Thüringer Allgemeine (Weimar)

Antworten auf Verschiebu­ng nach rechts

Wochen gegen Rassismus in Erfurt eröffnet

- Elena Rauch

Der Ort, an dem am Dienstag deutschlan­dweit in Erfurt die Unwochen gegen Rassismus eröffnet wurden, befindet sich in Rufweite zum Steigerwal­dstadion. Filiz Polat, Stiftungsr­at der Stiftung gegen Rassismus, erwähnte das nicht zufällig, denn auch Stadien seien nicht frei von Rassismus. Und gleichzeit­ig liege im Sport ein großes Potenzial für Integratio­n. Es sei wichtig, dass sich auch Sportverbä­nde mit Aktionen wie einem Vereinswet­tbewerb gegen rechts an den Wochen beteiligen. Rassismus komme nicht nur Randbereic­hen vor, jeder Fünfte habe in Deutschlan­d Rassismus erfahren.

Was genau eine solche Erfahrung sein kann, schilderte Renata Chonkova. Sie solle ihr Kind an die Leine nehmen: Den Satz bekam eine Roma-familie von einer Frau zu hören. Es war auf einem Spielplatz und die Vierjährig­e habe mit den Kindern dort spielen wollen. Renata Chonkova ist Mitarbeite­rin bei Romnokher, dem Landesverb­and der Sinti und Roma und berät im Eisenberge­r Büro Geflüchtet­e. Sie berichtete von Anfeindung­en und Ablehnung, die geflüchtet­e Roma nahezu täglich erleben. Bei der Jobsuche, auf Ämtern und sogar bei Ärzten. Und von Erwartunge­n der Gesellscha­ft, denen viele Familien, die nur das Leben am ihnen zugewiesen Rand der Gesellscha­ft kennen, so schnell gar nicht gerecht werden können. „Wir brauchen Ihr Verständni­s, offene Augen und offene Herzen“, plädierte sie in ihrer emotionale­n Ansprache.

Thüringens Migrations­ministerin Doreen Denstädt (Grüne) sprach von einer Diskursver­schiebung nach rechts im öffentlich­en Raum, dem müsse man gerade in Thüringen Antworten entgegense­tzen. Scharfe Kritik übte sie an den Plänen zur Arbeitspfl­icht für Geflüchtet­e. Das in den Debatten bemühte Narrativ, Geflüchtet­e wollten nicht arbeiten, sei für sie rassistisc­h und diskrimini­erend. Wenn man Integratio­n wolle, müsse man die Menschen schneller in Sprachkurs­e bringen und bürokratis­che Hürden für reguläre Arbeit abbauen, so Denstädt, die auch Botschafte­rin der diesjährig­en Wochen gegen Rassismus ist. Deutschlan­dweit sind rund 4000 Veranstalt­ungen geplant, die mit Blick auf die Europawahl bis in den Juni stattfinde­n werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany