Beleidigung als Selbstverständlichkeit
Schiedsrichter um Obmann Tarik El-hallag beziehen offen Stellung und lassen Taten folgen
Tarik El-hallag spricht von einem alarmierenden Trend – einem, der ihn und seine Mitstreiter des Kreisschiedsrichterausschusses des KFA Jena-saale-orla letztlich dazu bewog, mit einem offenen Brief Stellung zu beziehen.
Besagter Brief wiederum hat den respektlosen und mitunter feindseligen Umgang seitens Spielern, Trainern und Zuschauern gegenüber Schiedsrichtern zum Inhalt. Insbesondere jüngere Unparteiische seien von einem derartigen Agieren betroffen. In dem Brief, den der Obmann persönlich verfasste und am Donnerstagmorgen auf der Seite des hiesigen Fußballkreises veröffentliche, mangelt es dann auch nicht an traurigen Beispielen: Schiedsrichter würden unter anderem zur Rede gestellt, angefasst sowie verbal und körperlich attackiert werden. Doch damit nicht genug der Anfeindungen: Ein 14-jähriger Schiedsrichter-assistent sei von einem Spieler, der als Zuschauer anwesend war, mit Stöckchen und Steinchen beworfen worden. Einem 16-jährigen Schiedsrichter
habe man mit einem Feuerzeug gedroht, seine Sachen anzuzünden und dessen anwesender Mutter empfohlen, ihn abends zu schlagen.
Des Weiteren sei ein 16-jähriger Schiedsrichter während des Schulbesuchs von einem Trainer angerufen und nach Spielszenen befragt worden; ein anderer sei nach einem Spiel aufgrund eines vorangegangenen Sonderberichts (Beleidigung) wegen Verleumdung verklagt worden. Ein Großteil der Fälle habe sich nicht selten in dieser Saison in den Nachwuchsligen des KFA Jenasaale-orla
zugetragen. Manche davon seien nicht älter als zwei oder drei Wochen. Doch bereits in der vergangenen Spielzeit habe man ein derartig rohes Verhalten gegenüber Unparteiischen vermehrt ausmachen können, sagt Tarik El-hallag.
Seine Mitstreiter und er hätten oftmals lange Telefonate mit den betroffenen Schiedsrichtern führen müssen, da sie mit den Situationen überfordert gewesen seien, berichtet El-hallag, der in seinem Brief auch noch von einer weiteren perfiden Praxis berichtet: Trainer oder Vereinsvorsitzende würden die Ansetzer anrufen oder ihnen herablassende Nachrichten zukommen lassen, in denen sie einen anderen Schiedsrichter für die jeweilige Partie fordern, weil der vorgesehene Referee angeblich zu schlecht sei.
Außerdem werde Fehlverhalten seitens der Trainer und Spieler oftmals mit vermeintlichen Fehlentscheidungen der Unparteiischen gerechtfertigt; Beleidigungen nicht selten mit überbordenden Emotionen begründet. „Generell herrscht der Tenor vor, dass ein Schiedsrichter dergleichen abkönnen muss, als sei es selbstverständlich, permanent beleidigt und bedroht zu werden“, sagt Tarik El-hallag. Ihn beschleiche das Gefühl, dass Spielern, Trainern und Zuschauern mit Blick auf die Schiedsrichter mitunter jegliche Empathie abhandengekommen sei. „Vielen ist vielleicht auch gar nicht bewusst, was für einen Schaden solch massive Beleidigungen oder sogar eine Bedrohungslage anrichten können.“Daher wolle man nicht länger tatenlos zuschauen und habe eine erste Entscheidung getroffen: „Bei drei Mannschaften haben wir uns als Maßnahme dazu entschieden, keine Schiedsrichter zu einem Spiel anzusetzen. Wir erwarten von diesen Vereinen eine Aufarbeitung der Fälle und Maßnahmen, wie die Schiedsrichter vor solchen Vorfällen in Zukunft besser geschützt werden können. Wir halten uns dieses Vorgehen bei anderen Mannschaften vor, wenn es zu derartigen Vorfällen kommen sollte“, sagt der Obmann entschlossen.
Man müsse jetzt einfach handeln, um Schlimmeres zu vermeiden, mahnt Tarik El-hallag eindringlich, der daran erinnert, dass letztlich die schönste Nebensache der Welt darunter leiden würde: der Fußball.