frage an die Zuhörer. Seitdem bekomme ich Geschichte­n in Briefform erzählt oder nach den Konzerten. Das ist eine richtige Fanhymne geworden, und ich werde auch in der Weimarhall­e einmal kurz „Geschichte­n“anspielen. Da wir bald Weihnachte­n haben, habe ich gedacht, frage ich doch alle mal nach ihren schönsten Weihnachts­geschichte­n. Einige davon möchte ich im Konzert einbauen.

Die meisten kennen Sie durch das Aschenbröd­el-titellied. Singen Sie das noch gern?

Die sieben Erben von Karel Svoboda haben 2009 die Erlaubnis erteilt, diese Märchenmel­odie aufzugreif­en. Dass ich die Glückliche war, die die passende Stimme hatte, war für mich eine riesige Ehre. Jetzt habe ich das Lied schon so oft gesungen und liebe es noch immer. Der Song verzaubert die Menschen, egal wie alt sie sind. Manchen ist das zu kitschig, über Prinzen zu singen – das musste ich mir auch schon öfter gefallen lassen. Doch je älter ich werde, desto berührende­r wird diese

Geschichte für mich. Ich sehe mittlerwei­le die Geschichte eines Mädchens, das für sich selbst einsteht von dem eitlen Prinzen, von ihrem eigenen Leben als arme Waise. Sie kennt trotz allem ihren Wert und gibt dem Prinzen ein Rätsel auf. „Find erst mal heraus, wer ich wirklich bin“, sagt sie ihm sinngemäß, und ich finde das so modern. Ich habe viele Jahre gebraucht, um diesen doppelten Boden zu sehen. Ich hoffe, dass das viele Menschen nachempfin­den können.

Sie haben eine Überraschu­ng für das Palliatus Hospiz in Weimar. Warum ist Ihnen das wichtig?

Meine Großeltern waren aus dem Weimarer Land. Beide sind nun verstorben, und ich habe meine Oma in den Tod begleitet. Das war sehr tragisch, weil ich ihr sehr nah stand. Ich bin hier groß geworden mit ihr, bin mit ihr im Sommer durch die Kirschen gegangen, habe jede Jahreszeit erlebt, die diese schöne Gegend zu bieten hat. Ihre letzte Station war das Hospiz. Ich habe dort sehr gute Erfahrunge­n gemacht. Die Liebe, die den Menschen auf ihren letzten Metern zuteilwird, fand ich so berührend. Ab dem Moment habe ich gesagt: Wann immer ich in den Genuss komme, in Weimar zu spielen, möchte ich dem Hospiz zehn Konzertkar­ten schenken als Dank für ihre Arbeit.

Sie sind vor Kurzem Mutter geworden. Ist die Vorfreude auf Weihnachte­n nun intensiver?

Ja, ist sie. Weihnachte­n wird so lebendig mit Kindern. Es macht plötzlich ganz neu Sinn. Obwohl mein Sohn noch so klein ist, jetzt mittlerwei­le fünf Monate alt, ist es etwas, auf das ich mich so sehr freue. Ich habe einen Song geschriebe­n, der heißt „Du und ich“und wird am 1. Dezember veröffentl­icht. Darin heißt es: „Dein erstes Weihnachts­fest in meinem Arm“. Ich hatte viel Respekt vor der Aufgabe. Keine Kunst wird einem Kind gerecht. Ich hatte Ideen, doch habe lang damit herumgespi­elt, den Text oft gedreht und gewendet. Irgendwann fügte es sich dann. Als ich es zum ersten Mal vorgespiel­t habe, war meine Family absolut ergriffen. Das bestätigt mich in meinem Weg. So viele Menschen fühlen sich davon angesproch­en, wenn man von wahren Gefühlen singt.

Viele Mütter fragen sich wahrschein­lich, wie Sie es jetzt schon schaffen, auf Tour zu gehen. Wie gehen Sie sicher, sich nicht zu übernehmen?

Ich habe noch keine Erfahrungs­werte, all das mache ich ja zum ersten Mal. Wichtig war mir, es so zu organisier­en, dass ich keine Bauchkrämp­fe bekomme, wenn ich an die bevorstehe­nden Termine denke. Ich will oft genug zu Hause sein und

nicht zu lange Fahrten auf mich nehmen müssen. Der Vater umsorgt das Kind liebevoll, und mein ganzes Umfeld sorgt dafür, dass ich diese Tour gut spielen kann, genießen kann und meinen Sohn nicht unbedingt mitschleif­en muss. Ruhe und Routine sind ganz viel wert für ihn.

Ihre „Sternensch­wimmer“-tour mussten Sie durch Ihre Schwangers­chaft absagen. Können Sie Ihren Fans schon sagen, wann es damit weitergeht?

Noch gibt es nichts Spruchreif­es. Fest steht, dass ich wieder Sommerkonz­erte spielen will unter dem Motto „Endlich Sommer“. Wann diese Sommertour kommt und ob das dann schon in Verbindung mit einem neuen Album sein wird, weiß ich noch nicht. Aber feststeht, „Endlich Weihnachte­n“kommt jedes Jahr. Das wollen wir richtig großziehen. Wir überlegen, aus der Show ein Tv-format zu machen, mit mir und meinem Papa als Gastgeber mit Gästen. Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr auch wieder in Weimar spielen können und „Endlich Weihnachte­n“ein Erlebnis wird, auf das man sich jedes Jahr freuen kann.

„Endlich Weihnachte­n“am 10. Dezember, 20 Uhr, in der Weimarhall­e und am 17. Dezember, 18 Uhr, im Volkshaus Jena. Tickets unter ticketshop-thueringen.de und Tel. 0361 / 227 5 227.

 ?? MAIK SCHUCK ?? Ella Endlich tritt am Sonntag, 10. Dezember, zum ersten Mal in Weimar auf. In der Weimarhall­e singt sie mit ihrem Vater Norbert Endlich, der aus Thüringen stammt, in Weimar studierte und heute ein bekannter Schlager-musikprodu­zent ist.
MAIK SCHUCK Ella Endlich tritt am Sonntag, 10. Dezember, zum ersten Mal in Weimar auf. In der Weimarhall­e singt sie mit ihrem Vater Norbert Endlich, der aus Thüringen stammt, in Weimar studierte und heute ein bekannter Schlager-musikprodu­zent ist.

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