„Godfather of British Blues“
John Mayall wird 90 Jahre alt. Seine Band „The Bluesbreakers“bringt einige Stars der Musikszene hervor
Man nennt ihn den „Godfather of British Blues“. Seit den 1960er Jahren hat John Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In der von ihm gegründeten Band The Bluesbreakers spielten über die Jahrzehnte viele Stars. Noch bis ins hohe Alter ging der einflussreiche britische Multiinstrumentalist und Bandleader regelmäßig auf Tournee, bevor er im vergangenen Jahr kürzer trat. An diesem Mittwoch wird John Mayall 90 Jahre alt.
Bereits 2021 hatte er vor dem Hintergrund der Corona-pandemie angekündigt, in Zukunft keine Tourneen mehr geben zu wollen. Vereinzelte Konzerte, vor allem in seiner Wahlheimat Kalifornien, schloss er vorerst nicht aus. Doch ein Auftritt im kalifornischen San Juan Capistrano im März vergangenen Jahres markierte dann offenbar doch seinen Abschied von der Bühne. Ein Live-mitschnitt von „Room To Move“wird auf Mayalls Website als „finale Performance“präsentiert.
Obwohl er sich immer ein wenig abseits des Mainstreams bewegte, gilt der am 29. November 1933 im englischen Macclesfield nahe Manchester geborene Mayall als einer der einflussreichsten Musiker seines Genres. Seine Leidenschaft für den Blues und sein Bestreben zu experimentieren und musikalische Grenzen auszuloten, definierten seine langjährige Karriere. Der Sän
ger, Gitarrist, Keyboarder und Mundharmonikaspieler machte sich zudem nicht nur als begnadeter Musiker einen Namen, sondern auch als Bandleader und Mentor, der Talente förderte und ihnen eine Plattform bot.
Die von ihm gegründete Band The Bluesbreakers, deren Mitglieder mehrfach wechselten, wurde zu einer Brutstätte für einige der größten Talente der britischen Musikszene. Die späteren Fleetwoodmac-musiker
Peter Green, John Mcvie und Mick Fleetwood etwa, Mick Taylor, der Anfang der 70er für ein paar Jahre Gitarrist der Rolling Stones war, und nicht zuletzt Eric Clapton glänzten neben Mayall. Das Debütalbum „Blues Breakers with Eric Clapton“gilt als Klassiker.
Dass Mayalls Vater ein Gitarrist mit einer Leidenschaft für Blues und Jazz und mit einer großen Plattensammlung war, spielte sicher eine Rolle für seine Entwicklung.
„Ich habe Jazz und Blues etwa zur selben Zeit wie den Boogie-woogie entdeckt“, erzählte Mayall dem „Guardian“, „das gehörte für mich alles zusammen.“In einer Zeit, in der es noch keine Lehrvideos im Internet gab, brachte er sich selbst das Spielen mehrerer Instrumente bei.
Seine professionelle Karriere begann allerdings erst spät. Mayall war schon 30 Jahre alt, als er die Bluesbreakers gründete. Zuvor hatte er sich für drei Jahre als Soldat in Korea stationieren lassen und nach einem Kunststudium als Grafiker gearbeitet. Praktischer Nebeneffekt: Später gestaltete er viele seiner Plattencover selbst.
Musik spielte er zunächst nur nebenbei. Sein Freund Alexis Korner, selbst eine Blues-legende, soll den Spätstarter schließlich überzeugt haben, die Musik zum Hauptberuf zu machen, und ihm Kontakte in London vermittelt haben. Ab 1963 traten John Mayall & The Bluesbreakers regelmäßig im berühmten Marquee Jazz Club auf, in dem ein Jahr zuvor auch die Rolling Stones ihr erstes Konzert gegeben hatten.
Der Einstieg des ehemaligen Yardbirds-gitarristen Clapton machte die Band noch viel bekannter. Ab 1970 verzichtete Mayall auf den Namen Bluesbreakers, musizierte aber weiter mit ehemaligen Mitgliedern. Auf seinem Album „Back To The Roots“spielen neben Clapton, Taylor und Hartley weitere Größen wie Harvey Mandel und Larry Taylor von Canned Heat oder der Rock'n'roll-geiger und Pionier der E-violine, Sugarcane Harris.
John Mayall bekam 2005 den Order Of The British Empire verliehen und wurde 2016 in die „Blues Hall of Fame“aufgenommen. Sein Privatleben war etwas beständiger als die Besetzung seiner Bluesbreakers. Zweimal war er verheiratet. Daraus gingen sechs Kinder hervor. Inzwischen ist er mehrfacher Großvater. dpa