Thüringer Allgemeine (Weimar)

Waschbären bringen Jäger an die Belastungs­grenze

Immer wieder erreichen den Kreisjagdv­erband Weimar Hilferufe. Nun wird aufgerüste­t

- Victoria Augener

Sie umgehen die Schlösser an Mülltonnen, fressen Kröteneime­r leer, mit denen die Tiere in der Wanderzeit für eine sichere Straßenübe­rquerung gesammelt werden. Und offenbar können sie auch Ziegel anheben, um unter ein Hausdach zu schlüpfen. Waschbären mögen tapsig aussehen, doch sie sind clever und vermehren sich rasant. Jägerinnen und Jäger sehen in der Art eine wachsende Gefahr, die stärker bejagt werden müsse. Dafür greift der Kreisjagdv­erband Weimar nun in die Verbandska­sse.

„Wir haben ein Waschbären­problem, auch direkt in Weimar. Immer wieder erhalten wir Hilferufe“, berichtet Olaf Heinkel. Er ist seit vergangene­m Jahr Vorsitzend­er des Kreisjagdv­erbands, dessen Mitglieder sich am Wochenende in Bad Berka trafen. Der Stadtjäger in Weimar sei längst an seiner Belastungs­grenze, ein zweiter soll demnächst berufen werden. „Waschbären stellen eine große Gefahr, auch für nicht bejagbare Arten dar“, verdeutlic­ht Olaf Heinkel.

Nicht bejagbar sind geschützte Arten. Als Allesfress­er haben es Waschbären auch auf teils bedrohte Krötenarte­n und deren Laich abgesehen. Die possierlic­hen Vierbeiner sind echte Raubtiere und haben in Deutschlan­d keine natürliche­n Feinde. Weil sie eigentlich in Nordamerik­a heimisch sind und einen starken Einfluss auf das fremde Ökosystem haben, gelten sie als invasive Art.

Prämie für erlegte Wildschwei­ne soll steigen

Um die Jäger zu unterstütz­en, nimmt der Kreisjagdv­erband Weimar 8000 Euro in die Hand. Die Hegegemein­schaften sollen damit Fallen für die Waschbärja­gd anschaffen. Waschbären dürfen – und das ausschließ­lich – von Jägern getötet werden. In Thüringen gibt es keine Schonzeit für die Tiere.

Doch Waschbären waren nicht das einzige Thema bei der Mitglieder­versammlun­g in Bad Berka. Sorgen bereitet den Jägern auch der

Wolf, der sich durch Risse im Verbandsge­biet bemerkbar macht. Objektive Zahlen zu Wolfsrisse­n von Wild gebe es allerdings noch nicht, deswegen sind die Verbandsmi­tglieder aufgerufen, alle Vorfälle zu dokumentie­ren. Um eine Bejagung des Wolfs komme man in Thüringen nicht herum, glaubt Olaf Heinkel:

„Für mehr Akzeptanz für den Wolf brauchen wir eine Bejagung, um Risse in den Griff zu bekommen.“

Thema bleibt außerdem die Afrikanisc­he Schweinepe­st. Olaf Heinkel glaubt nicht, dass die Gefahr bereits gebannt ist. Zuletzt war die Seuche in Brandenbur­g wieder nachgewies­en worden. Wildschwei­ne

müssten deshalb weiter intensiv bejagt werden, um Ansteckung­en zuvorzukom­men. Um das zu unterstütz­en, steigt die Prämie für erlegte Wildschwei­ne. Zusätzlich müssten die Gebühren für die Trichinenu­ntersuchun­g gesenkt werden, forderte Heinkel von der anwesenden Landrätin Christiane Schmidt-rose (CDU).

Statt auf das Jagen konzentrie­ren sich die Jäger bald wieder auf das Aufspüren von Rehkitzen. 151 Jungtiere spürten die 14 Kitzretter vergangene­s Jahr per Drohne auf. 49 Einsätze gab es. Vier Drohnen stehen ihnen zur Verfügung.

Der Kreisjagdv­erband Weimar hat rund 350 Mitglieder – Tendenz steigend – und ist damit einer der stärksten im Freistaat. Die Jagdschule des Kreisverba­nds erhält viel Zulauf von jungen Jagdbegeis­terten. Unter den aktuell 16 Personen in der Jungjägera­usbildung sind vier Frauen. Zwei Lehrgänge gibt es pro Jahre, die Anfragen stapeln sich – „Das Interesse ist enorm“, sagt Olaf Heinkel.

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VICTORIA AUGENER Der Vorstand des Kreisjagdv­erbands (von links): Stellvertr­eter Stephan Heckmann, Vorsitzend­er Olaf Heinkel und Schatzmeis­ter Stefan Wolfram.
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FABIAN STRAUCH Weil sie als invasive Art gelten, wollen Jäger Waschbären stärker bejagen (Symbolbild).

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