Waschbären bringen Jäger an die Belastungsgrenze
Immer wieder erreichen den Kreisjagdverband Weimar Hilferufe. Nun wird aufgerüstet
Sie umgehen die Schlösser an Mülltonnen, fressen Kröteneimer leer, mit denen die Tiere in der Wanderzeit für eine sichere Straßenüberquerung gesammelt werden. Und offenbar können sie auch Ziegel anheben, um unter ein Hausdach zu schlüpfen. Waschbären mögen tapsig aussehen, doch sie sind clever und vermehren sich rasant. Jägerinnen und Jäger sehen in der Art eine wachsende Gefahr, die stärker bejagt werden müsse. Dafür greift der Kreisjagdverband Weimar nun in die Verbandskasse.
„Wir haben ein Waschbärenproblem, auch direkt in Weimar. Immer wieder erhalten wir Hilferufe“, berichtet Olaf Heinkel. Er ist seit vergangenem Jahr Vorsitzender des Kreisjagdverbands, dessen Mitglieder sich am Wochenende in Bad Berka trafen. Der Stadtjäger in Weimar sei längst an seiner Belastungsgrenze, ein zweiter soll demnächst berufen werden. „Waschbären stellen eine große Gefahr, auch für nicht bejagbare Arten dar“, verdeutlicht Olaf Heinkel.
Nicht bejagbar sind geschützte Arten. Als Allesfresser haben es Waschbären auch auf teils bedrohte Krötenarten und deren Laich abgesehen. Die possierlichen Vierbeiner sind echte Raubtiere und haben in Deutschland keine natürlichen Feinde. Weil sie eigentlich in Nordamerika heimisch sind und einen starken Einfluss auf das fremde Ökosystem haben, gelten sie als invasive Art.
Prämie für erlegte Wildschweine soll steigen
Um die Jäger zu unterstützen, nimmt der Kreisjagdverband Weimar 8000 Euro in die Hand. Die Hegegemeinschaften sollen damit Fallen für die Waschbärjagd anschaffen. Waschbären dürfen – und das ausschließlich – von Jägern getötet werden. In Thüringen gibt es keine Schonzeit für die Tiere.
Doch Waschbären waren nicht das einzige Thema bei der Mitgliederversammlung in Bad Berka. Sorgen bereitet den Jägern auch der
Wolf, der sich durch Risse im Verbandsgebiet bemerkbar macht. Objektive Zahlen zu Wolfsrissen von Wild gebe es allerdings noch nicht, deswegen sind die Verbandsmitglieder aufgerufen, alle Vorfälle zu dokumentieren. Um eine Bejagung des Wolfs komme man in Thüringen nicht herum, glaubt Olaf Heinkel:
„Für mehr Akzeptanz für den Wolf brauchen wir eine Bejagung, um Risse in den Griff zu bekommen.“
Thema bleibt außerdem die Afrikanische Schweinepest. Olaf Heinkel glaubt nicht, dass die Gefahr bereits gebannt ist. Zuletzt war die Seuche in Brandenburg wieder nachgewiesen worden. Wildschweine
müssten deshalb weiter intensiv bejagt werden, um Ansteckungen zuvorzukommen. Um das zu unterstützen, steigt die Prämie für erlegte Wildschweine. Zusätzlich müssten die Gebühren für die Trichinenuntersuchung gesenkt werden, forderte Heinkel von der anwesenden Landrätin Christiane Schmidt-rose (CDU).
Statt auf das Jagen konzentrieren sich die Jäger bald wieder auf das Aufspüren von Rehkitzen. 151 Jungtiere spürten die 14 Kitzretter vergangenes Jahr per Drohne auf. 49 Einsätze gab es. Vier Drohnen stehen ihnen zur Verfügung.
Der Kreisjagdverband Weimar hat rund 350 Mitglieder – Tendenz steigend – und ist damit einer der stärksten im Freistaat. Die Jagdschule des Kreisverbands erhält viel Zulauf von jungen Jagdbegeisterten. Unter den aktuell 16 Personen in der Jungjägerausbildung sind vier Frauen. Zwei Lehrgänge gibt es pro Jahre, die Anfragen stapeln sich – „Das Interesse ist enorm“, sagt Olaf Heinkel.